Tod im Pfarrhaus
verdammt gemein!«
Irene nickte und versuchte, einen ruhigeren Ton anzuschlagen.
»Okay. Er war gemein. Aber wieso musst du deswegen Diät halten und an …«
»Um zu zeigen, dass er Unrecht hat, das sage ich dir doch die ganze Zeit!«
»Was beweist du dadurch, dass du an diesem Wettbewerb teilnimmst?«
»Dass ich gut aussehe und eine schöne Frau bin und keine verdammte fette Kuh!«
»Damit beweist du überhaupt nichts. Kommst du nicht in die nächste Runde, dann quälen dich noch größere Selbstzweifel. Aber es wäre noch schlimmer, wenn du gewinnen würdest, denn du willst doch sicher nicht das Leben einer Schönheitskönigin führen.«
»Doch, das will ich …«, begann Katarina, wusste dann aber nicht mehr weiter.
»Nein, das willst du nicht. Du bist hübsch, eine Schönheit, daran ist wirklich nicht zu zweifeln, aber du bist noch so viel mehr. Du bist sportlich und aktiv und gut in der Schule. Du hast eine Unmenge Freunde und Freizeitinteressen und was weiß ich nicht noch alles. Für nichts brauchst du dich zu schämen. Du brauchst dir auch nichts zu beweisen und anderen erst recht nicht.«
»Wer hat behauptet, dass du eine fette Kuh bist?«
Krister stand in dem weißen Frotteebademantel, den er von Irene zu Weihnachten bekommen hatte, in der Tür. Weder Irene noch Katarina hatten ihn die Treppe herunterkommen hören. Sein rötliches Haar stand in alle Richtungen ab. Offenbar hatte er es trockengerubbelt, aber noch nicht gekämmt.
Irene machte eine resignierte Handbewegung.
»Micke. Und deswegen will sie auch an diesem Wettbewerb teilnehmen.«
Krister trat auf seine Tochter zu. Er strich ihr leicht über die Wange und sagte:
»Dass du dich so manipulieren lässt. Wir Männer können richtige Schweine sein. Wir wissen genau, wo es am meisten wehtut. Unsere Gesellschaft ist total schönheitsfixiert, und mit nichts kann man eine Frau besser fertig machen, als wenn man zu ihr sagt, dass sie hässlich ist.«
»Und wie macht man einen Typen fertig?«, fragte Katarina mürrisch.
»Sag mit honigsüßer Stimme, dass er das süßeste winzige Schwänzchen der Welt hat. Und dass er ein miserabler Liebhaber ist, aber dass das in Zukunft sicher in Ordnung kommt, wenn er sich nur traut, sich helfen zu lassen. Dann beendest du das Ganze mit einem weiteren strahlenden Lächeln und sagst, dass es ja schließlich Viagra gibt«, mischte sich Irene ein, ehe ihr Mann antworten konnte.
Krister und Katarina begannen zu lachen, und Irenes Laune hob sich schlagartig.
Krister ging zum Herd und goss den Tee auf. Der Kaffee war bereits durchgelaufen. Er schlurfte zum Kühlschrank.
»Will noch jemand ein Ei?«, fragte er.
Ohne auf eine Antwort zu warten, legte er vier Eier in einen Topf, füllte Wasser ein und stellte das Ganze auf die noch heiße Herdplatte. Erst nachdem er das alles erledigt hatte, wandte er sich wieder an Katarina.
»Ausnahmsweise finde ich, dass du einmal auf deine Mutter hören solltest. Wie gesagt, Männer können richtige Schweine sein, aber Frauen auch. Dafür hast du ja gerade ein schönes Beispiel gehört. Es hält sich also die Waage.«
Katarina öffnete den Mund, um zu antworten, schloss ihn dann aber rasch wieder. Sie warf ihren Eltern einen langen Blick zu und sagte dann:
»Okay. Können wir frühstücken, ohne das weiter zu vertiefen?«
Ihre Eltern nickten und warfen sich einen Blick des Einvernehmens zu.
Nachdem sie am Frölunda Torg ihren wöchentlichen Großeinkauf erledigt hatten, rief Irene bei Rebecka Schyttelius an. Sie ließ es lange klingeln und wollte schon wieder auflegen, als eine dunkle Männerstimme sagte:
»Yes?«
Das brachte Irene aus dem Konzept. Einen Mann am anderen Ende zu hören, hatte sie nicht erwartet. Außerdem war sie nervös, weil sie am Telefon Englisch reden musste. Zögernd sagte sie in ihrem holprigen Schulenglisch:
»Entschuldigen Sie bitte. Ich hätte gern mit Rebecka Schyttelius gesprochen, aber das ist möglicherweise die falsche Nummer?«
Der Mann am anderen Ende lachte leise.
»Ganz und gar nicht. Das ist Rebeckas Nummer, aber sie ist nicht zu Hause. Mit wem spreche ich, bitte?«, erkundigte er sich freundlich.
Nachdem sie ihren Namen gesagt hatte, wurde es am anderen Ende der Leitung wieder still, ehe der Mann von der Insel meinte:
»Ich verstehe. Einer Ihrer Kollegen aus Göteborg hat die letzten Tage auch schon mal nach ihr gefragt … Sie ist wieder in der Klinik. Sie hat einen furchtbaren Schock erlitten, es ist schließlich erst
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