Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod im Schärengarten

Tod im Schärengarten

Titel: Tod im Schärengarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viveca Sten
Vom Netzwerk:
seinen Ring trug, erschreckte ihn mit ihrer Vehemenz. Es war, als sei die Zeremonie schon lange viel wichtiger als ihre Beziehung. In den letzten Monaten hatte er sie nur selten gesehen, sie war viel zu sehr damit beschäftigt, die Veranstaltung bis ins kleinste Detail zu planen.
    Er trank einen großen Schluck aus dem Glas, erhob sich mühsam und schwankte auf Greven zu, der eine süße Brünette auf dem Schoß hatte.
    »Skål, verdammt noch mal«, sagte er und kippte den Rest des Drinks hinunter.
    Dann bestellte er sich einen neuen.

[Menü]
Donnerstag, dritte Woche
Kapitel 46
    Das Begräbnis war für vierzehn Uhr angesetzt, aber schon eine halbe Stunde vorher hatte sich eine große Anzahl Trauergäste vor der Uppenbarelsekyrkan in Saltsjöbaden versammelt.
    Die rote Backsteinkirche lag oben auf einem Hügel mit weiter Aussicht über Erstaviken. Mit ihrem Glockenturm und ihrer Jugendstil-Architektur dominierte sie die Umgebung.
    Es war selbstverständlich, dass Oscar Juliander in der schönen alten Kirche beigesetzt werden sollte. Das imposante, von Ferdinand Boberg entworfene Gotteshaus fasste vierhundert Personen. Heute würde man diesen Platz auch brauchen, dachte Thomas, der zusammen mit Margit ein Stück entfernt stand. Der Parkplatz war bereits bis zur letzten Stellfläche besetzt, und inzwischen begannen immer mehr Leute, ihre Autos an dem schmalen Weg zu parken, der zur Kirche hinaufführte.
    Thomas erkannte mehrere der Trauergäste wieder. Etliche bekannte Wirtschaftsführer und Anwälte waren darunter. Am Eingang stand Ivar Hallén von der Kanzlei Kalling in einer Gruppe ernster Männer und Frauen. Alle waren in teure schwarze Anzüge und Kostüme gekleidet. Thomas vermutete, dass es sich um Julianders Kollegen aus der Kanzlei handelte.
    Unter ihnen entdeckte er auch Eva Timell. Sie trug eine dunkle Sonnenbrille, aber man konnte trotzdem sehen, dass sie geweint hatte. Die Nase war rot geschwollen und die Gesichtshaut fleckig.
    Thomas und Margit warteten, bis alle anderen hineingegangen waren. Dann folgten sie ihnen diskret, kurz bevor das hölzerne Portal geschlossen wurde. Es waren so viele Leute in der Kirche, dass die Sitzplätze kaum reichten, und sie konnten sich gerade noch auf die letzte Bank drängen, als sich die Türen für die nächsten Angehörigen wieder öffneten.
    An der Spitze ging die Pfarrerin neben Sylvia Juliander, die tiefschwarz gekleidet war und einen Hut mit Trauerschleier trug. Dann folgten die drei Kinder, die Tochter einige Schritte vor ihren Brüdern. Ihre Hände umkrampften ein zerdrücktes Batisttaschentuch. Die Söhne im schwarzen Anzug mit weißer Krawatte, die Gesichter maskenhaft erstarrt, trugen jeder eine rote Rose in der Hand.
    Sie nahmen in der Bank vor dem Altar Platz, und Stille senkte sich über die Trauergemeinde. Während der Organist die Einleitung zu »Härlig är jorden« intonierte, dachte Thomas an die letzte Beerdigung, auf der er gewesen war. Damals hatte ein kleiner weißer Sarg vor dem Altar gestanden, und Pernilla und er hatten in der ersten Bank gesessen und versucht, das absolut Unfassbare zu begreifen.
    Dass es keine Emily mehr gab. Dass Emily tot war.
    Sie waren nur zu zweit gewesen, sie hatten es nicht ertragen, andere Menschen um sich zu haben. Nicht einmal ihre Eltern hatten kommen dürfen. Ihre Kraft hatte mit Mühe und Not gereicht, um die Beerdigung zu überstehen, Trauergäste waren nicht erwünscht.
    Thomas tat sein Bestes, um das nagende Gefühl von Versagen zu ignorieren, das in ihm hochkroch, während er sich an die Beerdigung erinnerte und an die darauffolgende Scheidung von der Frau, mit der er hatte alt werden wollen.
    Wenn er morgen tot umfiele, würden bestimmt nicht so viele Menschen um ihn trauern, dass sie eine ganze Kirche füllten, dachte er in einem Anfall von Selbstmitleid. Nur eine Exehefrau und eine junge Freundin, derer er schon überdrüssig geworden war.
    Mit einiger Mühe schob Thomas die düsteren Gedanken beiseite, dann schloss er die Augen und dachte an die Mordermittlung.
    Bisher hatten sie nur Fragmente von Spuren zusammengetragen, nichts Konkretes, an das sie anknüpfen konnten. Und wo sie auch hinschauten, lauerten die Medien. Die Polizei hatte alle Mühe, sich gegen die Spekulationen zu wehren. Es schien keine Grenze dafür zu geben, wie viel man aus dieser Sache herauspressen konnte. Das Geschreibsel der Boulevardzeitungen war pure Fantasterei. Wäre der Alte nicht so klug gewesen, den Pressesprecher der Polizei

Weitere Kostenlose Bücher