Tod im Pfarrhaus
im Gemeindehaus und haben die Computer hier benutzt?«, fragte Irene und deutete auf Louise Måårdhs Computer, der vor ihnen auf dem Tisch stand.
»Nein. Sie saßen am Computer im Pfarrhof. Ich war dort nachmittags zum Kaffee eingeladen. Elsa ging es recht gut, und sie hatte mich gebeten, vorbeizukommen. Als ich eintraf, war Jacob ebenfalls dort. Elsa sagte, sie hätten den ganzen Vormittag am Computer gehangen, und Sten meinte, er und Jacob seien einer wichtigen Sache auf der Spur. Ich fragte, ob es um die Satanisten ginge, und da nickte Sten.«
»Er nickte? Gesagt hat er nichts?«
»Nein. Aber Jacob und er tauschten einen Blick, als seien sie … Verschworene.«
Verschworene. Vater und Sohn waren den Satanisten, die die Kirche gebranntschatzt hatten, auf der Spur gewesen. Waren sie den Tätern zu nahe gekommen? Gewisse Umstände am Tatort deuteten auf einen Zusammenhang hin. Sten und Jacob Schyttelius hatten die Brandstifter übers Internet gejagt. Da war es nicht mehr so unbegreiflich, dass die Monitore mit einem Pentagramm beschmiert worden waren.
»Wussten viele davon, dass sie die Satanisten via Internet jagten?«, fuhr Irene fort.
Zögernd schüttelte Rut Börjesson den Kopf.
»Das glaube ich nicht. Direkt nach dem Brand redete er viel davon, dass man die Schuldigen festnehmen und eine spürbare Strafe verhängen müsse. Aber je mehr Zeit verging, desto mehr rückten andere Dinge in den Vordergrund. Ich war tatsächlich recht erstaunt, als ich hörte, dass er immer noch damit beschäftigt war, die Satanisten zu jagen.«
»Und dass Sie davon erfahren haben, war reiner Zufall«, stellte Irene fest.
»Ja.«
Einen Augenblick wurde es still. Irene dachte nach.
»Wie war Sten Schyttelius als Mensch?«, fragte sie dann.
Das traurige Gesicht der Gemeindeschwester leuchtete auf.
»Zutiefst gottesfürchtig. Gutherzig. Er hat es mit Elsa und ihrer Krankheit in all den Jahren nicht leicht gehabt, hat aber nie geklagt. Er kümmerte sich um die Kinder und tat seine Pflicht. Eine Putzhilfe hatten sie immer, aber im Übrigen hat er sich um das meiste selbst gekümmert. Er hatte Spaß am Essen und war ein guter Koch und außerdem ein ausgezeichneter Weinkenner. Und ein begeisterter Jäger war er auch. Jedes Jahr nahm er sich zur Elchjagd frei.«
»Und Jacob war wie sein Vater?«
»Ja. Vielleicht kochte er nicht ganz so gut, aber Jäger war er auch. Beide haben sich in den letzten Jahren auch sehr für die Schwedischen Ökumenischen Kinderdörfer engagiert. Sie haben wirklich eine Riesenarbeit geleistet. Vor allem Sten, aber letzten Herbst wurde auch Jacob aktiv.«
»Was war da?«
Eine schwache Röte überzog Rut Börjessons bleiche Wangen, während sie sich vorbeugte und die engagierte Arbeit von Vater und Sohn Schyttelius beschrieb.
»Sie sind mit Hilfssendungen zu bedürftigen Kindern in die von Kriegen und Katastrophen heimgesuchten Länder Afrikas gefahren. Verschiedene christliche Gemeinden in Schweden haben dort Dörfer für Waisenkinder gebaut. Von solchen Dörfern gibt es etwa zehn auf der ganzen Welt. Alles durch den Einsatz von Freiwilligen. Sten und Jacob haben sich sehr engagiert. Die Reisekosten wurden von den schwedischen Gemeinden übernommen, aber sonst bekamen sie nichts.«
»Hilft Rebecka da auch mit?«
»Nein. Sie hat die letzten zwei Jahre in London gelebt und dort als EDV-Beraterin, oder wie immer die sich nennen, gearbeitet. Ich glaube nicht, dass sie irgendwie kirchlich aktiv ist.«
»Hat Elsa Schyttelius die Kinderdörfer ebenfalls unterstützt?«
»Nein. Elsa hatte mit ihrer Krankheit schon genug zu tun.«
Irene sah, dass die dünne Frau vollkommen erschöpft war, und beschloss, das Verhör abzubrechen. Sie erhob sich und brachte Rut Börjesson zur Tür. Dann bat sie die Reinemachefrau Rosa Marques, einzutreten.
Rosa war klein und recht füllig. Ihr dunkles Haar mit einzelnen silbernen Einsprengseln darin trug sie in einem dicken Zopf, der auf den Rücken herabhing. Ihr Gesicht war hübsch und wurde von einem breiten Mund dominiert, der gerne zu lächeln schien. Jetzt allerdings strahlte sie nur Trauer und größten Ernst aus. Vorsichtig setzte sie sich auf die äußerste Stuhlkante und faltete die Hände im Schoß. Irene nahm als Erstes ihre Personalien auf. Sie war achtunddreißig Jahre alt, verheiratet und hatte vier Kinder. Rosa hatte in den vier Jahren, in denen sie beim Ehepaar Schyttelius einmal in der Woche geputzt hatte, keinen näheren Kontakt zu ihren
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