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Tod im Pfarrhaus

Tod im Pfarrhaus

Titel: Tod im Pfarrhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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aufmuntern würde. Vielleicht sollte sie ihn bei Donna vorbeischicken? Das Alter passte, bloß die Größe stimmte nicht ganz. Die lebenslustige Dame würde ihn vermutlich in ein paar Wochen vollkommen fertig machen. Sie selbst fühlte sich bereits jetzt etwas matt.
    Glen winkte und lärmte und deutete auf zwei leere Stühle gegenüber auf der anderen Seite der Tafel. Estell bahnte sich, Irene im Gefolge, einen Weg dorthin.
    »Hallo, Irene! Darf ich vorstellen: meine Frau Kate und die Zwillinge Brian und … Wo ist Kevin?«
    Glen stand auf und rief etwas zu einer Gruppe Kinder hinüber. Während Glen noch versuchte, seinen Sprössling herzuwinken, begrüßte Irene Kate. Eine schöne Frau mit dickem rotblondem Haar, großen blauen Augen und sehr heller, sommersprossiger Haut. Zu dem dunkellockigen Jungen neben ihr gesellte sich eine identische Kopie, die Glen schließlich aus der Kindermeute herausgefischt hatte.
    »Ich habe auch Zwillinge, aber Mädchen. Die sind gerade achtzehn geworden. Außerdem sind sie nicht …«
    Wieder fehlte ihr ein Wort. Wie hieß eineiig auf Englisch?
    »Identical«, sagte Kate und lächelte.
    Ein Kellner kam mit einem Tablett und servierte Getränke. Die dunkle süße Flüssigkeit, die im Magen brannte, war wahrscheinlich Rum, Irene war sich nicht sicher. Nach einer Weile wurde das Essen serviert. Eine scharfe Sauce mit Krabben und Muscheln, in die sie wunderbar duftendes frisch gebackenes Brot tunkten. Danach kamen Grillspieße mit Huhn und Gemüse. Auch in der Sauce, die es dazu gab, war sehr viel Chili. Wahrscheinlich verschwand der Rotwein deswegen immer so schnell aus ihrem Glas. Je mehr getrunken wurde, desto ausgelassener wurde die Stimmung an der Tafel. Entsetzt merkte Irene, dass es noch mehr zu essen gab, als große duftende Braten aufgetragen wurden. Sie war bereits pappsatt. Zum Rinderbraten gab es Rotweinsauce und geröstete Kartoffeln.
    »Das Fleisch kommt aus Südamerika! Nicht aus England. No BSE!«, verkündete Donna von ihrem Ende der Tafel aus.
    Es schmeckte wunderbar, aber sie brauchte zwei Gläser, um das ganze Essen hinunterzuspülen. Allmählich spürte sie den Wein. Sie ermahnte sich, langsamer zu trinken. Bei der Vernehmung von Rebecka Schyttelius konnte sie keinen Kater gebrauchen.
    Die Stimmung in dem kleinen Restaurant wurde immer ausgelassener. Wärmer wurde es auch. Die Gäste ließen das Geburtstagskind hochleben und sangen. Irene, die kein Portugiesisch konnte, versuchte, so gut es ging, mitzusingen.
    Dann wurden zum Dessert eine riesige Obsttorte und Kaffee aufgetragen. Irene wollte keinen Cognac zum Kaffee, denn sie hatte nicht die Absicht, mit Kopfschmerzen aufzuwachen.
    Alle unterhielten sich, lachten und sangen, aber als es auf zwölf zuging, merkte Irene, dass sie sich keine Minute länger wach halten konnte. Der Tag war lang und ereignisreich gewesen.
    Irene trat auf Donna zu und dankte ihr für den schönen Abend und das gute Essen. Donna zog ihr Gesicht zu sich herab und gab ihr zwei schmatzende Küsse auf die Wangen.
    »Jetzt müssen Sie mir versprechen, einen pensionierten Polizisten vorbeizuschicken! Einen großen!«, zwitscherte Donna.
    Irene gelobte, sich Mühe zu geben.
     
    Die kühle Nachtluft fühlte sich angenehm auf Irenes heißen Wangen an. Sie holte ein paar Mal tief Luft, um den Zigarettenqualm aus dem Lokal loszuwerden. Glen hatte ihr angeboten, sie zum Hotel zu begleiten, aber sie hatte abgelehnt, da sie gesehen hatte, dass er gleichzeitig damit beschäftigt war, die übermüdeten Zwillinge zum Gehen zu bewegen. Langsam kam ein Taxi auf sie zu und fuhr vorbei, als sie kein Zeichen gab. So weit war es auch wieder nicht. Sie würde das Hotel schon finden.
    Die Straße war menschenleer und still. Sie hörte deshalb genau, dass ein Auto langsam hinter ihr herfuhr. Plötzlich blieb es stehen, und eine Tür wurde geöffnet. Wahrscheinlich jemand, der aussteigen will, dachte sie noch. Als sie zwei Hände an den Oberarmen packten und hinten in ein Taxi warfen, war sie vollkommen unvorbereitet. Sie schlug mit der Stirn so fest gegen den Türrahmen, dass sie Sternchen sah. Brutal wurde sie in den Wagen gestoßen.
    »Verdammt, fahr schon!«, zischte ein Mann neben ihrem Ohr.
    Sein Atem stank ekelhaft nach Schnaps und schlechten Zähnen.
    Eine Sekunde lang war Irene vor Schreck und Überraschung wie gelähmt. Sie konnte nicht mal mehr schreien, da fiel die Wagentür schon hinter ihr zu. Sie landete auf dem geräumigen Fußboden vor der

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