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Tod im Pfarrhaus

Tod im Pfarrhaus

Titel: Tod im Pfarrhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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Irene saß auf dem Besucherstuhl und wartete darauf, dass der Sturm nachlassen würde. Andersson blieb vor seinem Fenster stehen und tat so, als würde er durch die dicke Schmutzschicht die Aussicht auf den Ernst-Fontells-Platz genießen. Er holte ein paarmal tief Luft und wandte sich dann wieder an Irene.
    »Ich kann verstehen, dass sie bei Erhalt der Nachricht einen Schock erlitten hat, und zwar einen ordentlichen. Das ist nicht weiter merkwürdig. Aber wir müssen uns endlich mit ihr unterhalten! Schließlich geht es um ihre eigene Sicherheit! Nicht mal annäherungsweise ein Motiv haben wir. Das Einzige, was wir haben, sind diese verdammten Satanistensterne!«
    Fast wäre ihm Irene ins Wort gefallen und hätte ihm erklärt, was die Pentagramme symbolisierten, doch sie konnte sich gerade noch beherrschen. Was sie bei Eva Möller erlebt hatte, ließ sich schwer in Worte fassen.
    Dem Kommissar fiel ihr Schweigen nicht weiter auf. Grübelnd fuhr er fort:
    »Kann sie nach Schweden zur Beerdigung kommen, ohne sich in Gefahr zu begeben, oder müssen wir sie bewachen lassen? Wir wissen noch überhaupt nichts! Verdammt noch mal, sie muss uns doch einen Hinweis auf das Motiv geben können!«
    Irene nickte:
    »Ganz deiner Meinung. Ich rufe Glen Thomsen noch mal an. Vielleicht hat er eine Idee.«
     
    »Sie hat nicht die Kraft zum Sprechen, sagt sie. Ich habe es versucht, aber sie fängt immer sofort an zu weinen.«
    Die Stimme von Inspector Glen Thomsen klang ruhig und angenehm. Irene versuchte, sich vorzustellen, wie er aussah, aber es gelang ihr nicht.
    »Mir ist allerdings klar, dass es Ihnen auf den Nägeln brennt. Die Sache mit dem Motiv scheint ja wirklich schwierig zu sein. Diese Morde sind ziemlich Aufsehen erregend. Sogar für englische Ver hältnisse. Stimmt das mit den Satanistensymbolen?«
    »Die Symbole waren mit dem Blut der Opfer auf die Computermonitore gepinselt.«
    »Dann stimmt also, was in den hiesigen Zeitungen stand. Als ich Rebecka zuletzt gesehen habe, habe ich sie danach gefragt, ob ihre Familie von Satanisten bedroht worden sei, aber sie hat nur den Kopf geschüttelt und angefangen zu weinen. Es ist unmöglich, mit ihr zu reden.«
    »Es war natürlich ein wahnsinniger Schock …«, begann Irene, aber Thomsen unterbrach sie.
    »Natürlich, aber vorher war sie auch nicht ganz gesund. Ich meine, psychisch.«
    »Ach?«
    »Nein. Dr. Fischer sagt, sie sei seit September bei ihm wegen Depressionen in Behandlung.«
    Irene dachte angestrengt nach. Rebecka hatte also bereits vor den Morden Depressionen gehabt. Ihr Bruder war im Herbst wegen psychischer Probleme krankgeschrieben worden. Alle nahmen an, dass dies mit der Scheidung zusammenhing. War vielleicht etwas anderes der Grund gewesen? Sie wurde von Thomsens Stimme aus ihren Überlegungen gerissen:
    »Vielleicht bekommen Sie als Frau und Landsmännin leichter Kontakt zu ihr.«
    »Vermutlich sollte ich einen Versuch machen. Unsere Ermittlungen sind vollkommen festgefahren. Außerdem wissen wir immer noch nicht, ob Rebecka ebenfalls in Gefahr ist.«
    »Sie bestreitet, dass jemals irgendwelche Drohungen existiert haben, aber wie sollen wir wissen, ob das wahr ist. Ich habe den starken Eindruck, dass sie etwas zurückhält. Es ist zwar nur ein Gefühl, aber trotzdem.«
    »Rebecka ist wie ihr Vater … Sie hat verborgene Abgründe.« Irene erinnerte sich wieder an Eva Möllers Worte.
    »Ich brauche noch ein paar Tage, um Doktor Fischer und Rebecka vorzubereiten. Sie muss begreifen, dass ihr nichts anderes übrig bleibt, als mit Ihnen zu sprechen. Schlimmstenfalls muss die Vernehmung in der Klinik stattfinden.«
    »Wenn Sie mir dabei helfen würden, wäre ich Ihnen sehr dankbar«, sagte Irene und meinte es auch so.
    »Keine Ursache. Mal sehen … heute ist Dienstag. Wenn Sie am Donnerstag kommen und eine Nacht bleiben, dann haben wir zwei Tage Zeit. Das müsste reichen.«
    Irene konnte eine gewisse Enttäuschung nicht verhehlen. Sie wäre gerne noch einen weiteren Tag geblieben, aber natürlich sah auch sie ein, dass es sich nicht um eine Urlaubsreise handelte.
    »Meine Schwester hat ein nettes kleines Hotel in Bayswater. Ich reserviere für Sie dort für die Nacht von Donnerstag auf Freitag ein Zimmer. Rufen Sie mich an, wenn Sie den Flug gebucht haben, dann hole ich Sie ab. Vergessen Sie nicht zu fragen, auf welchem Flughafen Sie ankommen.«
    »Danke«, sagte Irene. Fast fehlten ihr die Worte.
     
    Telefonisch bestellte Irene ein Ticket für die Früh

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