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Tod im Schärengarten

Tod im Schärengarten

Titel: Tod im Schärengarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viveca Sten
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Ende blieb es eine Weile still.
    »Was möchten Sie mir denn sagen?« Thomas wartete geduldig darauf, dass sie weitersprach, und trank in der Zwischenzeit einen Schluck Wasser aus seinem Glas.
    »Ich habe unangenehme Nachrichten bekommen. Mails mit schrecklichen Anschuldigungen.«
    Thomas hörte, wie sie aufschluchzte.
    »Was steht denn drin?«, fragte er vorsichtig.
    »Da steht, dass ich …« Sie verstummte wieder, offenbar sammelte sie Mut. »Dass ich Oscar ermordet habe.«
    »Können Sie das etwas näher erläutern?«, sagte Thomas mit sanfter Stimme, um sie nicht zu verschrecken.
    »Da steht, dass ich eine Hure bin.«
    Jetzt brach sie in Weinen aus. Sie konnte kaum mehr sprechen.
    »Alle möglichen Gemeinheiten. Was ich Oscar angeblich angetan habe. Ich weiß nicht, was ich machen soll.«
    »Wir würden uns diese Mails gerne mal ansehen. Könnten Sie sie mir schicken?«
    »Die ich noch habe, ja. Die erste Mail habe ich gleich gelöscht. Aber dann kamen immer mehr. Mit denselben schrecklichen Anschuldigungen.«
    Sie begann wieder zu weinen.
    »Schicken Sie bitte alle, die Sie noch haben, an mich weiter, wir werden sie uns gleich ansehen. Und melden Sie sich sofort, wenn wieder eine kommt. Schaffen Sie das?«
    »Ja«, kam es flüsternd. »Vielen Dank.«
    Margit öffnete die erste Mail von Diana Söder und las die wenigen Zeilen.
    Ich weiß, dass du Oscar umgebracht hast. Du hast ihn erschossen, weil er seine Frau nicht verlassen hat. Du bist eine Hure, eine verdammte dreckige Hure. Aber dafür wirst du bezahlen. Glaub bloß nicht, dass du davonkommst. Du wirst sehen. Geh zur Polizei und gestehe.
    Die nächste Mail, die Margit auf den Bildschirm holte, unterschied sich kaum von der ersten.
    Dreckige Schlampe, du sollst zur Polizei gehen und dein Verbrechen gestehen. Du wirst für seinen Tod büßen. Du bist eine verdammte Nutte, eine verlogene Ehebrecherin.
    Die dritte enthielt noch mehr Beschimpfungen derselben Art, aber nichts Neues.
    »Jemand hält Diana Söder für die Mörderin«, sagte Margit, nachdem sie alle Mails gelesen hatten.
    »Fragt sich nur, wer das sein kann.«
    »Seine Frau?«
    »Sylvia Juliander?« Thomas überlegte. Ihm kam es weit hergeholt vor, dass die trauernde Witwe die Mails geschickt haben sollte. Aber wer wusste schon, zu was eine betrogene Ehefrau fähig war, wenn sich der erste Kummer gelegt hatte?
    »Wir fragen sie.«
    »Glaubst du, an den Vorwürfen ist was dran?«
    »Schwer zu sagen«, erwiderte Thomas. »Wenn, dann hätte sie uns die Mails wohl kaum geschickt.«
    »Nein, wahrscheinlich nicht. Und sie hat ein wasserdichtes Alibi. Sie war den ganzen Tag bei der Familie ihres Bruders.«
    Margit sah wieder auf den Bildschirm.
    »Eine ziemlich altmodische Wortwahl. Ehebrecherin, so etwas sagt doch heute keiner mehr. Ob das was zu bedeuten hat?«
    »Weiß nicht. Könnte es jemand sein, der an Rache im biblischen Sinne denkt?«
    »In dem Fall könnte Diana Söder in Gefahr sein«, sagte Margit.
    Thomas nickte. »Wir werden ihr sagen, dass sie vorsichtig sein soll. Personenschutz werden wir kaum begründen können. Außerdem haben wir keine Leute dafür.«
    Er sah nachdenklich auf den Bildschirm mit der letzten geöffneten Mail.
    »Wir müssen so schnell wie möglich herausfinden, wer hinter dem Absender steckt«, sagte er.
    »Schick sie an Carina. Sie ist meistens gut in solchen Sachen.«
    Thomas brummte zustimmend.
    »Soll ich Sylvia Juliander übernehmen, oder machst du das?«
    »Ich rede mit ihr«, sagte Margit.

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Kapitel 58
    Martin Nyrén saß im Cockpit seiner Omega 36. Er war allein nach Stora Nassa gesegelt, einem kleinen Archipel nordöstlich von Sandhamn, am äußersten Rand des Schärengartens. Mühsam hatte er die schwarzen Schmierereien entfernt, so gut es ging. Die Schäden am Rumpf wollte er ausbessern lassen, wenn das Boot fürs Winterlager aufgeslipt wurde.
    Er beabsichtigte, bis morgen zu bleiben. Dann musste er zurück zu einer eilig einberufenen Sitzung des Intendentkomitees. Der Eigner eines größeren Motorboots hatte sich beim Anlegen im Hafen von Lökholmen verschätzt und war gegen einen Steg gekracht. Der Schaden war beträchtlich, sie hatten mehrere Liegeplätze im Umfeld sperren müssen. Jetzt gab es eine Menge Dinge zu besprechen, von Versicherungsfragen bis zu Reparaturmaßnahmen.
    Wie immer galt es, die Kosten möglichst gering zu halten. Der KSSS war kein wohlhabender Verein. Er trug sich selbst, aber viel mehr auch nicht. Die Mitgliedsbeiträge

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