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Tod im Pfarrhaus

Tod im Pfarrhaus

Titel: Tod im Pfarrhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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auf ein großes weißes Haus mit vier Stockwerken und einer reich verzierten Fassade. In den unteren Stockwerken erstreckten sich Balkone über die gesamte Breite. Hier blühten bereits Blumen in Blumenkästen und Töpfen. Die Balkone gingen auf einen schönen Park, der von einem hohen Schmiedeeisenzaun umgeben wurde. Der Öffentlichkeit wurde nur der Blick durch das Gitter gestattet, denn am Tor hing ein Schild: Privat.
    Sie kamen an einem großen roten Backsteinhaus im Tudorstil vorbei, gingen bis zur nächsten Querstraße und befanden sich auf der Ossington Street. An der Ecke lag ein Pub, das laut dem schwarzen Schild mit der schnörkeligen Goldschrift Shakespeare hieß. Das Haus mit dem Pub sah bedeutend älter aus als die umliegenden Gebäude. Es war niedrig, hatte Bleiglasfenster und war olivgrün gestrichen.
    Auch die Ossington Street wurde von Baugerüsten beherrscht, besonders die eine Seite. Auf der anderen schienen die meisten Häuser bereits fertig renoviert zu sein. Glen Thomsen blieb vor einem weißverputzten Haus mit einer leuchtend roten Tür stehen. Zwei Messingschilder funkelten ihnen entgegen.
    »Hier ist es«, meinte Glen, nachdem er auf einem Zettel nachgesehen hatte.
    Irene stellte fest, dass Rebeckas Haus genauso aussah wie das Nachbarhaus, abgesehen davon, dass dort die Tür hellblau war. Auf der blauen Tür gab es sogar zwei ähnliche Messingschilder.
    Eine steile Treppe führte zu der roten Tür. »Data cons. Lefèvre & St. Clair« stand auf dem größeren Schild und »Rebecka Schyttelius« auf dem kleineren. Es hatte den Anschein, als würde Rebecka an ihrem Arbeitsplatz wohnen.
    Glen Thomsen drückte auf die glänzende neue Messingklingel. Aus dem Haus ertönte ein leises Dingdong. Nach ein paar Sekunden waren schnelle Schritte zu vernehmen, und die Tür wurde geöffnet.
    Zum zweiten Mal innerhalb weniger Stunden blieb Irene beim Anblick eines Mannes die Luft weg, weil er ganz anders aussah, als sie erwartet hatte.
    Denn soweit Irene wusste, war dieser Mann schon seit mindestens zwanzig Jahren tot.
    Jetzt stand er da und sah Irene mit seinen braunen Augen durch seine runde Brille an. Das dichte, dunkelbraune, in der Mitte gescheitelte Haar reichte ihm bis auf die Schultern. Das weiße Baumwollhemd mit den hochgekrempelten Ärmeln war am Hals aufgeknöpft und hing aus einer verwaschenen Jeans. Die nackten Füße steckten in Sandalen.
    Sein Name war John Lennon.
    Als er ihr jedoch die Hand hinhielt und sich vorstellte, behauptete er, er heiße Christian Lefèvre.
    Er lächelte, als ihm Irenes Verwirrung auffiel. Freundlich sagte er:
    »Ich habe einen Doppelgänger-Wettbewerb gewonnen. Es bleiben immer wieder Leute auf der Straße stehen, wenn sie mich sehen. Nicht unlustig. Besonders, weil ich ein Fan der Beatles bin und zu jung war, als sie auf der Höhe ihres Ruhms waren.«
    Christian Lefèvre trat einen Schritt beiseite, um sie hereinzulassen. In der engen, dunklen Diele hängten sie ihre Jacken auf und traten dann in ein großes Zimmer mit hoher Decke. Die Sonne fiel durch die gardinenlosen Fenster und die Blätter der Grünpflanzen. An den Wänden hingen bunte und teuer gerahmte Plakate mit verschiedenen Computern darauf. Aus versteckten Lautsprechern erklang »Yesterday« von den Beatles.
    Irene zählte drei kleine und vier große Computer, die auf weiß lasierten Computertischen standen. Vier flache Metallschachteln waren vermutlich Laptops. Sie standen auf einem eigenen Tisch. Nur zwei der Computer waren an.
    »Leider ist Rebecka mit der Aufregung nicht klargekommen. Ich musste sie heute früh zu Doktor Fischer fahren.«
    »Muss sie dort bleiben?«, fragte Glen.
    »Keine Ahnung. Aber sie bekommt sicher irgendwelche Beruhigungsmittel. Heute können Sie nicht mit ihr reden.«
    Irene wusste nicht, ob es Einbildung war, aber sie fand, dass Christian Lefèvres Stimme zufrieden klang.
    Glen stand einen Augenblick da und fixierte die John-Lennon-Kopie. Dann sagte er:
    »Okay. Dann unterhalten wir uns eben mit Ihnen.«
    Das war nicht das, was Lefèvre erwartet hatte. Seine Überraschung war ihm deutlich anzusehen.
    »Mit mir? Wieso das? Ich weiß nichts.«
    »Möglich, aber das werden wir ja sehen.«
    »Aber ich habe sehr viel zu tun … gerade jetzt, wo Rebecka schon so lange ausgefallen ist …«
    »Es dauert nicht lange.«
    Glen war unerbittlich, und Lefèvre merkte das. Er zuckte irgendwie sehr französisch mit den Achseln und ging auf eine geschlossene Tür zu.
    »Wir können uns hier

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