Tod im Pfarrhaus
ein paar Tage her, dass sie erfahren hat … na ja, dieses Ungeheuerliche, Sie wissen schon. Aber ich habe mit ihrem Arzt gesprochen, und der sagt, dass sie vielleicht am Montag nach Hause darf.«
»Darf ich fragen, wer Sie sind?«
»Christian Lefèvre. Rebecka ist meine Angestellte.«
»In der Computerfirma?«
»Ja.«
Und was haben Sie in Rebeckas Wohnung zu suchen?, lag es Irene auf der Zunge.
»Könnten Sie Rebecka ausrichten, dass ich mit ihr sprechen möchte?«, meinte sie dann aber nur.
»Natürlich.«
Irene gab ihm ihre Büronummer, ihre Privatnummer und die Nummer ihres Handys. Dann legte sie auf.
Sie hatten eine Menge köstlicher Dinge eingekauft und bereiteten sich auf einen richtig gemütlichen Abend vor. Eigentlich hätte Krister an diesem Wochenende arbeiten sollen, aber sein Kollege Lenny musste das folgende Wochenende freinehmen. Krister war es egal, und deswegen hatten sie getauscht. Jenny war schon am frühen Nachmittag verschwunden, um mit ihrer Band zu proben. Bevor die Haustür hinter ihr ins Schloss fiel, hatte sie noch verkündet, dass sie bei Martin übernachten würde.
Katarina zuckte mit den Achseln, als sie wenig später nach Martin gefragt wurde.
»Keine Ahnung. Sie treffen sich schon seit einer Weile. Irgendein Musiker, glaube ich.«
Das hätte sich Irene gerade noch selbst zusammenreimen können.
Irene wählte Jennys Handynummer und verlangte von ihrer Tochter Martins vollständigen Namen, seine Adresse und Telefonnummer. Das war die Bedingung zum Übernachten. Die Alternative war, von der Polizei abgeholt zu werden, im Klartext von einer Mutter, die Kriminalinspektorin war. Sie stutzte, als sie die Adresse hörte. Wohnungen an der Avenyn waren nicht billig. Offenbar ein Knabe mit reichen Eltern.
Katarina verschwand zu einer Klassenkameradin, die ein Fest veranstaltete. Abgesehen vom Klappern der Töpfe und anderer Küchengeräte, die der Küchenchef für seine Kreationen benötigte, senkte sich der Wochenendfrieden über das Reihenhaus der Familie Huss. Irene nahm Sammie auf einen Abendspaziergang mit, um nicht im Weg zu sein. Später würde sie den Tisch decken. Gelegentlich durfte sie auch schon mal den Salat machen. Sie hatte nichts auszusetzen an diesem Arrangement, da sie lausig kochte. Bevor sie Krister begegnet war, hatte sie es nicht gelernt, und nachdem sie zusammengezogen waren, war es nicht mehr nötig gewesen.
Es war fast acht. Ihr Hunger machte sich bemerkbar. Vor ihrem inneren Auge sah sie bereits die leckeren Gerichte, die Krister zubereitete. Da sie zusammen eingekauft hatten, kannte sie das Menü. Als Vorspeise gab es im Ofen gebackenen und mit Honig gesüßten Ziegenkäse auf einer Scheibe Weißbrot mit Basilikum, als Hauptgang gegrillten Dorsch mit Gemüse aus dem Wok, dazu Weißweinsauce und Kartoffelbrei. Zum Nachtisch dann Irenes Lieblingsessen: Mousse au Chocolat. Nichts für Gewichtsbewusste, aber wahnsinnig gut. Der Wein kam aus Südafrika und hieß lustigerweise Something Else. Sie probierten ihn zum ersten Mal.
Ohne es eigentlich zu wollen, schielte sie im Vorbeigehen durchs Küchenfenster der Karlhögs. Das Ehepaar Karlhög saß am Küchentisch, und die Lampe darüber brannte. Bei denen gibt es wirk lich kein Dinner bei Kerzenschein, dachte Ire ne. Im nächsten Augenblick sah sie, wie Margit Karlhög zum Taschentuch griff und sich die Augen trocknete. Ihr Mann stierte auf den Tisch und löf felte mechanisch. Auf der Arbeitsplatte hinter ihnen stand eine geöffnete Dose Bongs-Fleischsuppe.
Die Freude auf das bevorstehende Abendessen verschwand. Die beiden Karlhögs wirkten so traurig, vollständig am Boden zerstört, dass sie Samstagabend nicht einmal die Kraft hatten, richtig zu kochen. Da Sammie vollkommen unbekümmert an seinem Ende der Leine zog, war es sein Frauchen am anderen Ende, das sich mit dem schlechten Gewissen abplagen musste.
Sie beschloss, Krister nichts davon zu sagen, um die Stimmung nicht zu verderben.
Natürlich merkte er sofort, dass etwas nicht stimmte, und noch ehe sie mit der Vorspeise fertig waren, erzählte sie ihm, was sie durch das Fenster der Karlhögs beobachtet hatte.
»Sie trauern wirklich um ihre Katze«, schloss sie.
Krister nickte.
»Scheint ganz so zu sein. Wir werden ihnen eine neue besorgen müssen.«
Hoffnung keimte in Irene auf.
»Kennst du jemanden, der eine Katze loswerden will? Oder ein Katzenjunges?«
»Nein. Aber wir können uns ja umhören. Vielleicht weiß ja jemand bei der Arbeit
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