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Tod im Schärengarten

Tod im Schärengarten

Titel: Tod im Schärengarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viveca Sten
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Luftverschmutzung und Abgase hatten die ursprünglich helle Fassade dunkel gefärbt. Es hätte eine Renovierung vertragen, aber es war eines der wenigen Häuser in der Straße, das fast nur Läden und Büroräume beherbergte. Es gab keine Eigentümer, die ein Interesse gehabt hätten, den Wert ihrer Wohnungen durch eine teure Renovierung zu steigern.
    Um diese Tageszeit hatten diejenigen, die nicht ohnehin im Urlaub waren, längst Feierabend gemacht, die Büros verlassen und waren nach Hause zu ihren Familien geeilt. Nicht ein einziges Fenster war erleuchtet.
    Für den beabsichtigten Zweck war das Haus hervorragend geeignet.
    Der Haustürschlüssel glitt mühelos ins Schloss. Eine schnelle Umdrehung, dann ging die Tür auf. Der Raum lag eine halbe Treppe höher, mit Fenstern zur Straße und einer perfekten Aussicht auf Birkalidsgatan 22B. Es würde kein Problem sein, aus dieser Entfernung zu schießen.
    Die Schlüssel zum Lagerraum waren ebenso sauber gearbeitet wie der Haustürschlüssel, und auch das stabile Sicherheitsgitter aus schwarzem Gusseisen öffnete sich lautlos. Das dunkle, stille Lager bestand nur aus diesem einen großen Raum, ganz hinten rechts war eine Toilette zu erkennen und daneben eine kleine Teeküche mit einem runden Tisch und vier Stühlen. Es roch ungelüftet und gleichzeitig schwach nach Terpentin. Überall standen Bilder an die Wand gelehnt.
    Es war zu riskant, die Deckenlampen einzuschalten, aber der Schein der Straßenlaternen genügte, um sich zu orientieren. Diekleine, unauffällige Taschenlampe half auch etwas, schräg gegen den Fußboden gerichtet, damit sie von der Straße aus nicht zu sehen war. Außerdem brannte eine starke Fassadenlampe über der Haustür von Nummer 22B. Sie tauchte den Eingang in helles Licht, damit jemand, der einen Türcode eingeben oder die Haustür aufschließen wollte, nicht im Dunkeln herumtasten musste.
    Völlig ausreichend zum Zielen, mit anderen Worten. Völlig ausreichend zum Töten.
    Die Einzelteile der Waffe lagen ordentlich verstaut in der grauen Segeltasche. Sie wogen fast nichts, höchstens ein paar Kilo. Es hatte nur wenige Minuten gedauert, das Gewehr zu zerlegen und zusammen mit der Munition in die Tasche zu packen, und es dauerte auch nur wenige Minuten, es wieder zusammenzusetzen. Die kleine Schachtel mit der Aufschrift .22 WMR lag ganz unten in der Tasche. Die messingfarbenen Patronen glänzten im Schein der Taschenlampe.
    Eine merkwürdige Anziehungskraft ging von dem blanken Metall und der länglich-ovalen Form aus, die so perfekt auf ihren Zweck abgestimmt war. Dass etwas so Kleines eine solche Zerstörung in menschlichem Gewebe verursachen konnte, war wirklich merkwürdig.
    Elf Patronen passten ins Magazin des Gewehrs. Geschmeidig glitt jede Patrone an ihren Platz, und dann war das Gewehr einsatzbereit.
    Nun hieß es einfach warten.
    Diesmal war keine Eile nötig. Beim ersten Mal hatte alles sekundenschnell gehen müssen. Die Zeit war knapp gewesen da draußen auf dem Meer, und das Risiko, entdeckt zu werden, viel, viel größer.
    Jetzt ging es nur darum, Geduld zu haben. Irgendwann würde er in seine Wohnung zurückkehren. Wenn nicht heute, dann morgen.
    Das Warten auf Martin Nyrén war alle Zeit der Welt wert.

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Kapitel 61
    Die abendliche Sitzung des Intendentkomitees war ungewöhnlich fruchtlos gewesen, dachte Martin Nyrén. Er seufzte bei dem Gedanken an seine Kollegen, die manchmal einfach unfähig schienen, Beschlüsse zu fassen. Die Diskussion hatte sich fast nur im Kreis gedreht. Mit dem einzigen Ergebnis, dass sie in einer Woche wieder zusammenkommen mussten, um eine endgültige Entscheidung über die Reparaturen auf Lökholmen zu treffen.
    Einer der Kollegen hatte ihn von Saltsjöbaden bis Slussen mitgenommen, von dort nahm er die U-Bahn zurück zum Sankt Eriksplan. Außer ihm stieg niemand aus, er war ganz allein auf dem Bahnsteig. Aber es war ja auch schon fast dreiundzwanzig Uhr.
    Obwohl er normalerweise die Rolltreppe hinauflief, denn ein bisschen Bewegung tat ja immer gut, blieb er nun auf der ersten Stufe stehen und ließ sich fahren.
    Die komplizierte Beziehung zu Indi machte ihm zu schaffen. Manchmal war seine Sehnsucht geradezu übermächtig. Während der Tage auf See hatte er viel über ihre Situation nachgedacht. Sollte er mehr drängen, vielleicht sogar ein Ultimatum stellen?
    Die Liebe zwischen ihnen war stark; sobald sie sich sahen, waren alle Probleme wie weggeblasen. Aber er hasste den Abschied, wenn die

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