Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod im Schärengarten

Tod im Schärengarten

Titel: Tod im Schärengarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viveca Sten
Vom Netzwerk:
kurzen Stunden zu Ende waren. Hasste die Einsamkeit, die ihn anschließend überfiel.
    Er wünschte sich so sehr, dass sie den Alltag zusammen erleben könnten, ein normales Leben mit all den kleinen Nichtigkeiten und Reibereien, wer die Wäsche machen und wer einkaufen sollte, ein Leben, in dem Licht in seiner Wohnung brannte, wenn er nach Hause kam.
    Geduld, mahnte er sich selbst. Du musst Geduld haben.
    Als er aus dem U-Bahnhof auf die Straße trat, holte er tief Luft. Was für eine Erleichterung, die kühle Nachtluft einzuatmen. In der City konnte es im Sommer sehr stickig sein. Er sehnte sich jetzt schon danach, wieder mit dem Segelboot hinauszufahren. Bei dem Gedanken an seine übel zugerichtete Omega überlief ihn ein Frösteln. Es konnte nur ein Dummejungenstreich gewesen sein. Was sollte sonst dahinterstecken?
    Er musste den Schaden der Polizei melden, das verlangte schon die Versicherung. Aber sollte er den Rest auch angeben? Seinen Verdacht, dass jemand in seiner Wohnung gewesen war, ohne dass er es hätte beweisen können? Dass er sich auf der Straße beobachtet und verfolgt fühlte? Dass er insgeheim befürchtete, es könnten doch keine vandalierenden Jugendlichen gewesen sein, die sein Boot verwüstet hatten?
    Er sah direkt vor sich, wie sie auf der Wache über seine Ängste lächeln würden. Und was konnten sie denn schon tun? Wohl kaum ihn und sein Boot rund um die Uhr bewachen.
    Er sah sich besonders aufmerksam in der Dunkelheit um, beschleunigte seine Schritte und zog den dünnen, hellen Trenchcoat fester um den Körper. Seit Anbruch der Dunkelheit musste die Temperatur mindestens um sechs oder acht Grad gesunken sein.
    Er zog sein Handy aus der Manteltasche und strich mit dem Daumen leicht über die kühle Metallschale. Sollte er Indi eine SMS schicken? Einen kleinen Gutenachtgruß?
    Der Gedanke war verlockend. Warum eigentlich nicht?
    Allein schon bei dem Gedanken wurde ihm leichter zumute. Irgendwie würde sich für sie schon alles zum Guten wenden, das spürte er.
    Die einsame Gestalt im hellen Mantel war schon von Weitem zu sehen.
    Die Straße lag leer und verlassen da, sogar mehrere Parkplätze waren noch frei, trotz der späten Abendstunde.
    Das machte alles viel einfacher.
    Es hätte zwar kein größeres Hindernis bedeutet, wenn er in Begleitung gewesen wäre. Nicht einmal der aufmerksamste Augenzeuge hätte die Kugel bemerkt, bevor es zu spät war. Aber so gab es ein Problem weniger zu bedenken. Unnötige Komplikationen mussten ja nicht sein.
    Jetzt hieß es, sich zu konzentrieren. Jeder Handgriff war genau geplant: das kleine Lüftungsfenster öffnen, den Gewehrlauf einen Zentimeter hindurchstecken, kontrollieren, dass der Winkel perfekt stimmte. Auf Schussgelegenheit warten.
    Durch das Zielfernrohr war Martin Nyrén deutlich zu erkennen.
    Er ging ziemlich langsam. Es sah aus, als würde er über etwas nachdenken, denn er schien seine Umgebung gar nicht wahrzunehmen, sah kaum nach rechts oder links.
    Er hielt ein Mobiltelefon in der Hand, telefonierte aber nicht. Als er den Hauseingang erreichte, blieb er einen Moment stehen und sah auf die Uhr. Dann beugte er sich leicht nach vorn, um den Türcode einzugeben.
    Diese kleine Bewegung war alles, was nötig war.
    Der Körper befand sich in einer perfekten Position. Es war, als hätte er sich freiwillig mitten ins Fadenkreuz des Zielfernrohrs gestellt. Ein leichter Druck des Fingers am Abzug, und der Schuss löste sich wie von selbst. Er war kaum zu hören, der Schalldämpfer war ebenso effektiv wie beim ersten Mal.
    Die Kugel traf Martin Nyrén direkt in die Schläfe.
    Es war ein perfekter Schuss mit einem hübschen kleinen Eintrittsloch. Blut spritzte auf, dann war es vorbei.
    Er stand noch eine Sekunde ganz still, es war, als wollten seine Finger von selbst den Code eintippen, um dem unbekannten Angreifer zu entfliehen. Dann gaben seine Beine nach und er kippte gegen die Haustür. Glitt langsam am Glas herunter und sank auf den Boden. Eine einzige graziöse Bewegung, es sah aus, als hätte er sie lange trainiert.
    Man konnte fast meinen, er schliefe.
    Wie leicht es doch war, einen Menschen zu töten. Einfach so.
    Beim ersten Mal war es unbedingt nötig gewesen, das Problem hätte sich nicht anders lösen lassen. Als alle Alternativen gegeneinander abgewogen waren, stand fest, dass Oscar sterben musste.
    Und nun musste auch Martin verschwinden. Bevor die Dinge aus dem Ruder liefen.
    Plötzlich fiel das Atmen leichter. Ein Gefühl des

Weitere Kostenlose Bücher