Tod im Schärengarten
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Wofür hatte er so viel Geld gebraucht? Und wohin war das verschwunden?
Als Nora die Aufstellung der Gläubiger durchging, sah sie, dass die größte Forderung von ihrer eigenen Bank kam. Gemessen am Umsatz der Praxis war das Darlehen außerdem ungewöhnlich hoch. Die Bank bewilligte normalerweise nicht so hohe Kredite bei dieser Art von Einkünften.
Nora runzelte die Stirn.
Irgendwas stimmte da nicht. Morgen würde sie die Kreditabteilung der Bank anrufen und ein paar Fragen stellen. Vielleicht konnte man ihr dort erklären, wie das alles zusammenhing.
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Montag, fünfte Woche
Kapitel 73
Thomas’ kräftiges Niesen hallte durch den Korridor. Er hatte sich gezwungen, am Vormittag zu Hause zu bleiben, aber dann hielt er es nicht länger aus. Er musste zum Dienst.
Er hatte keine Zeit, krank zu sein. Ein Mörder lief frei herum.
»Was machst du denn hier?«, waren Margits erste Worte, als er in ihr Büro kam. »Du siehst erbärmlich aus.«
Unmöglich zu sagen, ob ein Hauch Mitleid in ihrer Stimme lag oder ob es nur eine nüchterne Feststellung war.
Thomas blickte sie aus tränenden Augen an.
»Ich habe kein Fieber mehr. Glaub ich.«
»Bleib mir bloß vom Leib. Ich habe keine Lust, krank zu werden.«
Thomas nieste wieder.
»Wie weit sind wir?«, fragte er und sank auf ihren Besucherstuhl.
Margits mütterliches Herz siegte. »Soll ich dir was holen? Möchtest du einen Tee?«
Thomas lächelte matt. »Gern, danke.«
Als Margit mit zwei Bechern in den Händen zurückkam, sah sie ihn mit einer Mischung aus Zuneigung und Resignation an.
»Musstest du wirklich herkommen?«
»Können wir bitte das Thema wechseln? Sag mir lieber, was es Neues gibt.«
»Die Ballistik hat vorhin angerufen. Sie sind mit der Analyse der Kugel aus Nyréns Kopf fertig.«
Thomas blickte sie gespannt an. Margit nickte, als wollte sie seine Gedanken bestätigen.
»Sie stammt definitiv aus demselben Gewehr, mit dem Oscar Juliander erschossen wurde. Ein Marlin. Rechtsdrehend. Mit zwanzig Rillen«, sagte sie.
Ihnen beiden war klar, was das bedeutete, aber Thomas sagte es zuerst.
»Dann haben wir es also mit einem Doppelmörder zu tun«, sagte er heiser.
»Sieht so aus.«
Thomas versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Was ihm nicht leichtfiel, es war, als hätte er Watte im Kopf.
»Die gemeinsame Verbindung ist offensichtlich«, sagte Margit. »Irgendwer hat ein sehr böses Auge auf Leute geworfen, die im Vorstand des KSSS sitzen. Wenn wir uns bei Ingmar von Hahne irren, könnte er das nächste Ziel sein.«
Thomas nickte gequält. Er hatte auch schon daran gedacht, dass Ingmar von Hahne im Moment nicht nur der Hauptverdächtige war, sondern auch das nächste Opfer sein könnte.
»Was hatte Linköping sonst noch zu berichten?«
»Nicht viel. Aber diese Bäcklund war dran, die ist immer so umständlich. Bis die Frau mal auf den Punkt gekommen ist, war der halbe Vormittag rum.«
Thomas lächelte, das kam ihm bekannt vor.
»Ich habe übrigens vorhin mit Eva Timell gesprochen, wegen einer eventuellen Verbindung zwischen Juliander und Nyrén«, fuhr Margit fort.
»Und was sagt sie?«
»Sie kann sich nicht erinnern, dass die beiden geschäftlich miteinander zu tun gehabt hätten. Abgesehen von den allgemeinen Rundschreiben des KSSS gibt es keine Mailkorrespondenz zwischen ihnen.«
»Was ist mit Nyréns Computer?«
»Immer noch keine Nachricht, die IT – Forensik hat bisher nichts von sich hören lassen.«
»Sollten wir denen nicht ein bisschen Druck machen?«
»Doch. Ich rufe da nachher mal an.«
Thomas trank dankbar von seinem Tee. Er fror immer noch am ganzen Körper und hatte schreckliche Kopfschmerzen.
»Ich finde wirklich, du solltest nach Hause gehen. Du siehst schlimm aus.« Margits Tonfall ließ wenig Raum für Widerspruch.
Thomas kapitulierte.
»Okay.«
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Kapitel 74
»Nein, wir haben uns noch nicht entschieden«, sagte Nora.
Es war das fünfte Mal seit der Besichtigung, dass der hartnäckige Makler anrief.
»Was meinen Sie denn, wann Sie eine Entscheidung treffen werden?«, fragte Severin bekümmert. »Ich will ja nicht drängen, aber es wäre gut, langsam mal zum Schuss zu kommen, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
Nora verstand genau, was er meinte.
Er wollte, dass sie sich zum Verkauf des Hauses entschlossen, damit er eine dicke Provision einstreichen und sich dem nächsten Objekt widmen konnte.
Aber das war nun nicht ihr Problem. Sie holte tief Luft und versuchte, sich so deutlich
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