Tod im Schärengarten
mit seinem Tod zu tun hatten?
Konnte es so einfach sein, dass die Lösung des Rätsels sich an Bord einer Princess-47 befunden hatte, die ganze Zeit, direkt vor ihren Augen?
Bisher hatten sie nur Alsings eigene Angaben, dass er den Tag mit seiner Frau und seinen Kindern zusammen verbracht hatte. Vielleicht stimmte das überhaupt nicht. In dem Fall müssten sie seine Aussage schnellstens überprüfen und mit den anderen Familienmitgliedern sprechen. Aber was für ein Motiv konnte Alsing gehabt haben?
»Es gibt da möglicherweise ein Problem«, sagte Kalle leise.
»Welches?« Der Alte runzelte die Stirn, während er den letzten Rest aus seiner Kaffeetasse trank.
Kalle machte ein unglückliches Gesicht.
»Er ist nicht in Schweden.«
»Er? Meinst du Alsing?«, fragte Thomas.
»Und warum nicht?«, sagte Margit.
»Er ist heute Morgen ins Ausland gereist«, sagte Kalle. »Die ganze Familie war auf dem Weg nach Mallorca. Er kommt erst in vierzehn Tagen zurück.« Er ließ den Kopf hängen, als sei er persönlich dafür verantwortlich, dass ein möglicher Täter sich ins Ausland abgesetzt hatte.
Thomas und Margit wechselten einen Blick.
»Sollen wir ihn per Telefon kontaktieren?«, fragte Thomas.
Der Alte machte ein skeptisches Gesicht.
»Damit würden wir ihn nur warnen. Im Moment haben wir nichts gegen ihn in der Hand. Nur einen Verdacht. Das ist viel zu wenig, um ihn dort unten festnehmen zu lassen.«
Thomas musste ihm beipflichten. Es waren schon handfeste Beweise nötig, um einen Tatverdächtigen mit Polizeigewalt aus dem Ausland zurückzuholen. Er konnte direkt hören, wie Staatsanwältin Öhman die Rechtslage erklärte.
»Wann kommt er zurück, sagst du?«, fragte Margit in sachlichem Tonfall.
»In zwei Wochen.«
»Dann schnappen wir ihn uns. Sobald er wieder da ist, laden wir ihn zur Vernehmung vor.«
»In der Zwischenzeit seht ihr zu, was ihr über den Mann in Erfahrung bringen könnt«, sagte der Alte. »Was genau er beruflich macht, wie seine finanzielle Situation ist, ob er einen Waffenschein hat und so weiter.«
»Irgendwo finden wir eine Verbindung zu Juliander«, sagte Margit. »Ganz sicher. Wir werden gut vorbereitet sein, wenn Holger Alsing wieder schwedischen Boden betritt.«
Die Musik war ohrenbetäubend, und er war betrunkener als jemals zuvor in seinem Leben. Aber es gefiel ihm. Er genoss die Unbekümmertheit, die der Alkohol ihm schenkte.
Losgelöst und ohne Sorgen, dachte er, als wäre er wieder ein junger Mann auf einem Studentenfest.
Sie waren im Alexandras, dem Nachtklub für Stockholms Crème de la crème. Die Bar, in die alles drängte, was Rang und Namen hatte. Einschließlich des Königs.
Der Junggesellenabschied hatte mit einem Besuch des Centralbadet begonnen, wo er eine Massage von einer äußerst leicht bekleideten jungen Dame erhalten hatte. Dann waren sie weitergezogen ins Restaurant Riche und hatten vornehm zu Abend gespeist, einen Schnaps nach dem anderen gekippt und mit einem kräftigen Bourgogne nachgespült. Zum Abschluss hatte es Kognak und Kaffee gegeben und eine sentimentale Ansprache seines besten Freundes Ruter, der eigentlich Rudolf hieß und am Samstag sein Trauzeuge sein würde.
Unglaublich, was für lustige alte Geschichten Ruter zum Besten gegeben hatte, alle hatten Tränen gelacht. Als sie aufbrachen, um ins Alexandras weiterzuziehen, konnte er kaum noch stehen, aber sein Kumpel Greven hatte ihn fest am Arm gepackt und ihn geführt. Die schöne Besitzerin des Nachtklubs hatte sie persönlich in Empfang genommen und zu einer abgetrennten Ecke gebracht, wo bereits Gläser und Flaschen auf dem Tisch bereitstanden.
Rundherum wurde wild zur Musik der Popgruppe Sweet getanzt. Lauter schöne Frauen mit langen blonden Haaren und kurzen Röcken und junge Männer mit Koteletten und Samtjacketts. Irgendwer drückte ihm ein Glas Gin Tonic in die Hand, obwohl er wirklich keinen Drink mehr brauchte.
In einer Woche war es so weit. Um fünfzehn Uhr in der Oskarskyrkan im Herzen von Östermalm.
Er hatte sich schon vor langer Zeit aus den Festvorbereitungen ausgeklinkt. Dieser nie versiegende Strom von Entscheidungen, die getroffen werden mussten, von der Gestaltung der Hochzeitstorte bis hin zur Sitzordnung an der Brauttafel, hatte seine Nerven strapaziert. Es war ihm unbegreiflich, wie man so viel Zeit auf die Planung eines Festes von wenigen Stunden verwenden konnte.
Nach der Verlobung war alles mit unglaublicher Geschwindigkeit angelaufen. Die junge Frau, die
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