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Tod im Pfarrhaus

Tod im Pfarrhaus

Titel: Tod im Pfarrhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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heute Vormittag vorbeischauen könnten«, fuhr Thomsen fort.
    Der Verkehr war dicht. Auf der einen Seite lag der grüne Hyde Park hinter seinem hohen Schmiedeeisenzaun, auf der anderen standen Häuser mit prächtigen Fassaden. Plötzlich bog Glen Thomsen in eine Seitenstraße ein.
    Der Kontrast war deutlich. Die Straße war recht schmal und kaum befahren. Die Häuser waren aus Ziegel oder verputzt, höher, aber nicht so exklusiv wie die an der Prachtstraße. Im Erdgeschoss waren kleine Läden und Restaurants mit exotischen Namen untergebracht. Irene fiel ebenfalls auf, dass es hier zahlreiche Hotels gab.
    »Hier sind eine Menge Hotels«, meinte sie.
    »Ja. Ein paar sind richtig schick, aber bei den meisten handelt es sich um kleine Familienbetrie be.«
    Er bog in eine noch kleinere Straße ein und hielt dann an. Ein paar Stufen führten zu einer Tür mit Bleiglasfenstern hinauf. Zwei Säulen stützten das Vordach. In einem Fries stand in zierlichen Goldbuchstaben Thomsen Hotel. Auf beiden Seiten der Tür waren große Fenster, durch die man in die Rezeption schauen konnte. Breiter schien das Hotel nicht zu sein, da neben den Fenstern bereits die Nachbarhäuser anfingen. Das schmale hohe Gebäude schien frisch renoviert zu sein. Der Putz leuchtete weiß, und die Fensterrahmen waren in einem milden Hellblau frisch gestrichen. Irene gefiel das kleine Hotel sofort.
    Glen Thomsen hielt ihr die Tür auf und bestand darauf, ihr die Tasche zu tragen. Irene trat in die helle Lobby und wurde von einer Frau begrüßt, die nur Glens Schwester sein konnte. Wenn sie lächelte, war die Ähnlichkeit besonders deutlich.
    Sie war einen Kopf kleiner als ihr Bruder und hatte etwas hellere Haut. Sie schien im selben Alter wie Irene zu sein.
    »Willkommen im Thomsen Hotel. Ich heiße Estell.«
    Sie hielt ihr die rechte Hand hin und fuhr sich gleichzeitig mit der anderen in den Nacken, um den Sitz ihres schweren Knotens zu kontrollieren. Das goldbraune, kurzärmlige Kleid stand ihr ausgezeichnet und passte zu ihren Augen. Die Frau musste in jungen Jahren eine wahre Schönheit gewesen sein und war immer noch sehr gut aussehend.
    »Hallo, Estell. Du kannst mir eine Tasse Kaffee geben, während Irene ihr Zimmer bezieht.«
    Glen wandte sich an Irene und fragte:
    »Reicht Ihnen eine Viertelstunde?«
    »Natürlich.«
    »Gut. Ich warte hier auf Sie.«
     
    Das Zimmer war ganz oben. Zum ersten Mal in ihrem Leben begegnete Irene einem Einpersonenaufzug. Beim besten Willen hätten nicht zwei Personen in den winzigen Fahrstuhl gepasst.
    Nachdem der kleine, schmale Aufzug glücklich in den vierten Stock gerumpelt war und sogar bereitwillig die Türen geöffnet hatte, entschloss sich Irene, in Zukunft die Treppen zu benutzen.
    Das Zimmer war erstaunlich groß und in Smaragdgrün und Goldbeige gehalten. Alles blitzte neu renoviert, vom Teppich auf dem Fußboden bis hin zu dem gefliesten Badezimmer. An der Wand hing eine Grafik: ein Motiv vom Karneval in Rio.
    Irene hängte ihre Kleider in den Schrank und ging auf die Toilette. Dann stieg sie wieder die Treppen hinunter in die Lobby.
     
    »Sollen wir zu Fuß gehen? Es ist nicht mal ein Kilometer«, sagte Glen Thomsen.
    »Gern«, stimmte Irene zu.
    Die Sonne schien, aber der Wind war immer noch ziemlich kalt.
    Vor auffallend vielen Häusern standen Gerüste, einige waren jedoch bereits renoviert. Der Stadtteil Bayswater erhielt offensichtlich seinen früheren Glanz zurück. Als hätte Glen Irenes Gedanken gelesen, sagte er:
    »Hier in Bayswater wohnen ziemlich viele Einwanderer, im Augenblick ziehen aber auch sehr viele Engländer hierher, die zentral wohnen wollen. Natürlich gibt es schickere Gegenden, zum Beispiel Mayfair oder Holland Park, aber dort sind die Wohnungen fürchterlich teuer. Und obwohl Bayswater neuerdings im Trend ist, ist das nichts im Vergleich zu Notting Hill. Dort wohnt Rebecka Schyttelius. Haben Sie den Film mit Julia Roberts und Hugh Grant gesehen …?«
    »Nein.«
    »Da haben Sie nichts verpasst. Aber der Film war ein wahnsinniger Erfolg, und jetzt ist es in, in Notting Hill zu wohnen.«
    Irene merkte, dass sie vom Hotel in Richtung Westen gingen. Ziemlich bald wurden die Häuser heruntergekommener und schmutziger. Auch hier waren viele Gebäude eingerüstet, aber die Häuser, die renoviert werden sollten, waren nicht so schön wie die in Bayswater.
    »Notting Hill ist ein altes Arbeiterviertel. Aber trotzdem gibt es hier ein paar schöne Häuser wie das da vorne.«
    Glen deutete

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