Tod im Schärengarten
warum sie sich an ihrem Arbeitsplatz nicht wohlfühlte. All das, was sie bewogen hatte, sich auf eine andere Stelle zu bewerben, war immer noch da.
Der Zorn auf Henrik wuchs. Seinetwegen hatte sie den Job in Malmö ablehnen müssen. Gleichzeitig wünschte sie sich verzweifelt, dass ihr gemeinsames Leben wieder so werden sollte, wie es einmal gewesen war.
Als sie letzte Woche eng an ihn geschmiegt eingeschlafen war, glücklich und zufrieden, war sie überzeugt gewesen, dass es funktionieren konnte. Aber dann war alles wieder genau wie vorher. Henrik setzte seinen Willen durch, seine Mutter mischte sich ein, und sie selbst biss die Zähne zusammen und fügte sich.
Jetzt hatte er sich mit dem Immobilienmakler darauf geeinigt, dass die Familie aus der Schweiz Signes Haus besichtigen durfte. Obwohl Nora ihm gesagt hatte, dass sie die Villa vermieten statt verkaufen wollte. Sie hatte sich wirklich bemüht, ihm klarzumachen, warum sie vor einem Verkauf zurückschreckte. Hatte ihm ihre innere Zerrissenheit und die widerstreitenden Gefühle beschrieben.
Hatte er eigentlich auch nur ein Wort von dem verstanden, was sie ihm erklärte? Hatte er überhaupt zugehört?
Die Familie würde die Brand’sche Villa am Samstag besichtigen, hatte er geantwortet, ohne mit der Wimper zu zucken. Um vierzehn Uhr, nach dem Ende von Adams Segelfreizeit.
Sie hatte wie versteinert in der Küche gestanden. Unfähig, auch nur ein Wort hervorzubringen.
»Was hast du, Mama?«, hatte Simon besorgt gefragt, als sie einfach nach draußen ging, kreideweiß im Gesicht.
Sie hatte es keine Sekunde länger ausgehalten, mit Henrik im selben Raum zu sein. Wie sie zum Bootsschuppen gekommen war,wusste sie gar nicht richtig. Es war einfach der natürlichste Ort, um Zuflucht zu suchen. Sie musste unbedingt eine Weile allein sein.
Wie konnte Geld nur so wichtig für ihn sein? Wie hatten sich die Dinge bloß so entwickelt?
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Kapitel 48
Sie hatten sich zusammengesetzt und gingen Julianders Kontenaufstellung durch. Die meisten anderen Kollegen hatten bereits Feierabend gemacht. Thomas würde später am Abend zu Carina gehen und auf dem Weg Pizza besorgen.
»Der Mann hat über seine Verhältnisse gelebt«, stellte Margit fest. »Er konnte es sich unmöglich leisten, die Swan zu kaufen.«
»Vergiss nicht seine ganzen Affären«, sagte Thomas und dachte an den Ring, den Diana Söder zum Geburtstag bekommen hatte. Der war nicht billig gewesen. Die Befragung der anderen Geliebten hatte Ähnliches zutage gefördert. Oscar Juliander war ein sehr spendabler Mann gewesen, der seine Freundinnen auf teure Reisen und in elegante Hotels eingeladen hatte.
»Merkwürdig, dass es nicht eine einzige Kontobewegung im Zusammenhang mit dem Boot gibt. Wenn er nicht irgendwo einen Koffer voller Geld hatte, muss es eine andere Erklärung dafür geben«, sagte Margit und schob den Papierstapel beiseite. »Warum taucht in den Kreditkartenabrechnungen nichts auf, falls er tatsächlich mit der Karte aus Liechtenstein bezahlt hat?«
Thomas trank den letzten Schluck kalten Tee aus und dachte nach. Erneut studierte er die Aufstellung, die sie von der Kreditkartenfirma bekommen hatten. Alle in Schweden erfolgten Transaktionen waren darauf verzeichnet.
»Auf jeden Fall hat er sich mit Bargeld versorgt«, konstatierte er.
Eine Anzahl von Barabhebungen war säuberlich nach Datum geordnet aufgelistet. Jedes Mal zehntausend Kronen.
Juliander hatte regelmäßig sein verfügbares Einkommen aufgestockt. Ein einfacher, aber genialer Trick, um ein geheimes Konto zu nutzen. Indem er sich an den Geldautomaten verschiedener Banken bediente, erregte er keine Aufmerksamkeit. Kein Bankkassierer konnte misstrauisch werden.
»Ein gewiefter Anwalt, das muss man sagen«, meinte Margit. »Die Kreditkarte war nicht mal auf seinen Namen ausgestellt.«
Sie las laut vor, was auf der Karte stand.
»Springfund S. A. Ein völlig nichtssagender Name. Sitz in Liechtenstein. Unmöglich, einen Zusammenhang zu der Person herzustellen, die über die Karte verfügt.«
»Die Barabhebungen konnten also nicht auf ihn zurückverfolgt werden.«
Sofern man nicht im Rahmen einer Mordermittlung die Karte in die Hände bekam und sie dem Inhaber zuordnen konnte, fügte Thomas in Gedanken hinzu.
»Aber eine Frage bleibt: Wie hat er das Segelboot bezahlt?«
»Ich glaube, ich hab’s«, sagte Thomas.
»Ach ja?«
»Die Werft ist nicht in Schweden.«
»Kannst du das ein bisschen genauer erklären?« Margit
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