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Tod im Schärengarten

Tod im Schärengarten

Titel: Tod im Schärengarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viveca Sten
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verdient.« Sie blickte ihren Mann zufrieden an. »Er wird in seinem Amt Außerordentliches leisten, davon sind wir alle überzeugt. Es ist eine so wichtige und ehrenvolle Aufgabe. Und Ingmar ist genau der richtige Mann dafür.«
    Sie lächelte strahlend, unbeeindruckt davon, dass es ihrem Mann peinlich war.
    »Wussten Sie übrigens, dass schon Ingmars Vater im Vorstand saß? Er war seinerzeit Vizevorsitzender, und nun kommt die zweite Generation. Vielleicht wird unser Sohn Marcus einmal dasselbe tun.« Sie seufzte leicht. »Mein Schwiegervater wäre so stolz gewesen, wenn er das noch erlebt hätte. Aber leider ist er schon vor vielen Jahren gestorben.«
    »Ist ja gut, Isabelle«, sagte Ingmar von Hahne und machte ein entschuldigendes Gesicht. »Ich betrachte das mehr als Notlösung. Jemand muss Hans ablösen, und da der arme Oscar nicht mehr unter uns ist …«
    Er ließ den Satz unvollendet und deutete mit einer hilflosen Geste an, wie unangenehm ihm das alles war. Sein Blick richtete sich auf einen unbestimmten Punkt zwischen den Bäumen.
    Margit trat von einem Fuß auf den anderen und schien nach einem passenden Thema zu suchen, um die peinliche Stille zu beenden.
    Ingmar von Hahne sah auf die Uhr.
    »Ich fürchte, wir müssen uns verabschieden«, sagte er. »Der Begräbniskaffee, wir sollten Sylvia nicht warten lassen. Viel Erfolg bei Ihren Ermittlungen.«
    Mit einem freundlichen Kopfnicken drehte er sich um und ging auf die geparkten Autos zu.
    »Eigentlich macht er doch einen sehr netten Eindruck«, sagte Margit, als das Ehepaar von Hahne außer Hörweite war. »Im Gegensatz zu seiner versnobten Frau.« Sie schauderte. »Furchtbar. Möchte mal wissen, was er an ihr findet.«
    Thomas war nicht so angenehm beeindruckt, von keinem der beiden.
    »Eine Oberschichtzicke der schlimmsten Sorte, wenn du mich fragst. Solche wie die sieht man auf Sandhamn oft. Aber er ist keinen Deut besser.«
    Er zuckte die Schultern und steuerte auf den Parkplatz zu.
    »Komm«, sagte er. »Lass uns fahren. Hier verpassen wir nichts mehr.«

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Kapitel 47
    Nora kochte vor Wut. Sie zitterte am ganzen Leib, und der Atem kam hart und stoßweise.
    Wie konnte er nur?
    Erschöpft sank sie in eine Ecke von Signes altem Bootsschuppen, in den sie geflüchtet war, um allein zu sein. Sie begrub den Kopf in ihren Händen und lehnte sich an die Wand. Über ihr hingen die Barschnetze an einem Haken. Es roch nach Tang und Seegras, ein beruhigender und vertrauter Duft.
    Sie holte tief Luft und atmete langsam wieder aus.
    Nach dem harten, langen Winter wollte sie so gerne, dass sie wieder zueinanderfanden. Aber Henriks Worte waren unmissverständlich gewesen, sie echoten immer noch in ihrem Kopf.
    Zugegeben, das letzte Jahr war anstrengend gewesen. Sie hatte es kaum geschafft, die düsteren Gedanken loszuwerden. Nacht für Nacht träumte sie von den Stunden im Leuchtturm Grönskär. Manchmal wachte sie auf und hatte immer noch den Rauchgeruch in der Nase. Es war, als ob die Erinnerung sich in ihrem Körper festgekrallt hatte und nicht mehr loslassen konnte.
    Henrik hatte versucht, sie zu überreden, einen Psychologen aufzusuchen. Schließlich hatte sie nachgegeben und einen Therapeuten angerufen, den ein Kollege von Henrik empfohlen hatte. Viel Hoffnung hatte sie nicht gehabt, wenn Henrik nicht so hartnäckig gedrängt hätte, wäre sie nicht hingegangen.
    Der Psychologe hatte seine Praxis am Sveavägen in der City. Er trug eine Hornbrille und war fast kahlköpfig. Jedes Mal hatte er dieselbe graue Hose an und ein Hemd, das bis zum Hals zugeknöpft war.
    Sie hatte in einem hellbraunen Sessel sitzen müssen, direkt ihm gegenüber. Seine simple Technik bestand darin, alles umzudrehen, was sie sagte, und es in Form einer Frage zu ihr zurückzuspielen.
    Er begann jede Sitzung damit, sich zu erkundigen, wie sie sich fühlte. Wenn sie es ihm gesagt hatte, griff er ihren letzten Satz auf und retournierte ihn, diesmal mit einem Fragezeichen am Ende. Sieantwortete, und das Manöver begann von vorn. Wenn die Stunde um war, verlangte er fünfhundert Kronen.
    Fünf Mal war sie hingegangen, dann hatte sie aufgegeben. Psychotherapie war nichts für sie, obwohl das mit den Albträumen nach den Sitzungen tatsächlich besser wurde. Sie kamen nicht mehr so oft und waren nicht mehr so intensiv.
    Aber sie konnte sich nicht gegen die Enttäuschung wehren, die sie überfiel, als sie nach Ablauf ihrer Krankschreibung in ihre Abteilung zurückkehrte. Es war so deutlich,

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