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Tod im Schärengarten

Tod im Schärengarten

Titel: Tod im Schärengarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viveca Sten
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Ohr zu hauen, der nicht so gutmütig war wie ich.«
    »Da wären wir also wieder«, sagte Margit mit schiefem Lächeln, als sie in Sandhamn angekommen waren und im Dampfschiffhafen an Land gingen. »Oder sollte man vielleicht sagen: Auf vielfältigen Wunsch unserer Zuschauer wiederholen wir unser Programm?«
    Sie ließ den Blick über den Hafen schweifen, wo sich Segel- und Motorboote an den Stegen drängten. Wie üblich standen vor dem Kiosk die Aufsteller mit den Verkaufsplakaten der Boulevardzeitungen.
    Beherrschendes Thema war der Regatta-Mord. Riesige schwarze Schlagzeilen spekulierten über den Tod des Promi-Anwalts.
    Direkt gegenüber lief das Geschäft auf vollen Touren, trotz der regnerischen Witterung. Vor dem »Sommerlädchen«, einem der örtlichen Modegeschäfte, drängten sich Touristen und wühlten in den Kleidern auf den verschiedenen Ständern. Auf den beiden Parkbänken nebenan saßen ein paar Rentner und ruhten die müden Knochen aus, während sie die Volksmassen beobachteten.
    So lange Thomas zurückdenken konnte, hatten die alten Einwohner von Sandhamn auf diesen Bänken gesessen und über die Leute getratscht, die vorbeigingen. Das war eine ebenso feste Einrichtung wie die weißen Waxholmfähren. Für einen Moment stand die Zeit still, und Thomas erinnerte sich, wie er als kleiner Junge ungeduldig darauf gewartet hatte, dass sein Vater endlich die Unterhaltung mit einem der Alten beendete, die sich dort niedergelassen hatten.
    »Komm«, sagte er und steuerte auf das Seglerhotel zu. »Sie habeneinen Konferenzraum für uns vorbereitet, den wir benutzen können. Wir fangen am besten so schnell wie möglich an. Es wird den ganzen Tag dauern, wenn nicht länger, bis wir uns mit allen Leuten unterhalten haben.«

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Kapitel 8
    Der längliche Konferenzraum unterschied sich nicht nennenswert von anderen, in denen Thomas gewesen war, aber die Aussicht war bildschön und erstreckte sich meilenweit Richtung Osten.
    Thomas und Margit hatten sich an einem Ende des Tisches niedergelassen. Ihnen gegenüber stand ein einsamer Stuhl, auf dem ihre Besucher Platz nehmen sollten.
    Hans Rosensjöö hatte den Raum gerade verlassen. Er hatte im Großen und Ganzen die Aussagen bestätigt, die Thomas während der kurzen Befragungen am Vortag gesammelt hatte. Alle, die an Bord von Bjärrings Storebro-Jacht gewesen waren, als Oscar Juliander erschossen wurde, erzählten ungefähr die gleiche Geschichte. Und ebenso wie sie konnte Hans Rosensjöö sich nicht genau erinnern, welche anderen Boote in der Nähe der Emerald Gin gewesen waren, als der Startschuss fiel. Seine Beobachtungen waren vom Schock geprägt. Und vermutlich auch von dem Wein, der an Bord der Jacht ausgeschenkt worden war.
    Da der Start auf dem offenen Meer stattfand, musste der Täter sich auf einem Schiff befunden haben. Auf Julianders oder dem eines anderen. So viel stand jedenfalls fest.
    Thomas streckte sich nach einer Flasche Mineralwasser, als ihm eine Idee kam. Wenn es möglich wäre, Zeugenaussagen über den Schusswinkel der Kugel zu bekommen, die Juliander getötet hatte, würde das die Anzahl der Boote eingrenzen, von denen aus der Täter geschossen haben konnte. Dann könnten sie ihre Suche auf ein bestimmtes Gebiet beschränken, anstatt alle möglichen Boote zu berücksichtigen, die in der Nähe gelegen hatten.
    Sofort wurde ihm leichter zumute und er lächelte Britta Rosensjöö, die gerade zur Tür hereinkam, freundlich zu.
    Sie sah aus wie eine verängstigte Lehrerin, die wegen einer Verfehlung, von der sie nichts wusste, zum Rektor gerufen worden war. Ihre dünnen blonden Haare waren von überwiegend grauen Strähnen durchzogen und zu einer Pagenfrisur geschnitten, die ihr nicht besonders gut stand. Man sah ihr an, dass sie viel Zeit auf dem Wasser verbracht hatte, denn ihr sonnenverbranntes Gesicht war hager und runzlig. Thomas schätzte ihr Alter auf sechzig, aber sie konnte ebenso gut fünf Jahre jünger oder älter sein.
    Britta Rosensjöö ging zum Stuhl, der noch warm von ihrem Mann war, und setzte sich unsicher.
    »Es geht um den gestrigen Tag. Würden Sie uns bitte sagen, woran Sie sich erinnern?«, begann Margit.
    Britta Rosensjöös Augen füllten sich sofort mit Tränen.
    Thomas musste daran denken, wie er am Vortag vergeblich versucht hatte, mit ihr zu sprechen. Sie war hysterisch gewesen, genau wie Sylvia Juliander. Er hoffte, dass sie sich inzwischen wieder etwas gefangen hatte, damit die kleine Chance bestand, eine

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