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Tod im Schärengarten

Tod im Schärengarten

Titel: Tod im Schärengarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viveca Sten
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gelang es ihm nicht, weiteres Geld aufzutreiben. Er war enttäuscht und verbittert und vernachlässigte seine Praxis. Immer mehr Patienten blieben aus, und da konnte er die Kredite, die er bereits hatte, nicht mehr bedienen. Eins kam zum anderen, und irgendwann meldete die Zahnarztpraxis Insolvenz an.«
    »Was macht er jetzt?«
    »Er bekam einen Herzinfarkt und starb, ziemlich genau zu dem Zeitpunkt, als das Insolvenzverfahren eröffnet wurde. Das hat er wohl nicht verkraftet. Tragisch. Es ist nicht leicht, in Schweden Erfinder zu sein.«
    »Und wir haben unser ganzes Geld verloren, nehme ich an«, sagte Nora.
    Sie lehnte sich im Korbsessel zurück. Ein dumpfer Kopfschmerz machte sich langsam bemerkbar, aber sie versuchte, ihn zu ignorieren. Zu viel Sonne heute. Sie musste einen Schluck Wasser trinken.
    Niklas Larsson lachte verlegen.
    »Tja, jedenfalls das meiste. Aus der Insolvenzmasse war nicht viel zu holen. Wir mussten unsere Forderungen abschreiben.«
    Nora bedankte sich für die Information und beendete das Gespräch.
    Sie beschloss, sich höchstens noch eine Stunde ihren eigenen Nachforschungen zu widmen, dann musste es genug sein. Sie war schließlich keine Polizistin, die dafür bezahlt wurde.
    Sie setzte sich an ihren Rechner und suchte im Internet nach »Brånemark«.
    Kurzgefasst bestand die Methode darin, dass kleine Schrauben aus Titan, sogenannte Zahnimplantate, im Kieferknochen verankert wurden. Wenn die Schraube fest in den Knochen eingewachsen war, wurde ein künstlicher Zahn darauf befestigt. Auf die Art konnten diePatienten neue Zähne statt eines herausnehmbaren Gebisses bekommen. Die Methode war patentiert und wurde weltweit eingesetzt.
    Als Nächstes gab sie die Suchbegriffe »Olof Martinsson + Zahnarzt« ein. Einer der ersten Treffer war ein Nachruf in einer Zahnärztezeitung. Sie klickte darauf und las den Artikel mit wachsendem Interesse.
    Olof Martinsson wurde als hoch qualifizierter, ganz in seinem Beruf aufgehender Einzelgänger beschrieben, der nur um Haaresbreite von einem bahnbrechenden Erfolg entfernt gewesen war. Seine Forschungen hatten zu einem Patent über den sogenannten growth factor geführt, der eine bedeutende Verbesserung der Brånemark-Methode darstellte. Wenn man jede Titanschraube mit einer Proteinschicht überzog, wurde der Heilungsprozess beschleunigt und gleichzeitig die Wahrscheinlichkeit, dass die Schraube fest einwuchs, signifikant erhöht. Im weiteren Verlauf, spekulierte der Verfasser, hätte Martinssons Entdeckung auch in anderen Zusammenhängen Verwendung finden können, zum Beispiel, um Blutgefäße nach Operationen schneller heilen zu lassen oder um Wundränder miteinander zu verkleben.
    Wenn die Methode bis zur Vollendung weiterentwickelt worden wäre.
    Doch der Verstorbene hatte keine Möglichkeit gehabt, die klinischen Studien abzuschließen, die für eine wissenschaftliche Anerkennung unverzichtbar waren. Diese wiederum war Voraussetzung für eine weltweite Anmeldung des Patents.
    Aus dem Artikel ging hervor, dass Martinsson an den finanziellen Problemen zerbrochen war. Da er weder Frau noch Kinder hatte, war er ganz in seiner Forschung aufgegangen. Als ihm die genommen wurde, brach es ihm buchstäblich das Herz.
    Aus dem Nachruf sprachen Trauer und Bitterkeit. Der Verfasser war offenbar der Meinung, dass Martinsson nicht die Anerkennung erhalten hatte, die ihm gebührte.
    Nora blickte nachdenklich auf den Bildschirm. So viele Jahre Arbeit für nichts und wieder nichts. Martinsson hatte kurz vor dem Durchbruch gestanden, als seine Praxis, der er die Erfindung überschrieben hatte, Konkurs ging.
    Was war aus dem Patent geworden?
    Sie streckte sich nach dem Stapel Dokumente und blätterte darin.Die Vermögensübersicht enthielt eine Aufstellung über Passiva und Aktiva. Dort wurde ein Patent erwähnt, dessen Wert auf höchstens einhunderttausend Kronen veranschlagt war. Das musste dasselbe sein, für das Martinsson seinen gesamten Besitz verpfändet hatte.
    Im Halbjahresbericht, den Juliander sechs Monate später eingereicht hatte, fand sie einige Zeilen zum Patent. Da stand, dass es wenige Monate nach Insolvenzeröffnung für einhunderttausend schwedische Kronen, knapp vierzehntausend US – Dollar, an ein amerikanisches Unternehmen verkauft worden war.
    Einhunderttausend Kronen. Genau die Summe, auf die es geschätzt worden war. Ein kleiner Betrag für so viele Jahre Forschung und für Investitionen in Millionenhöhe. Und für ein ganzes

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