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Tod im Schärengarten

Tod im Schärengarten

Titel: Tod im Schärengarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viveca Sten
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konnte man kaum erhöhen, die waren schon verhältnismäßig hoch.
    Aber was blieb ihnen übrig? Der Steg musste repariert werden.
    Er justierte die Schot, die das Großsegel regulierte, und nahm den Bug aus dem Wind, um keine Fahrt zu verlieren. Es war Zeit, sich einen Nachthafen zu suchen. Das Navigieren durch den Schärengarten von Stora Nassa war nicht einfach, hier gab es viele Untiefen und man konnte leicht auf Grund laufen. Er achtete sorgfältig darauf, in regelmäßigen Abständen das Echolot zu kontrollieren.
    Nach einer Weile fand er eine abgelegene Bucht, in der er für sich allein bleiben würde. Nachdem er angelegt hatte, setzte er sich wieder ins Cockpit und machte ein Bier auf. Er genoss die erholsame Stille, die nur von einer einzelnen Heringsmöwe in der Ferne unterbrochen wurde. Vor ihm erstreckten sich die grauen Schären, so weit das Auge reichte, von Wind und Wetter zu weicher Perfektion geschliffen. Die Sonne stand als orangeroter Ball direkt über dem Horizont und verwandelte das dunkle Wasser inein Flammenmeer. Es war unbeschreiblich schön und unfassbar still.
    Wenn nur Indi jetzt hier wäre.
    Was für eine wunderbare Nacht wir gestern hatten, dachte Martin. So zärtlich und liebevoll, und sie waren vollkommen glücklich miteinander gewesen.
    Hinterher hatte er mit allen möglichen Argumenten versucht, Indi zu bewegen, ihn bei seiner Segeltour nach Nassa zu begleiten. Er hatte beinahe gebettelt. Er wusste selbst kaum, warum es ihm diesmal so wichtig gewesen war, aber er sehnte sich so sehr nach ein paar ungestörten Tagen miteinander. Einfach zusammen an Bord aufwachen, gemeinsam frühstücken und in den Tag hineinleben.
    Aber er bekam nur die üblichen Antworten zu hören: Jemand könnte sie zusammen sehen. Es war zu riskant. Die Abwesenheit von mehreren Tagen erforderte gute Vorausplanung. Sie mussten an die Kinder denken.
    Schließlich hatte er es aufgegeben. Er hatte geschwiegen und sich verabschiedet. Genau wie immer.
    Wie er diese Heimlichtuerei und dieses Versteckspielen hasste. In ihrem Alter war das erniedrigend. So etwas machten Teenager, aber doch keine erwachsenen Menschen.
    Trotzdem war er so hoffnungsvoll wie schon lange nicht mehr. Sie hatten zum ersten Mal über eine mögliche gemeinsame Zukunft gesprochen. Äußerst vorsichtig zwar, sie hatten das Thema nur leicht berührt, als sprächen sie über einen fernen Traum.
    Aber es hatte ihm Hoffnung gemacht.
    Er konnte das Versteckspiel noch eine ganze Weile fortsetzen, solange die Chance bestand, dass sie eines Tages zusammenleben durften.
    Eine Gute-Nacht- SMS würde er sich auf jeden Fall erlauben. Lächelnd griff er zu seinem Handy, um die Nachricht zu schreiben.

    [Menü]
Kapitel 59
    Eigentlich sollte man Textnachrichten, die nicht für einen selbst bestimmt waren, nicht lesen. Jeder hatte ein Recht auf Privatsphäre. Die musste man respektieren, auch in einer Ehe.
    Normalerweise hätte es sich gehört, das Handy, das vergessen auf dem Tisch in der Diele lag, ungestört dort liegen zu lassen. Die SMS , die gerade eingetroffen war, hätte ungeöffnet bleiben müssen, bis die Person, an die sie gerichtet war, nach Hause kam.
    Wenn da nicht dieses kleine Signal gewesen wäre, das in der stillen Diele ertönte, als riefe es nach Aufmerksamkeit. Am Ende wurde die Versuchung übermächtig.
    Ein einziger Knopfdruck und der Text erschien auf dem Display.
    Was dort stand, brachte das Blut zum Kochen. Die Wut wuchs in der Brust und machte das Atmen fast unmöglich, und als die Beine wieder trugen, war es zu spät. Die Nachricht war gelesen und die Erkenntnis ließ sich nicht mehr löschen.
    Abserviert, höhnte das Gehirn. Du hast ausgedient, bist nicht mehr gut genug. Was für eine Erniedrigung. Jemand anders ist besser als du. Du wirst sitzen gelassen. Alle werden über dich lachen. Dein Leben ist zerstört.
    Es gab keinen Zweifel, was das bedeutete. Nur wenige Worte, aber genug, um einen Entschluss reifen zu lassen.
    Danke für eine wunderbare Nacht. Ich kann es kaum erwarten, bis wir jede Nacht zusammen sein dürfen. Martin
    Das war nicht hinnehmbar. Und es musste aufhören.

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Dienstag, vierte Woche
Kapitel 60
    Es nieselte, ein leichter Spätsommerregen, der überhaupt nicht unangenehm war. Aber man merkte, dass der Juli sich dem August zuneigte, die Abende waren jetzt schon kürzer. Wenn es dämmerte, wurde es kühler.
    Das Haus in der Birkalidsgatan war leer und verlassen.
    Es war in den Dreißigerjahren erbaut worden und

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