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Tod im Schärengarten

Tod im Schärengarten

Titel: Tod im Schärengarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viveca Sten
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Oberschenkel. Was Pettersson nicht über Motoren wusste, war es nicht wert, gewusst zu werden. Er war in der ganzen Gegend geschätzt als Fachmann für alles, was nicht mehr funktionierte, und er half gerne als Retter in der Not. Natürlich ohne Rechnung.
    »Tag, Pettersson.« Thomas erhob sich und schüttelte ihm die Hand. »Wie geht’s?«
    »Ach, muss ja, du. Hast du schon Urlaub? Hab neulich erst deinen Vater getroffen, er meinte, du würdest wohl bald kommen.«
    »Ist noch nicht ganz so weit.« Thomas schüttelte den Kopf. »Bin gerade auf dem Weg nach Sandhamn. Dienstlich. Du hast sicher gehört, dass gestern beim Regattastart jemand erschossen wurde? Wir wollen uns mal unter den Leuten umhören, die dabei waren.«
    »Oscar Juliander. Der Anwalt.« Pettersson spuckte die Worte geradezu aus. »Wenn du mich fragst, ist das kein großer Verlust. Das war ein altes Aas, dieser Juliander.«
    Er nickte nachdrücklich, schob sich einen Snus unter die Lippe und ließ sich mit seiner Kaffeetasse an ihrem Tisch nieder.
    »Haben Sie ihn mal getroffen?«, fragte Margit.
    »Nicht nur ein Mal. Der Kerl hat vor etlichen Jahren versucht, mich übers Ohr zu hauen. Und zwar gewaltig.«
    Pettersson schnaubte, um sein Missfallen zu bekunden, und stopfte die Snusdose in seine Gesäßtasche. Sein rechter Zeigefinger zeugte vom eifrigen Gebrauch des Lutschtabaks, er war nikotingelb und der Tabaksaft hatte sich als prächtiger Trauerrand unter seinem Nagel verewigt.
    »Was meinen Sie damit, er hätte versucht, Sie übers Ohr zu hauen?«, fragte Margit und biss von ihrem Toast ab, den die Cafeteria-Bedienung eben gebracht hatte. Sie biss gleich noch einmal ab, obwohl sie den ersten Bissen kaum geschluckt hatte. Das war ja richtig lecker.
    »Er wollte mir ein Grundstück abluchsen, das ich auf Runmarö habe. Dafür gab’s keine Baugenehmigung, von wegen Strandschutzund so. War also nicht viel wert. Er meldete sich bei mir und wollte es mir für ’n Appel und ’n Ei abkaufen.«
    »Und warum?«, fragte Thomas.
    »Er wollte es als Holzland haben.«
    »Holzland?« Margit machte ein verständnisloses Gesicht. »Was ist das?«
    »Das ist Land, auf dem du Holz sammeln und Ähnliches machen kannst«, erklärte Thomas, »aber du darfst keine Gebäude darauf errichten.«
    »Und was ist dann passiert?«, fragte Margit.
    »Tja, das kann ich Ihnen sagen. Wie sich herausstellte, hatte die Kommune vor, wenigstens ein paar Bauanträge doch zu bewilligen. Anscheinend hatte irgendjemand unten in Europa geklagt, wenn ich es richtig verstanden habe. Irgendein Dickschädel, der sich nicht damit abfinden wollte, ein Strandgrundstück zu haben, das zu nichts taugt.«
    »Damit hatten sie bei der Kommunalverwaltung wohl nicht gerechnet«, sagte Thomas.
    Pettersson wischte sich mit dem Handrücken über den Mund und schüttelte den Kopf.
    »Mit Baugenehmigung war dieses Grundstück einige Millionen wert«, fuhr er fort. »Und nicht die hundertfünfzigtausend Kröten, die Juliander mir geboten hat.«
    Er drehte sich um und spuckte den Snus in den grauen Plastik-Papierkorb, der neben dem Sofa stand. Ohne mit der Wimper zu zucken, zog er die Snusdose aus der Tasche und schob sich einen neuen Priem ein. Anschließend spülte er mit dem letzten Schluck Kaffee nach.
    »Hast du an ihn verkauft?«, fragte Thomas.
    Pettersson grinste.
    »Hätte ich um ein Haar. Aber zum Glück hatte mein Sohn so ein dummes Gefühl, er fand das alles ziemlich merkwürdig.«
    »Kann man verstehen«, sagte Margit.
    »Jaha.« Pettersson lachte. »Warum sollte ein Stadtmensch, noch dazu ein reicher Rechtsanwalt, Holz sammeln wollen, wunderte sich mein Junge. Also hat er mit einem Freund gesprochen, der bei der Kommune arbeitet, und der hat ihm erzählt, was Sache war. Und da hatte ich irgendwie die Lust verloren, an den Herrn Anwalt zu verkaufen.«
    »Und er hat so einfach aufgegeben?«, fragte Margit.
    Pettersson schüttelte wieder den Kopf.
    »Er hat alle möglichen Tricks versucht. Erst hat er behauptet, wir hätten den Kauf per Handschlag besiegelt. Dann sagte er, dass eine mündliche Verabredung, wie er es nannte, ebenso bindend wäre wie ein schriftlicher Vertrag. Schließlich hat er sein Angebot erhöht, wollte eine halbe Million bar auf den Tisch legen. Aber ich hab ihn ausgelacht. Hab gesagt, er soll sich zum Teufel scheren. Danach habe ich nie wieder was von ihm gehört.«
    »Und jetzt ist er tot«, sagte Margit.
    Der Alte grinste.
    »Tja. Vielleicht hat er versucht, einen übers

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