Tod im Schärengarten
eingehen, oder?«
»Das nehme ich an.«
»Er kann kaum Geld von seinen Klienten auf ein ausländisches Bankkonto transferiert haben. Vor allem nicht, wenn sich dieses Konto in einem Steuerparadies befindet. Ein Insolvenzverwalter muss vor dem Gericht Rechenschaft ablegen. Wenn er eine Bank in Liechtenstein benutzt hätte, wäre das sofort aufgeflogen.«
»Und es hätte keinen Sinn ergeben, Kapital auf legalem Weg auszuführen.« Thomas versuchte, ihrem Gedankengang zu folgen.
»Nein, denn dann hätten die Behörden davon erfahren. Er hätte es versteuern müssen.«
»Es gibt bestimmt Leute, die Geld in Reisetaschen aus Schweden herausschmuggeln.«
Nora schüttelte skeptisch den Kopf.
»Damit wäre er ein enormes Risiko eingegangen, entdeckt zu werden. Mit der Folge, dass man ihn sofort aus der Anwaltskammer ausgeschlossen hätte.«
»Die Zehntausendkronenfrage ist also, woher das Geld stammt, das die Kreditkarte deckt.«
Thomas nahm wieder auf dem Küchenstuhl Platz. Sein Tee war kalt geworden, aber er trank den letzten Rest trotzdem.
»Die Karte hatte kein Kreditlimit«, sagte er wie nebenbei.
Nora pfiff leise durch die Zähne.
»Dann kann es kein kleiner Betrag sein, den Juliander dort gebunkert hat.«
Während Thomas nach Harö zurückfuhr, dachte er weiter über das Rätsel Juliander nach. Das Bild eines Mannes, der außerordentlich erfolgreich gewesen war, mit einer perfekten Karriere und einer perfekten Familie, bekam immer mehr Risse.
Warum war Juliander dieses Risiko eingegangen?
Schwarzgeld im Ausland zu verstecken, war schließlich ein Verbrechen. Und kein geringes. Für einen renommierten Rechtsanwalt war das besonders gefährlich. Wenn man ihn erwischt hätte, wäre seine Karriere schlagartig zu Ende gewesen.
War Juliander der Erfolg derart zu Kopf gestiegen, dass er sich einbildete, über dem Gesetz zu stehen? Oder hatte er sich das neue Segelboot so inbrünstig gewünscht, dass er bereit gewesen war, gegen das Rechtssystem zu verstoßen, dem er sein Leben lang gedient hatte?
Vielleicht hatte Juliander jemanden betrogen, und dieser Jemand hatte ihn aus Rache umgebracht. Fragte sich nur, wer das sein konnte.
Woher stammte das Geld?
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Montag, dritte Woche
Kapitel 43
»Hast du bei der Kreditkartengesellschaft was erreicht?«, fragte Thomas und schnitt ein Stück von seinem Hacksteak ab, einem der beiden Gerichte auf der Tageskarte.
Margit und er saßen in einem der Restaurants am Nacka Strand, einen kurzen Spaziergang von der Polizeistation entfernt. Sie hatten sich draußen einen Tisch gesucht, um dem Essensdunst im Lokal zu entgehen und ein bisschen frische Luft zu schnappen.
»Unsere liebe Staatsanwältin Öhman hat sich um die nötigen Formalitäten gekümmert«, sagte Margit und blickte von ihrem panierten Dorsch auf. »Ich habe kurz mit dem Geschäftsführer gesprochen, bevor wir gegangen sind. Er sagte, ich soll ihm unsere Fragen mailen, und das habe ich getan.«
»Wirkte er kooperationsbereit?«
»Geht so. Der zuständige EDV – Mitarbeiter ist im Urlaub und muss erst zurückgeholt werden. Andererseits ist es sicher nicht das erste Mal, dass sie Daten für eine polizeiliche Ermittlung heraussuchen müssen.«
Sie biss von ihrem Fisch ab und fuhr fort:
»Der Chef hat mich vorgewarnt, dass es etwas dauern kann. Leider.«
»Okay«, sagte Thomas. »Hoffen wir das Beste. Bin mal gespannt, was sie finden. Das wird bestimmt interessant.«
Er griff nach einer Scheibe Brot, bestrich sie mit Butter und aß sie auf, bevor er den letzten Rest Hacksteak auf seine Gabel spießte.
»Willst du einen Kaffee?« Er stand auf, ehe Margit antworten konnte, in der sicheren Gewissheit, dass sie noch nie eine Tasse Kaffee abgelehnt hatte.
Mit langen Schritten ging er ins Dunkel des Restaurants hinein und steuerte den Tisch an, auf dem die Kaffeekannen auf Warmhalteplatten standen. Er nahm zwei weiße Porzellantassen und füllte sie mit der schwarzen, heißen Flüssigkeit. Mit einer Tasse in jeder Hand ging er zu Margit zurück.
»Hier, bitte.« Er nahm einen Schluck und genoss es, einen anständigen Kaffee zu trinken.
»Wenigstens geht es an der Bootsfront vorwärts«, sagte Margit.
Kalle und seinen Helfern war es nach einer unendlichen Zahl von Telefonaten geglückt, die Eigentümer von fünfzehn Zuschauerbooten ausfindig zu machen. Weitere drei hatte Axel Bjerring identifizieren können, der von Kalle um diesen Gefallen gebeten worden war.
Als Thomas das Foto ein letztes Mal
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