Tod im Schärengarten
Solche wie ich kommen immer zurecht, ganz egal, was du versuchst. Ich bin was Besseres als du.
Er wurde von einer heftigen Lust gepackt, die vornehme Fassade des Kunsthändlers zu demolieren.
»Warum hat Martin Nyrén Ihnen regelmäßig SMS geschickt?«
»Wir saßen zusammen im Vorstand des KSSS . Ich bin, wie Sie wissen, der Schriftführer.«
»Das waren sehr viele Mitteilungen.«
»Es ging auch um viele Dinge.« Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen.
»Schicken Sie allen Vorständen Textnachrichten aufs Handy?«
»Wenn es nötig ist, ja.«
»Haben Sie mit Oscar Juliander auch auf diese Art kommuniziert?«
»Wenn es nötig war.«
»Wie oft?«
»Ab und an.«
»Hätten Sie etwas dagegen, uns die Nachrichten zu zeigen, die Sie empfangen oder verschickt haben?«
Ingmar von Hahne zögerte einen Moment.
»Die sind leider gelöscht. Ich hebe so etwas nicht auf.«
»Waren Sie jemals bei Martin Nyrén in der Wohnung?«
»Ja.«
»Wann?«
»Ich habe ihm Unterlagen gebracht, die mit dem Verein zu tun hatten. Weiß nicht mehr genau, wann das war.«
»Und sonst?«
»Ich war ein paar Mal auf einen Drink bei ihm.«
»Aber Ihr Lagerraum liegt genau gegenüber. Haben Sie nicht manchmal einen Kaffee zusammen getrunken?«, warf Margit ein.
»Möglich.«
Es war, als versteckte von Hahne sich hinter einer Maske aus Einsilbigkeit, dachte Thomas. Er antwortete so kurz wie möglich.Vermied es, sich in lange Erklärungen zu verstricken, die einander widersprechen konnten.
Er war auf der Hut, das merkte man.
»Sie verstehen sicher, dass Sie sich in einer schwierigen Lage befinden«, sagte Thomas. »Martin Nyrén wurde aus Ihrem Lager erschossen. Und aus der Gesprächsaufstellung geht hervor, dass Sie regelmäßigen Kontakt hatten.«
»Ich habe nichts mit dem Mord an Martin zu tun.«
Ingmar von Hahnes Stimme klang gepresst. Aber er war noch genauso beherrscht wie am Anfang und Thomas musste gegen den Impuls ankämpfen, den Mann zu packen und kräftig zu schütteln.
Margit blickte von Hahne prüfend an. Dann probierte sie eine andere Taktik.
»Haben Sie eine eigene Theorie, warum Martin Nyrén und Oscar Juliander ermordet wurden?«
»Nein.«
»Aber Sie haben sich doch sicher Gedanken darüber gemacht?«
»Nein.«
»Hatten Sie sich gestritten?«
»Nein.«
»Es gab also keine Konflikte zwischen Ihnen und Martin Nyrén?«
»Nein.«
»Sind Sie sicher?«
»Ja, wenn ich es doch sage.«
Ein kleiner Muskel zuckte an seiner Schläfe und verriet, dass von Hahnes Gelassenheit Risse bekam.
»Sie könnten der Nächste sein«, sagte Margit. »Wenn Sie uns nicht helfen.«
»Daran habe ich auch schon gedacht.«
»Haben Sie keine Angst?«
Ingmar von Hahne blickte seine Befrager an, und in seinen Augen lag ein Ausdruck, den Thomas nicht einordnen konnte. Resignation, oder vielleicht Überdruss. So als fände er die Fragen eher ermüdend als bedrohlich und hätte es satt, noch länger darauf zu antworten.
»Wären Sie damit einverstanden, uns Ihre Fingerabdrücke zu überlassen?«, fragte Thomas.
»Muss ich?«
»Wir glauben, dass es wichtig für die Ermittlungen sein könnte.«
Stille breitete sich aus.
Schließlich öffnete Ingmar von Hahne den Mund.
»Ich möchte nun doch mit meinem Anwalt sprechen, bevor ich weitere Fragen beantworte.«
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Kapitel 79
Nora nahm den Schlüssel zu Signes Haus aus dem Schlüsselschrank und ging mit entschlossenen Schritten zur Brand’schen Villa hinüber.
Als sie den schönen Rosenbusch sah, der einen Großteil der Südwand bedeckte, hätte sie fast angefangen zu weinen. Signe hatte ihre Rosen gehegt und gepflegt, als wären sie lebendige Wesen. Nora konnte sich noch so viel Mühe geben, aber sie hatte nicht annähernd so einen grünen Daumen wie Signe. Wenn sie nicht Hilfe von Sandhamns Rosenexperten bekommen hätte, einem der führenden Rosenkenner Schwedens, wäre das prächtige Klettergewächs wohl eingegangen.
Sie schloss die Haustür auf und ging auf die alte Veranda, die zum Meer hinaus lag. Dort setzte sie sich in einen der abgenutzten Rattansessel und zog die Beine unter den Po. Ein Moped fuhr auf der Straße vorbei, sie hörte das Knattern durch die Sprossenfenster und lächelte über das vertraute Geräusch.
Wie es wohl wäre, hier zu wohnen?
Nora schloss die Augen und versuchte, es sich vorzustellen. Die Jungs könnten jeder ein eigenes Zimmer im Obergeschoss bekommen. Das Bad würde erst mal so bleiben, wie es war, obwohl es wirklich renoviert
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