Tod im Pfarrhaus
Vergangenheit, das von Bedeutung sein konnte? Sie und ihre Geschwister waren streng religiös erzogen worden, aber sie und ihre Schwester hatten sich vom Glauben ihrer Kindheit befreit. Trotzdem waren beide immer noch sehr fromm. Kristinas ganze Wohnung war von christlichem Glauben und Askese geprägt. Obwohl sie Vorhänge besaß …
Irene nahm sich vor, in einem Lexikon unter »Laestadianismus« nachzuschlagen. Sie interessierte sich zwar nicht für religiöse Fragen, aber während der laufenden Ermittlung war es ihr jetzt schon mehrmals aufgefallen, wie beschämend ahnungslos sie war. Familie Huss war vermutlich genauso religiös wie die meisten Schweden. Zu Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen ging man in die Kirche, aber sonst nie.
Als Gegengewicht zum Christentum mit seinen Laestadianern, Konventen und was auch immer war dann der Satanismus aufgetaucht. Wie relevant für die Ermittlung war dieses Element des Negativen eigentlich? Spuren existierten, aber bedeuteten sie etwas?
Diese Fragen wirbelten durch ihren Kopf, ohne dass sie eine vernünftige Antwort darauf gefunden hätte.
Als sie auf dem Hauptbahnhof von Göteborg aus dem Zug stieg, schrien es ihr die druckfrischen Aushänge der Göteborgs-Tidning entgegen:
»Extraausgabe! Extraausgabe! Satanistenspur im DREIFACHMORD !«
KAPITEL 8
Irgendein Schwein hat was ausgeplaudert!«
Kommissar Andersson war fürchterlicher Lau ne. Düster starrte er die bei der Morgenbesprechung an diesem Freitag Versammelten an. Keiner der An wesenden wirkte schuldbewusst, und das hatte er auch nicht erwartet. Dumm war es trotzdem, dass niemand da war, den er ausschimpfen konnte.
Svante Malm tauchte in der Tür auf und sagte gelassen:
»Das einzig Merkwürdige ist, dass es nicht schon früher passiert ist.«
Der Kommissar drehte sich auf dem Absatz um und fauchte:
»Wie meinst du das?«
»Na ja. Ist doch ’ne Sensation. Pfarrersfamilie von Satanisten ermordet. Gefundenes Fressen für die Boulevardpresse. Wer das ausgeplaudert hat, hat sich sicher eine goldene Nase verdient.«
Andersson murmelte etwas in seinen Bart hinein. Er war noch immer hochrot. Nachdem er ein paar Mal tief Luft geholt hatte, bat er Svante, die neuesten Erkenntnisse der Spurensicherung zu referieren.
Svante setzte sich und schaute in seine Papiere, die er vor sich auf dem Tisch ausgebreitet hatte.
»Die Analysen der Pentagramme sind fertig. Auf dem Monitor im Sommerhaus war wie erwartet das Blut von Jacob Schyttelius. Wir haben auch das Werkzeug gefunden, das der Mörder benutzt hat: Ein blutiger Backpinsel lag im Papierkorb unter dem Schreibtisch. Das Blut stammte von Jacob.«
Er machte eine kurze Pause und legte ein paar Papiere nach oben.
»Die Analyse des Pfarrhaus-Pentagramms ist einigermaßen überraschend. Der Stern ist aus dem Blut von Sten Schyttelius, aber der ihn umgebende Kreis aus dem von Elsa. Auch hier hat sich der Mörder eines Backpinsels bedient. Wir haben ihn hinten in einer Schreibtischschublade gefunden.«
»Irgendwelche Spuren des Mörders?« fragte Irene.
»Bisher noch keine. Natürlich gibt es haufenweise Haare und Fasern an beiden Tatorten, aber nichts davon erscheint bisher verdächtig. Wir haben auf dem Fußboden des Schlafzimmers im Pfarrhaus Erde aus dem Garten gefunden. Die muss jedoch nicht unbedingt vom Mörder stammen. Entweder das Ehepaar Schyttelius oder einer von euch hat sie reingetragen.«
»Keine Fußabdrücke oder so?«, wollte Andersson hoffnungsvoll wissen.
»Nein. Auch keine Spuren von Körperflüssigkeiten oder anderen obskuren Stoffen.«
»Was meinst du mit obskuren Stoffen?«, unterbrach ihn Fredrik Stridh.
»Stoffe, die bei den Ritualen der Satanisten Verwendung finden. Weihrauch, verschiedene Typen von Narkotika, Alkohol, Blut von Opfertieren beispielsweise. Blut war da, eine ganze Menge, aber es stammte alles von den Opfern.«
Ein Mörder, der keinerlei Spuren hinterlassen hatte. Kaum zu glauben, wenn man daran dachte, dass Blut und Gewebe der Opfer in alle Richtungen gespritzt sein mussten. Irene wandte sich an den Mann von der Spurensicherung:
»Bist du dir ganz sicher, dass bei allen drei Morden dieselbe Waffe verwendet wurde?«
»Ja. Alle drei sind mit dem Gewehr erschossen worden, das unter dem Ehebett der Schyttelius lag, und mit derselben Munition, Norma dreißig null sechs. Auf der Mordwaffe waren keinerlei Fingerabdrücke.«
Svante sammelte seine Unterlagen wieder ein und schob sie in eine verschlissene Stofftasche. Rasch
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