Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod im Schärengarten

Tod im Schärengarten

Titel: Tod im Schärengarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viveca Sten
Vom Netzwerk:
wie möglich auszudrücken, ohne unverschämt zu werden.
    »Das kann ich Ihnen leider nicht sagen. Dieses Haus bedeutet mir viel. Für mich ist es wichtig, dass es in gute Hände kommt.« Nora hörte selbst, wie vage das klang, aber ihr fiel im Moment nichts Besseres ein.
    »Natürlich«, entgegnete Svante Severin. »Es ist nicht immer leicht, zu einem Entschluss zu kommen. Sie müssen sich die Sache natürlich gut überlegen. Aber ich kann Ihnen versichern, dass diese Interessenten überaus seriös sind. Sie möchten das Haus als den Kulturschatz bewahren, der es ist.«
    Ein Klischee nach dem anderen kam aus dem Mund des Maklers und floss wie Sirup durch die Telefonleitung.
    Glaubt er wirklich daran, oder ist er einfach nur jung und naiv?, dachte Nora und erinnerte sich an die schreckliche Frau, die durch die Villa gegangen war und Signes Möbel betrachtet hatte, als wären sie etwas, was die Katze angeschleppt hatte.
    Unter großer Kraftanstrengung zwang sie sich dazu, höflich zu bleiben.
    »Ich denke, es ist am besten, wenn wir Sie anrufen, sobald wir unsentschieden haben, dann brauchen Sie nicht noch mehr Zeit zu verschwenden. Das kann noch eine Weile dauern.«
    Plötzlich tat ihr der junge Makler beinahe leid. Sie konnte ja verstehen, dass es ein Riesenerfolg für ihn wäre, wenn er dieses Geschäft unter Dach und Fach bringen könnte.
    »Ach, das macht nichts«, sagte Severin. »Ich kann gerne wieder anrufen. Aber heute wollte ich Ihnen und Ihrem Mann etwas besonders Erfreuliches mitteilen.«
    »So?«, sagte Nora abwartend.
    »Die Interessenten haben mich nämlich gebeten, Ihnen auszurichten, dass sie bereit wären, ihr Angebot zu erhöhen.«
    »Zu erhöhen?«
    »Richtig. Sie könnten sich vorstellen, noch eine Million draufzulegen. Die einzige Bedingung ist, dass Sie sich bis spätestens Samstag entscheiden.«
    Die Gedanken schwirrten durch Noras Kopf.
    Bis spätestens Samstag. Das letzte Urlaubswochenende. Die aufgeschobene Aussprache mit Henrik. Die gespannte Stimmung zwischen ihnen.
    »Eine Million?«, echote Nora.
    Severin hatte die Summe genannt, als spräche er über Monopoly-Geld. Eine Million mehr für die Schlossallee. Gehe nicht über Los. Ist doch nur ein Spiel.
    Das war unheimlich viel Geld.
    »Interessant, oder?«, fuhr der Makler fort. »So etwas habe ich auch noch nicht erlebt. Aber so ist das, wenn man ein einzigartiges Objekt besitzt. Ein solches Angebot kann man doch nicht ausschlagen!«
    Nicht?, dachte Nora trotzig. Du ahnst ja nicht, was ich alles ausschlagen kann. Aber wenn man es tut, was passiert dann? Was kostet eine kaputte Ehe? Kann man sich mit der richtigen Ereigniskarte ein bisschen Glück kaufen?
    »Haben Sie mit meinem Mann darüber gesprochen?«
    »Nein, sollte ich?«
    »Nein, nein«, erwiderte Nora hastig. »Überhaupt nicht. Wir müssen das sowieso in der Familie besprechen. Ich dachte nur.« Sie holte tief Luft. »Ich rufe Sie in ein paar Tagen an.«
    »Warten Sie nur nicht zu lange. Das Angebot gilt bis Samstag, wie gesagt. Besser ein Spatz in der Hand …«
    Severin beendete den Satz nicht, aber das war auch nicht nötig. Nora hatte klar und deutlich verstanden, was er meinte.
    Sie stellte das Telefon in die Ladeschale. Aber dann nahm sie es wieder hoch. Sie wollte ja noch die Kreditabteilung anrufen.
    Rasch wählte sie die Nummer der Bank. Als die Zentrale sich meldete, bat sie darum, mit der KK verbunden zu werden. Das war das interne Kürzel für die Kreditabteilung, die zwei Etagen unter ihrer eigenen Abteilung saß, wenn sie sich recht erinnerte.
    Nach dem dritten Klingelsignal meldete sich eine helle Frauenstimme.
    Nora erklärte, wer sie war und was sie wissen wollte. Sie gab die Organisationsnummer der Zahnarztpraxis durch und wartete. Nach einigen Minuten erhielt sie die Auskunft, dass der Gesamtvorgang ins Zentralarchiv geschickt worden war. Aber die Frau am Telefon war gerne bereit, dem Kollegen Niklas Larsson auszurichten, dass er Nora zurückrufen solle. Er hatte den Fall bearbeitet und würde ihr sicher weiterhelfen können.
    Nora bedankte sich für die Hilfe und hinterließ ihre Handynummer, unter der Larsson sie erreichen konnte.
    Anschließend blieb sie noch eine Weile mit der aufgeschlagenen Akte auf dem Schoß sitzen und dachte nach. Zweifellos stimmte hier irgendwas nicht.
    Warum hatte Juliander einen so unbedeutenden Konkurs übernommen?

[Menü]
Dienstag, fünfte Woche
Kapitel 75
    Als Thomas am Dienstag erwachte, war fast der halbe Tag vergangen.

Weitere Kostenlose Bücher