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Tod im Pfarrhaus

Tod im Pfarrhaus

Titel: Tod im Pfarrhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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ihre Meinung sofort. Hier kamen keine halben Sachen auf den Tisch, hier war alles frisch vom Markt gekauft. Auf Glens Empfehlung bestellte sie Jakobsmuscheln in Knoblauchsauce. Sie dufteten und schmeckten himmlisch. Das kühle Bier spülte den Staub der Großstadt aus ihrer Kehle.
    Sie wollten beide kein Dessert, sondern tranken nur noch eine Tasse Kaffee. Glen zog eine Schachtel Zigaretten aus der Tasche und bot Irene eine davon an, aber sie lehnte ab. Er zündete sich eine an und inhalierte genussvoll.
    »Ich habe Doktor Fischer erreicht, und er hat mit Rebecka gesprochen. Er ist einverstanden, dass wir sie treffen, wenn er bei dem Gespräch dabei sein darf. Was meinen Sie?«
    »Klar.«
    »Wir sind morgen um elf in seiner Praxis verabredet.«
    »Ausgezeichnet.«
    Glen lächelte durch den Rauch und sagte:
    »Jetzt muss ich zurück zur Arbeit, aber vielleicht wollen Sie ja mitkommen. Ich setze Sie vor New Scotland Yard ab. Leider habe ich nicht die Zeit, eine kleine Führung mit Ihnen zu machen. Ich muss nämlich zu einer Besprechung. Aber was halten Sie davon, wenn ich Ihnen zeige, wo die Sightseeing-Busse halten? Das ist unten an der Victoria Street.«
    »Super. Ich weiß kaum was über London.«
    »Dann ist eine Stadtrundfahrt genau der richtige Einstieg. Estell erwartet Sie um sieben in der Lobby. Dann können Sie zusammen zum Vitória gehen.«
    »Zum Vitória?«
    »Mamas Restaurant. Meine Großmutter hieß Vitória. Da sehen wir uns heute Abend!«
     
    New Scotland Yard war ein Riesenklotz aus Glas und Beton. Er schien von einem Architekten entworfen worden zu sein, der gerne mit Lego gespielt hatte. Die alten Nachbargebäude waren jedoch elegant und imposant.
    »Hier sind die Houses of Parliament, in denen seit dem sechzehnten Jahrhundert das Parlament seinen Sitz hat. Hier sehen Sie Big Ben. So heißt jedoch nur die Uhr und nicht der Turm«, sagte Glen.
    Er setzte Irene an einer Bushaltestelle unten an der Themse nicht weit von einer Brücke ab, die laut sämtlichen Schildern Westminster Bridge hieß. Irene merkte, dass sie einen Stadtplan brauchte. Eine freundliche weißhaarige Dame in einem kleinen Kiosk neben der Haltestelle verkaufte sowohl Stadtpläne als auch Tickets für Stadtrundfahrten, die einen Tag Gültigkeit hatten. Sie sah aus, als sei sie schon seit dem letzten Weltkrieg Rentnerin.
    »Sie können überall in unsere Busse einsteigen«, sagte die alte Frau und lächelte ein sonniges, zahnloses Lächeln.
    Irene setzte sich auf das offene Oberdeck des Busses und knöpfte ihre Jacke zu, denn vom Wasser her blies ein fürchterlich kalter Wind.
     
    Es war halb sechs, als sie sich durch die Tür ihres Hotelzimmers schleppte. Ihr Kopf brummte von all den neuen Eindrücken, und die Füße taten ihr weh. Sie war vollkommen ausgelaugt. Nachdem sie alle Tüten aufs Bett geworfen hatte, ging sie ins Badezimmer. Dort drehte sie den Warmwasserhahn der Badewanne auf. Neben Koffein war ein Bad jetzt ihr dringendstes Bedürfnis.
    Dankbar stellte sie fest, dass das Hotel einen kleinen Wasserkocher bereithielt. Neben den weißen Tassen stand eine Schale mit Teebeuteln, Portionstütchen mit Pulverkaffee und Würfelzucker. Irene füllte den Kocher mit Wasser, knipste ihn an und schüttete die drei Kaffeetütchen in eine Tasse.
    Auf dem Heimweg war sie an der Oxford Street direkt vor dem Warenhaus Selfridges ausgestiegen. Rasch war sie durch einige der Etagen gegangen und hatte festgestellt, dass das Preisniveau ihre Möglichkeiten eindeutig überstieg. Freudig überrascht entdeckte sie dann einen Hennes & Mauritz ein Stück weiter die Straße hinunter. Dort fand sie eine hübsche blasslila Wolljacke und ein schwarzes, glitzerndes Top. Superelegant und billig, da die Jacke herabgesetzt war und nur noch die Hälfte kostete. Irene war sehr zufrieden, genierte sich aber gleichzeitig etwas. Um bei H & M einzukaufen, hätte sie wirklich nicht nach London zu fahren brauchen. Sie beschloss, einfach nur zu sagen, sie hätte die Sachen in London gekauft, falls sie gefragt werden würde.
    Sie nahm die dampfende Tasse mit ins Badezimmer und stellte sie auf dem Rand der Badewanne ab. Es war göttlich, in das warme Wasser zu sinken und ein paar Schlucke starken Kaffee zu trinken. Das Koffein breitete sich rasend schnell in ihrem Körper aus und vertrieb die Müdigkeit. Gleichzeitig erhöhte die Hitze des Badewassers die Durchblutung von Haut und Muskeln. Nach und nach fühlte sie sich angenehm entspannt.
     
    Dunkle Wolken

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