Tod im Schärengarten
verdienen. Einer Methode, die auf einem europäischen Patent basierte.
Schweden lag in Europa.
»Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass es außer Martinssons Patent in dieser Branche noch eins mit ähnlichem Inhalt gibt?«
»Das diese Firma in den letzten zwölf Monaten an sich gebracht und weiterentwickelt hat?«, ergänzte Margit.
»Vermutlich winzig«, beantwortete Thomas seine Frage selbst.
Aber wenn das Patent so wertvoll war, warum hatten sie es dann so billig aus der Insolvenzmasse herauskaufen können?, dachte er. Wenn General Minds denn der Käufer war.
»Weißt du was?«, sagte Margit und erhob sich. »Wir werden Eva Timell einen weiteren Besuch abstatten.«
Es waren deutlich mehr Menschen auf dem Norrmalmstorg unterwegs als bei Margits und Thomas’ erstem Besuch in der Anwaltskanzlei.
Vor vier Wochen war Hochsommer gewesen und auf dem Platz hatte ein angenehm gemütliches Treiben geherrscht. Touristen waren mit Eiswaffeln in der Hand spazieren gegangen und der eine oder andere Schlipsträger hatte das Jackett lässig über die Schulter geworfen und sich mit aufgekrempelten Hemdsärmeln gezeigt.
Jetzt saßen zwar immer noch Urlauber in den Straßencafés auf dem Platz, aber es lag ein anderes Tempo in der Luft. Die Urlaubszeit neigte sich dem Ende zu und die Büros in der Innenstadt füllten sich langsam wieder.
Eine deutliche Mahnung, dass schon viel zu viel Zeit vergangen war, ohne dass sie den Täter erwischt hatten.
Thomas war sich sehr wohl bewusst, dass die ersten zweiundsiebzig Stunden nach einem Verbrechen als kritische Zeitspanne galten. Wie man einen Zeitraum von mehr als vier Wochen bezeichnen sollte, daran wagte er kaum zu denken. Nicht mehr lange, dann würde auch er den Glauben daran verlieren, dass sie den Schuldigen jemals ermittelten.
Ein Mann im dunklen Anzug betrat vor ihnen das Haus, in dem die Kanzlei Kalling ihre Büros hatte, und sie folgten ihm in den Aufzug. An der Rezeption mussten sie einige Minuten warten, bis Eva Timell erschien.
Sie sah müde und erschöpft aus, ihre Wangen waren eingefallen. Man sah ihr deutlich an, dass sie immer noch erschüttert über den Tod ihres Chefs war.
Sie folgten ihr in einen kleinen Konferenzraum, in dem ein Tablett mit Getränken und Gebäck bereitstand, obwohl sie unangemeldet kamen. Vielleicht war das Standard in Anwaltskanzleien, dachte Thomas. Auch die gute dunkle Schokolade war wieder in reichlichen Mengen vorhanden. Margit nahm sich gleich ein Stück.
Eva Timell machte sich daran, Kaffee zu servieren. Sie schien nicht gewillt, von sich aus eine Unterhaltung zu beginnen. Es herrschte kompaktes Schweigen.
An diesem Tag trug sie eine schwarze Bluse und einen engen schwarzen Rock, dazu hochhackige Pumps und einen schmalen Ledergürtel. Um ihren Hals lag eine kurze Kette mit einem kleinen goldenen Herzen. Es wirkte fast kindlich, verglichen mit der übrigen strengen Aufmachung. Beinahe so, als versuchte sie zu zeigen, dass unter der schroffen Schale ein weicher Kern schlummerte.
»Wir würden Sie gern etwas fragen«, begann Thomas, nachdem er eine Tasse Kaffee von Eva Timell entgegengenommen hatte.
»Ja?« Ihre Stimme klang leise. Die schmalen Finger strichen nervös über den Rock.
»Es betrifft einen Insolvenzfall, den Ihr Chef vor ungefähr zwei Jahren bearbeitet hat. Eine Zahnarztpraxis, die Konkurs anmelden musste.«
Eva Timell sah ihn verwundert an.
»Wie hieß die Firma, sagten Sie?«
»Olof Martinsson Tandläkarpraktik AB . Sie gehörte einem Zahnarzt, der zugleich Biochemiker war.«
Julianders Assistentin wirkte immer noch erstaunt, so als ob der Name ihr nichts sagte.
»Aha?«, machte sie und führte die Kaffeetasse zum Mund.
»Wie es aussieht, ist es Martinsson gelungen, eine neue Methode zu entwickeln, mit der Zahnimplantate schneller in den Kieferknochen einwachsen als üblich.«
»Tut mir leid, aber ich verstehe nicht ganz, was das mit Oscar zu tun hat?«
»Das Patent über die Methode gehörte zur Insolvenzmasse. Und Ihr Chef hat das Patent verkauft, als er Insolvenzverwalter für diese Zahnarztpraxis war.«
»Das gehört zu den Aufgaben eines Insolvenzverwalters«, wandte Eva Timell ein. »Er soll das betreffende Unternehmen ja abwickeln. Tut mir leid, aber ich kann Ihnen nicht ganz folgen.«
»Ich will versuchen, es deutlicher auszudrücken«, sagte Thomas. »Wir wüssten gern, an wen das Patent verkauft wurde.«
Er sah Eva Timell forschend an.
Niemand hatte so eng mit Oscar Juliander
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