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Tod im Schärengarten

Tod im Schärengarten

Titel: Tod im Schärengarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viveca Sten
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über der roten Glut.
    Martin aß gerne Lamm, besonders gegrilltes. Aber dass es gutes Essen geben würde, war nur ein kümmerlicher Trost. Er merkte, wie ihn Unlust beschlich. Mit Mühe widerstand er dem Impuls, sich heimlich aus dem Staub zu machen.
    Die letzte Zeit war anstrengend gewesen. Der Mord an Oscar war immer noch nicht aufgeklärt, und die Verwüstung seiner Omega belastete ihn. Außerdem hatte er immer noch das unangenehme Gefühl, hin und wieder beobachtet zu werden.
    Der Rasen war voller lachender Menschen, die mit einem Glas in der Hand beisammenstanden. In der Mitte hatte man eine provisorische Bar aufgebaut, hinter der ein hübsches junges Mädchen stand und jedem zu trinken servierte, der etwas haben wollte. Martin ging zu ihr hin. Sie schöpfte aus einem großen Glasgefäß mit einer hellroten Flüssigkeit, in der Orangenstücke und Eiswürfel schwammen.
    »Sangria«, lächelte sie und reichte ihm ein gut gefülltes Glas. »Heute ist spanischer Abend. Bitte sehr.«
    Er nahm das Glas dankbar entgegen und trank einen großen Schluck. Das Zeug war richtig gut. Nicht so eine dünne Brühe, wie man sie bei Charterreisen in Spanien bekam, sondern vollmundig und stark. Kein Wunder, dass die Spanier so vernarrt in ihr Nationalgetränk waren. Er trank noch einen Schluck und versuchte, einen Funken Partystimmung in sich zu finden.
    Mit dem Drink in der Hand betrachtete er wieder das Festgelände.
    Links von ihm lag das Sommerhaus des Gastgeberpaares, ein modernes, luftiges weißes Gebäude, von dem man eine schöne Aussicht hatte. An die südliche Hauswand schloss sich eine breite Terrasse an, die Platz für einen Esstisch und für Liegestühle bot.
    Er konnte direkt vor sich sehen, wie die Gastgeber müßige Sommertage auf den Holzdielen der Terrasse verbrachten, die von einem Geländer aus weißen, gekreuzten Latten umrahmt wurde. Es erinnerte ein wenig an die Signalflaggen auf See. Auf beiden Seiten des Grundstücks standen hohe Kiefern, die vor Einblicken schützten, und zur Straße hin diente eine Fliederhecke demselben Zweck.
    Ein Wasserscooter tauchte unten am Steg auf. Martin Nyrén waren diese Tempomonster schon lange ein Dorn im Auge. Insgeheim sehnte er sich nach den Zeiten zurück, als sie auf dem Meer verboten waren. Sie sorgten für Unruhe und dienten keinem vernünftigen Zweck. Sie waren lediglich teures Spielzeug für Menschen, die nichts Besseres mit ihrem Geld anzufangen wussten.
    Aber er hatte eine leise Ahnung, wer in dieser Familie so ein Spielzeug benutzte. So war das wohl, wenn man fast erwachsene Kinder hatte. Man konnte sich gegen derart dummes Zeug kaum wehren.
    Ein altes, geteertes Ruderboot lag ebenfalls am Steg. Es bildete einen seltsamen Kontrast zu dem Wasserscooter. Martin konnte sich gut vorstellen, was für ein Gefühl es war, an einem windstillen Tag mit dem alten Boot hinauszurudern und sich mit den Wellen treiben zu lassen.
    An der rückwärtigen Ecke des Partyzeltes sah er eine Gruppe vom KSSS . Hans Rosensjöö stand dort zusammen mit mehreren anderen Vorstandsmitgliedern und ihren Frauen.
    Er beschloss, Guten Tag zu sagen. Wenn er schon einmal hier war, konnte er das ebenso gut gleich hinter sich bringen. Jetzt musste er ohnehin bis nach dem Essen bleiben.
    Er brachte seine Gesichtszüge entschlossen in eine Form, die Partystimmung signalisieren sollte, und ging auf die Gruppe zu.
    Vielleicht ergab sich ja im Laufe des Abends sogar die Gelegenheit, ein paar ungestörte Minuten mit Indi zu verbringen, dachte er. Nur einen kleinen Moment der Zweisamkeit, den er im Gedächtnis behalten konnte, um davon zu zehren in Zeiten, in denen sie sich nicht treffen konnten.
    Nach dem Dessert, wenn alle mit einem Espresso in der Hand Small Talk pflegten.
    Auf einmal war ihm leichter zumute.
    »Hallo zusammen«, sagte er mit breitem Lächeln. »Ist das nicht ein schönes Fest? Wie geht’s euch?«
    Ein schwacher Duft stieg ihm in die Nase, ein Hauch von Gewürzen, der ebenso schnell verflog, wie er gekommen war. Er versuchte sich zu erinnern, wann er ihn schon einmal gerochen hatte, und nach einer Weile fiel es ihm wieder ein.
    An jenem Abend in seiner Wohnung, als er das Gefühl hatte, dass jemand dort gewesen war.
    Aber als er versuchte, dem Duft nachzuschnuppern, war er verschwunden.

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Sonntag, zweite Woche
Kapitel 42
    Thomas war gerade angekommen, und nun standen sie in Noras Küche. Im Haus war es ungewöhnlich ruhig und still. Adam war am Morgen ins KSSS – Segelcamp

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