Tod im Schärengarten
vorher noch nie von dieser Firma gehört. Aber selbstverständlich werde ich die Augen offen halten.«
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Mittwoch, fünfte Woche
Kapitel 77
Sie hatten sich zur Morgenbesprechung im großen Konferenzraum versammelt. Die Luft war stickig und abgestanden. Der Alte war auch wieder da, sah aber nicht besonders gesund aus. Seine Augen waren gerötet und er atmete schwer.
Erik nieste geräuschvoll. Noch jemand, den der Bazillus erwischt hatte.
Margit gab einen kurzen Überblick über die Informationen, die sie in den letzten Tagen zusammengetragen hatten und die ihr bisheriges Bild von Martin Nyrén bestätigten: ein liebenswürdiger, zurückgezogen lebender Mann, der bei Kollegen und Freunden gleichermaßen beliebt war. Mehrere Arbeitskollegen hatten erwähnt, wie sehr er darauf bedacht gewesen war, seine Integrität zu wahren. Er hatte selten über sein Privatleben gesprochen, aber ganz für das Segeln und den KSSS gelebt. Er hatte sogar ein Bild seiner Omega 36 auf dem Schreibtisch gehabt.
»Eine Sache ist interessant«, sagte Margit. »Einer seiner Kollegen gab an, dass Nyréns Boot vor ein paar Wochen verwüstet worden ist.«
»Inwiefern?«, fragte der Alte.
»Es wurde über und über mit Farbe besprüht. Darüber hat er sich furchtbar aufgeregt. Das könnte natürlich ein Dummejungenstreich gewesen sein, aber mein Instinkt sagt mir, dass es keiner war.«
»Dann sollten wir das genauer untersuchen. Hat er Anzeige erstattet?«
»Ja. Kalle wollte sich darum kümmern.«
»Was ist bei der Spurensicherung herausgekommen?«, fuhr der Alte fort. »Hat man in Nyréns Wohnung was gefunden?«
»Nicht viel«, sagte Erik. »Es war eine ungewöhnlich saubere Wohnung. Leider. Die paar Fingerabdrücke, die von den Kollegen sichergestellt werden konnten, wurden zum Erkennungsdienst geschickt, aber ohne Ergebnis.«
»Nyréns Computer?«
»Immer noch nicht geknackt. Man sollte nicht für möglich halten, dass ein Abteilungsdirektor sich mit so etwas auskennt, aber er hat ein paar handfeste Sicherheitssperren eingebaut. Wir haben auch seinen Rechner im Büro untersucht, aber auf dem war nur dienstliches Zeug. Nichts Privates.«
»Er hat ja bei einer Behörde gearbeitet, von daher ist es sehr wahrscheinlich, dass seine privaten Mails auf seinem eigenen Computer liegen«, warf Thomas ein. »Er wollte wohl verhindern, dass sie als Dienstangelegenheit eingestuft werden.«
»Ein Bürokrat, der seine Daten schützt«, sagte Margit. »So ein Pech.«
Thomas ergriff wieder das Wort. Er beschrieb ihren Besuch in der Kanzlei Kalling und erklärte die Zusammenhänge um das Patent.
»Wir glauben«, fasste er zusammen, »dass Juliander für den Verkauf des Patents an General Mind Incorporated Bestechungsgeld kassiert hat. Mit aller Wahrscheinlichkeit ausbezahlt in Liechtenstein.«
»Das ist also die Erklärung für die Kreditkarte und die Nebeneinnahmen«, rief Carina aus. »Ein heimliches Schwarzgeldkonto!«
»Aber würde ein so großer Konzern das Risiko eingehen, Bestechungsgeld zu zahlen?«, warf Erik ein und nieste wieder.
Carina rückte unauffällig ein Stück von ihm ab.
»Das ist nicht so ungewöhnlich«, sagte Thomas. »Viele Waffenproduzenten machen das regelmäßig, nur dass es dann natürlich Provision heißt.« Er malte mit den Fingern Anführungszeichen in die Luft.
»Denkt an Bofors in Indien«, sagte Margit.
»Es würde mich nicht wundern, wenn General Mind bereits vorher versucht hätte, das Patent zu kaufen«, sagte Thomas und dachte an Noras Beschreibung des Erfinders. »Aber der fanatische Zahnarzt hat sich vermutlich geweigert, ihnen sein Schoßkind zu überlassen. Und als der Konkurs vor der Tür stand, haben sie ihre Chance erkannt. Sie brauchten nur noch einen skrupellosen Insolvenzverwalter zu finden, der bereit war, gemeinsame Sache mit ihnen zu machen.«
»Ganz schön clever«, sagte Margit. »Aber bei dem Potenzial lagen wahrscheinlich viele Millionen im Jackpot. Gewinnsucht ist ein starkes Motiv.«
»Denkt an Håkan Lans«, mischte der Alte sich überraschend ein.
»Wer ist das?«, fragte Carina.
»Der Mann, der eine frühe Version der Computermaus erfand. Er ist ein technisches Genie. Hat auch das Satellitenüberwachungssystem erfunden.«
»Und was ist mit ihm?«
»Lans wurde von einigen amerikanischen IT – Firmen um bestimmte Patentrechte betrogen. Er hat jahrelang deswegen prozessiert, aber ohne Erfolg.«
»So frisst der Kapitalismus seine Kinder«, sagte Margit
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