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Tod im Schärengarten

Tod im Schärengarten

Titel: Tod im Schärengarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viveca Sten
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vernünftige Aussage von ihr zu bekommen.
    Sie zog ein besticktes Taschentuch hervor und wischte sich die Tränen ab, die ihr über die braunen Wangen liefen.
    »Möchten Sie einen Schluck Wasser?«, fragte Margit freundlich und hielt ihr ein gefülltes Glas hin.
    »Entschuldigen Sie«, sagte Britta Rosensjöö. »Ich kann einfach nicht begreifen, dass Oscar vor unseren Augen erschossen wurde, ohne dass wir etwas tun konnten. Das ist alles so furchtbar.« Die Tränen drohten wieder über die Ufer zu treten, aber sie schluckte krampfhaft und fuhr fort: »Ich hatte gerade seine schöne Emerald Gin fotografiert, wie sie die Startlinie überquerte, und da passierte das Schreckliche. Unfassbar.«
    Sie wischte wieder eine Träne mit dem Taschentuch weg.
    Thomas beugte sich interessiert vor.
    »Fotografiert, sagen Sie?«
    »Ja, ich habe oft meine Kamera dabei, wenn ich Hans zu verschiedenen Veranstaltungen begleite. Ich habe zu Hause sicher ein paar Dutzend Alben voller Bilder von Regatten, die wir im Laufe der Jahre besucht haben.«
    »Können wir uns die Fotos mal ansehen?«, fragte Margit.
    Britta sah bekümmert aus.
    »Das könnten Sie gerne, aber mein Fotoapparat ist weg. Ich muss ihn irgendwo verlegt haben.« Sie lächelte entschuldigend. »Ich bin manchmal ein bisschen unordentlich. Aber er muss ja hier im Seglerhotel sein. Wir wohnen im ersten Stock, in einer der Suiten mitAussicht aufs Meer. Er liegt vermutlich irgendwo zwischen all den Sachen.«
    »Frau Rosensjöö«, sagte Thomas sanft. »Wir würden uns Ihre Kamera gern für eine Weile ausleihen. Oder die Speicherkarte, besser gesagt, sobald sie sich wieder gefunden hat.«
    Britta Rosensjöö lächelte bedauernd.
    »Es ist leider nicht so eine moderne Digitalkamera, sondern eine ganz normale alte mit Rollfilm. Ich habe mich nie richtig mit diesen neumodischen Dingern anfreunden können, wissen Sie.«
    »Das macht nichts. Aber dann brauchen wir den Film. Das wäre uns eine große Hilfe. Würden Sie bitte noch einmal gründlich suchen?«
    Britta nickte wortlos.
    »Haben Sie an dem Tag noch mehr fotografiert?«, fragte Margit.
    »Ich habe eine ganze Menge Fotos gemacht. Vor allem von den großen Rennseglern. Sie sind immer so ein herrlicher Anblick. Das waren sie in diesem Jahr auch, bis wir mitbekommen haben, dass Oscar tot ist.«
    Sie verstummte und seufzte schwer.
    »Ich muss immer nur an die arme Sylvia denken. Wie soll sie jetzt zurechtkommen?«
    Sie blickte auf ihren Schoß, während ihre Augen sich wieder mit Tränen füllten. Das kleine bestickte Taschentuch war inzwischen schon ganz nass.
    »Ich weiß, dass Oscar so seine Seiten hatte, aber ich kenne ihn und Sylvia seit dreißig Jahren.«
    »Wie war die Ehe der Julianders, Ihrer Meinung nach?«, fragte Margit.
    »Sie waren ja lange verheiratet, haben drei Kinder zusammen …«
    Ihre Stimme wurde immer leiser, während sie den Blick aus dem Fenster in die Ferne schweifen ließ.
    »Manchmal habe ich wohl gedacht, dass er Sylvia ganz schön vernachlässigt.«
    »Inwiefern vernachlässigt?«, hakte Margit nach.
    »Oscar war ja sehr oft weg. Und er war wohl einer, der es mit der ehelichen Treue nicht so genau genommen hat, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    Sie lächelte Margit verlegen an.
    »Man soll ja nicht schlecht über Tote reden, aber Oscar hat schon immer gern ein Auge auf andere Frauen geworfen. Das war kein Geheimnis. Er hat bestimmt oft über die Stränge geschlagen.«
    »Wusste Sylvia davon?«, fragte Margit.
    Brittas Blick wich ihr aus.
    »Ich weiß nicht«, sagte sie schließlich. »Vermutlich.«
    Eifersucht könnte also ein Motiv sein, dachte Thomas. Wie wütend musste eine Frau werden, um ihren Liebhaber umzubringen? Und wie üblich war es in dem Fall, dass sie ihn erschoss? Mit einer Waffe, abgefeuert von einem Boot auf offenem Meer?
    Thomas wusste, dass von den rund einhundertfünfzig Morden, die jedes Jahr in Schweden passierten, nur ein knappes Zehntel von Frauen verübt wurde. Getötet wurde normalerweise mit Handfeuerwaffen oder Messern. Meistens handelte es sich um Notwehr oder um Impulsivtaten.
    Der überwiegende Teil der Tötungsdelikte, die von weiblichen Tätern begangen wurden, hatte seine Wurzeln in irgendeiner Form von Misshandlung. Eine Situation, die oft jahrelang bestanden hatte, bis sie so unerträglich wurde, dass es keinen anderen Ausweg mehr gab.
    Die Art der Durchführung und alle verfügbaren Statistiken sprachen deshalb dagegen, dass eine abgelegte Geliebte die Tat

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