Tod im Pfarrhaus
musste nicht selbst am Herd stehen.
Eine Weile nach dem Essen klingelte das Telefon. Jenny war am nächsten dran und hob ab. Sie kam mit dem schnurlosen Telefon in der Hand zurück und reichte es Irene. Leise sagte sie:
»Irgendein Typ, der Englisch redet und mit dir sprechen will.«
»Wenn er Englisch redet, brauchst du doch nicht so zu flüstern. Er versteht ohnehin kein Wort«, meinte Katarina spöttisch.
Irene nahm den Hörer und ging in die Diele, um dem Gerede der Zwillinge zu entgehen, ehe sie antwortete:
»Irene Huss.«
»Hier ist Christian Lefèvre. Wir haben schon einmal miteinander telefoniert.«
»Ich erinnere mich.«
»Rebecka bat mich, Sie anzurufen. Es geht ihr nicht gut, und sie hat das Gefühl, dass sie nicht die Kraft hat über … das, was vorgefallen ist, zu sprechen.«
»Will sie sich überhaupt nicht mit mir unterhalten?«
»Nein.«
Irene dachte fieberhaft nach. Schließlich sagte sie bestimmt:
»Sie muss aber. Wir kommen ohne sie mit unseren Ermittlungen nicht weiter.«
»Sie sagt, dass sie nichts weiß.«
»Das tut sie bestimmt. Vielleicht erscheint ihr vieles nicht wichtig, aber sie kann uns mit Sicherheit helfen«, sagte Irene und versuchte, überzeugter zu klingen, als sie in Wirklichkeit war.
Christian Lefèvre schwieg lange, ehe er sagte:
»Was haben Sie herausgefunden, das Sie annehmen lässt, dass Rebecka etwas Wichtiges wissen könnte?«
Diese Frage überraschte Irene, aber sie fing sich rasch.
»Das kann ich Ihnen nicht sagen«, erwiderte sie kurz angebunden.
Wieder wurde es am anderen Ende still. Schließlich räusperte sich Lefèvre und sagte:
»Ihr Arzt sagt, dass sie Ruhe braucht. Man darf sie nicht noch mehr beunruhigen. Ich kannte zwar ihre Familie nicht, aber ich kenne Rebecka, und sie bedeutet mir sehr viel.«
»Waren Sie deswegen in ihrer Wohnung?«
»Ihrer Wohnung? Das ist genauso meine Wohnung.«
»Leben Sie zusammen?«
»Nein, aber fast«, antwortete er kurz.
Eine merkwürdige Antwort. Entweder wohnt man zusammen oder nicht, fand Irene, beschloss aber, die Sache bis auf weiteres auf sich beruhen zu lassen. Ebenso kurz angebunden sagte sie:
»Sie können Rebecka ausrichten, dass ich in ein paar Tagen vorbeikomme. Wann genau, werde ich noch sagen.«
Ihr »Good-bye« wurde von Schweigen beantwortet, und dann knallte der Hörer auf die Gabel.
KAPITEL 10
Wir beginnen mit Jacob Schyttelius. Einunddreißig. Aufgefunden in einem Sommerhaus mit einer Schusswunde im Brustkorb und einer im Kopf. Bei der Leiche wurde keine Waffe gefunden, aber die ballistische Untersuchung hat ergeben, dass er mit derselben Waffe erschossen wurde wie seine Eltern. Die Einschussstelle der ersten Kugel befindet sich ein paar Zentimeter schräg über dem Herzen in Richtung Brustbein. Die Kugel hat die Hauptschlagader durchtrennt und ist in der Wirbelsäule stecken geblieben. Um die Einschussstelle herum sind keine Schmauchspuren zu finden. Der zweite Schuss hat den Kopf durchschlagen. Vermutlich lag die Einschussstelle einen Fingerbreit über der Nasenwurzel. Die noch vorhandenen Gesichtspartien sind von Ruß- und Pulverpartikeln in großen Mengen bedeckt. Da die Munition großkalibrig war, wurde der gesamte Hinterkopf weggerissen.«
Hier unterbrach Kommissar Andersson das Vorlesen des vorläufigen Obduktionsberichts, den er am Morgen erhalten hatte. Er blinzelte über den Rand seiner billigen Lesebrille.
»Jetzt kommt eine ellenlange Auslassung, welche Teile des Gehirns geschädigt wurden. Das lasse ich aus.«
Er räusperte sich und fuhr dann mit dem Vorlesen fort.
»Die Kugel wurde auf dem Fußboden gefunden. Beide Schusswunden waren tödlich. Das Opfer muss sofort das Bewusstsein verloren haben und innerhalb von kürzester Zeit gestorben sein. Bei der Untersuchung war der Rigor mortis bereits vollständig eingetreten. Die Körpertemperatur lässt darauf schließen, dass Schyttelius ca. sechzehn Stunden tot war, als man ihn fand. Er starb etwa um dreiundzwanzig Uhr am Montagabend, plus-minus eine Stunde.«
Der Kommissar sah erneut von seinen Papieren auf.
»Wir wissen, dass er bis zweiundzwanzig Uhr trainierte. Dann war er in der Sauna und hat geduscht. Wann genau er das Fitnessstudio verließ, wissen wir nicht. Am wahrscheinlichsten ist, dass er zwischen elf und zwölf Uhr nachts ermordet wurde. Genauer können wir den Zeitpunkt noch nicht eingrenzen.«
Er sah auf sein Papier. Es dauerte eine Weile, bis er die Stelle fand, die er suchte.
»Die toxikologischen Tests
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