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Tod im Pfarrhaus

Tod im Pfarrhaus

Titel: Tod im Pfarrhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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Risiko ein. Sie kann überfahren werden, oder sie wird bei einer Kabbelei mit anderen Tieren getötet. Dieses Risiko lässt sich nur vermeiden, wenn man eine Stubenkatze hat. Mein Hund war angeleint. Er hat Ihre Katze nicht gejagt. Dass Felix nicht die Kraft hatte, sich aus Sammies Reichweite zu begeben, das ist nun wirklich nicht unsere Schuld oder die unseres Hundes. Was ich hingegen sehr schwerwiegend finde, ist, dass Sie meine Tochter bedroht und mit dem Besen nach ihr geschlagen haben. Wenn das noch mal vorkommt, erstatte ich Anzei ge!«
    Wieder machte Karlhög einen Goldfisch nach. Er sah aus, als könne ihn jeden Augenblick der Schlag treffen, aber Irene war so wütend, dass sie dieses Risiko gerne einging. Sein Zustand ließ es in jedem Fall zu, Leute und Hunde mit dem Besen zu jagen. Nachdem sie so viele Jahre geschwiegen und ihre Wut hinuntergeschluckt hatte, war es äußerst wohltuend, endlich einmal Dampf abzulassen. Ein letztes Mal sah sie ihn durchdringend an, dann machte sie auf dem Absatz kehrt und marschierte nach Hause zurück.
     
    Sie hatte überreagiert. Das musste sie zugeben. Für den Moment war es angenehm gewesen, den jahrelang angestauten Zorn loszuwerden, aber jetzt machte ihr das schlechte Gewissen zu schaf fen. Schließlich hatten die armen Karlhögs ihre geliebte Katze verloren. Und das war eindeutig die Schuld der Familie Huss. Jedenfalls von Teilen der Familie. Irene warf einen anklagenden Blick auf Sammie, was diesen allerdings nicht im Geringsten kümmerte. Laut schnarchend lag er unter dem Glastisch und hielt sein Verdauungsschläfchen. Irene saß mit einer Tasse Kaffee auf dem Sofa. Im Fernsehen lief eines dieser ewigen Quizprogramme, bei denen man Millionen oder gar nichts gewinnen kann, aber sie musste ständig an den toten Felix denken und nahm gar nicht wahr, was auf dem Bildschirm vor sich ging.
    Jenny war irgendwohin gegangen, und Katarina konnte jeden Augenblick vom Training nach Hause kommen. Krister hatte Spätschicht. Sie erwartete ihn frühestens um kurz nach eins.
    Nach einer Weile wanderten ihre Gedanken wieder zu den Schyttelius-Morden. Morgen wollte sie versuchen, Rebecka zu erreichen, und entscheiden, ob sie nach London fahren sollte. Sie durfte auch nicht vergessen, diesen Thomsen von Scotland Yard anzurufen. Wie wohl das Wetter in England um diese Jahreszeit war? Was sollte sie anziehen? Ihren Pass durfte sie auch nicht vergessen. Er war ganz neu. Sie hatte ihn beantragt, weil sie mit Krister im August nach Griechenland fahren wollte. Ihre ersten Ferien im Ausland, seit die Zwillinge zur Welt gekommen waren. Auf Kreta würde es sicher warm und angenehm sein …
     
    Sie schreckte aus dem Schlaf hoch. Im Fernsehen verfolgte ein Streifenwagen mit Blaulicht einen weißen Lieferwagen. Der Lärm der Sirenen hatte sie geweckt. Schlaftrunken schaute sie auf die Digitaluhr des Videorekorders und stellte fest, dass es schon fast Mitternacht war.
    Steif und mit knackenden Gliedern stand sie vom Sofa auf und schaltete den Fernseher aus. Sammie sprang von seinem Platz unter dem Glastisch auf und baute sich vor der Haustür auf. Er musste raus. Dringend. Seit dem Mord an der Katze war er nicht mehr auf der Straße gewesen.
    Seufzend zog Irene Jacke und Stiefel an. Die laue Nachtluft machte sie etwas munterer. Es war eine klare Nacht mit leuchtenden Sternen und einem Halbmond am Himmel.
    Auf dem Weg zurück kam sie am Haus der Karlhögs vorbei. Durch das Küchenfenster sah Irene Margit Karlhög, ein volles Glas Milch vor sich, am Tisch sitzen. Mit geröteten Augen starrte sie geradewegs durchs Fenster. Es war deutlich zu sehen, dass sie geweint hatte. Irene wusste, dass Margit sie nicht sehen konnte, da die Lampe über dem Küchentisch brannte und die im Fenster eben falls.
    Irene war elend zu Mute, als sie wieder ihr Haus betrat. Sammie trottete vor ihr her ins Schlafzimmer. Es galt, sich ins Bett von Herrchen zu legen, ehe Frauchen kam, und dann so zu tun, als läge man im Tiefschlaf.
    Irene schaute in Katarinas Zimmer und hörte die gleichmäßigen Atemzüge ihrer Tochter.
    In Jennys Zimmer war das Bett immer noch leer.
     
    Samstagmorgen schliefen alle Mitglieder der Familie Huss in der Regel aus. Erst kurz vor zehn kam Irene wieder zu sich. Nach einer Weile merkte sie, dass das an Sammie lag, der ihr den rechten Fuß leckte, der unter der Decke hervorgerutscht war. Füßen konnte er nicht widerstehen, je verschwitzter, desto besser.
    »Pfui, Hunde sind wirklich eklig!«,

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