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Tod im Pfarrhaus

Tod im Pfarrhaus

Titel: Tod im Pfarrhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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sie:
    »Was meinst du damit, dass sie vom Bösen kam?«
    »Wo auch immer sich Sten jetzt befindet, jedenfalls sind es nicht die Gefilde der Seligen!«, stellte Eva sachlich fest.
    »Meinst du, dass er in der Hölle ist?«
    »Nein. Es gibt keinen Ort, der Hölle heißt. Weißt du, was die Hölle ist?«, fragte Eva und sah Irene an.
    »Nein.«
    »Dass alles zu spät ist. Dass man nichts mehr ändern oder wieder gutmachen kann. Dass man auch nach dem Tod noch der ist, der man im Leben gewesen ist. Dass du nichts mehr, was du gesagt oder getan hast, ändern kannst, und dass das alle Menschen, denen du begegnet bist oder die dir nahe waren, noch lange nach deinem Tod beeinflusst. Generationen lang, Jahrhunderte … ja, vielleicht für alle Ewigkeit. Alle Religionen versprechen Frieden und Erlösung von den Sünden nach dem Tod. Die Wahrheit ist, dass man nicht von sich erlöst werden kann.«
    Es dauerte lange, bis Irene verinnerlicht hatte, was die Kantorin gesagt hatte. Eva stellte die Flasche auf den Tisch.
    »Jetzt fahren wir und holen das Kätzchen.«
     
    Irene fuhr, und Eva lotste sie die pfützen- und schlaglochreichen Kieswege entlang. Eva erzählte, die Katze guter Freunde von ihr hätte sich dieses Jahr ungewöhnlich zeitig schwängern lassen. Die Kätzchen seien schon so gut wie entwöhnt. Da die neue Familie bereits Katzen gehabt habe, sollte es eigentlich keine Probleme geben.
    »Da wohnen sie«, sagte Eva plötzlich und deutete auf einen kleineren Bauernhof, der etwas abseits vom Weg lag. Irene bog in die Einfahrt ein. Ihr taten die Stoßdämpfer Leid. Die hatten es jetzt bald hinter sich. Irene parkte vor dem Haus, und Eva stieg aus, ohne sie zu fragen, ob sie mitkommen wollte.
    Der kleine Hof wirkte sehr ordentlich. Das Wohnhaus war weiß verputzt und stach gegen die rot gestrichenen Nebengebäude und Stallun gen ab. Die Beete waren zum Bepflanzen umgegraben.
    Nach einer Weile kam Eva durch den Regenguss angelaufen. In den Armen hielt sie einen Pappkarton. Irene öffnete die Beifahrertür, damit sie ins Auto springen konnte. Als sie sich mit dem Karton auf dem Schoß hingesetzt hatte, sah Irene, dass auf dem Deckel, in den Luftlöcher gebohrt waren, »Ecco« stand. Vorsichtig öffnete Eva den Deckel einen Spaltweit und flüsterte:
    »Guck mal, wie süß! Sie heißt Felicia. Denk dran, dass du ihrer neuen Familie sagst, dass sie auf keinen Fall den Namen ändern dürfen.«
    Irene sah ein aprikosenfarbenes Pelzknäuel, das auf einem gelben Frotteehandtuch lag.
    »Felicia«, wiederholte sie, um es ja nicht zu vergessen.
     
    Den ganzen Weg zurück in die Reihenhaussiedlung schlief Felicia in ihrem Karton. Der Regen hörte in dem Moment auf, in dem Irene in den Fiskebäcksvägen einbog. Die untergehende Sonne schaute unter den Wolkenbänken hervor und färbte deren Unterseiten funkelnd goldrot. Ein großartiges Farbenspiel.
    Nachdem Irene ihren Wagen abgestellt hatte, ging sie auf direktem Weg zur Haustür der Karlhögs und klingelte. Nach dem zweiten Klingeln öffnete Margit Karlhög die Tür einen Spalt. Irene versuchte, unbekümmert zu klingen, als sie die Sätze sagte, die sie sich auf der Fahrt zurechtgelegt hatte:
    »Hallo, Margit. Ich frage mich, ob Sie sich nicht um die kleine Felicia kümmern könnten. Eine Freundin von mir sucht für sie ein neues Zuhause. Sonst müssten sie sie einschläfern lassen, und das wäre traurig.«
    Beim letzten Satz zuckte Margit Karlhög zusammen und sah Irene entsetzt an. Fast unfreiwillig schaute sie dann auf den Karton. Irene öffnete den Deckel und hielt ihn Margit hin.
    Die kleine Felicia erwachte genau im rechten Augenblick. Sie reckte ihre wolligen Glieder, gähnte und streckte dabei ihre kleine hellrosa Zunge heraus. Vorsichtig hob Margit das schlaftrunkene Kätzchen hoch und vergrub vorsichtig ihre Nase in seinem weichen Pelz.
    »Wie süß … kleine Felicia … vielen Dank«, stammelte sie leise, ohne Irene anzusehen.
    Sie wurde von dem aprikosenfarbenen Pelzbündel völlig in Anspruch genommen. Da drehte Felicia den Kopf zur Seite und sah Irene mit ihren runden veilchenblauen Augen an.

KAPITEL 11
    So ein verdammter Eiertanz wegen Rebeckas Nerven!«, ereiferte sich Kommissar Andersson.
    Er war alles andere als froh, dass sich Irenes Londonreise verzögern würde.
    »Dieser Franzose will die Vernehmung sabotieren«, stellte er wütend fest.
    Mit so langen Schritten, wie es seine kurzen und krummen Beine erlaubten, marschierte er dann in seinem Zimmer auf und ab.

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