Tod im Sommerhaus
Grimasse.
»Erwiesen? Tja, das würde ich nicht sagen. Es gibt wohl nur Indizien. Aber ich mische mich da nicht ein …«
»Nicht?«, fiel ihm Nielsen ins Wort. »Warum sitzt du dann hier? Und warum haben die dich überhaupt herzitiert?«
Lasse Henning hob abwehrend eine Hand.
»Dazu komme ich noch. Und wie gesagt, er wollte, dass sie mich verständigen. Auf alle Fälle hat er ihnen meinen Namen genannt. Und dann fanden sie wohl, es könnte eine gute Gelegenheit sein, um weitere Informationen zu erhalten. Ich meine, indem sie sich mit mir unterhalten. Formell habe ich mit der ganzen Sache nichts zu tun.«
Nielsen rümpfte die Nase.
»Aber du wirkst recht interessiert. Warum?«
Lasse Henning schwieg.
»Ich kann mich an ihn erinnern«, erwiderte er nach einer Weile. »Und zwar verdammt gut. Ich habe mir damals viele Gedanken über ihn gemacht. Außerdem standen mir ein paar freie Tage zu. Also dachte ich mir, ich fahre hin und schaue mir an, was da los ist.«
Er holte Luft.
»Ich glaube, das war 1989. Körperverletzung und möglicherweise versuchter Raub, verübt von einer Bande, die sich darauf spezialisiert hatte Angetrunkene, die nachts allein unterwegs waren, auszunehmen. So schien es zumindest zu dem Zeitpunkt zu sein, als wir eingeschaltet wurden. Das Opfer war übel zugerichtet und mit Schädelverletzungen bewusstlos ins Krankenhaus eingeliefert worden.«
Lasse Henning machte eine Pause.
»Wir hatten einen konkreten Verdacht. Unweit des Tatorts war ein weiterer Raubüberfall verübt worden, für den es Zeugen gab.
Wir wussten im Großen und Ganzen, nach wem wir fahnden mussten, es handelte sich um vier Täter. Und recht bald erwischten wir auch den ersten Verdächtigen. Rate mal, wo? In der Notaufnahme des Södersjukhuset. Es handelte sich dabei um einen siebzehnjährigen Jungen mit gebrochenem Arm und schweren Prellungen. Am folgenden Tag tauchte bereits der nächste, ebenfalls siebzehnjährige Junge auf, in einer Poliklinik.
Er hatte Rippenbrüche, außerdem war sein Nasenbein gebrochen, es sah aus, als hätte er Hackfleisch im Gesicht.
Natürlich haben die beiden alles abgestritten. Trotzdem konnten wir ihnen mit Hilfe der vorhandenen Zeugen einen Raubüberfall nachweisen. In dem anderen Fall hat die Spurensicherung die nötigen Beweise dafür erbracht, dass sich die beiden am Tatort befunden hatten. Aber bereits vorher war es uns gelungen, die anderen zwei Täter festzunehmen. Kleine Knirpse, beide erst fünfzehn. Die haben ausgepackt. Jedenfalls was den Raubüberfall Nummer zwei betraf. Bei dem hatte es sich nicht um einen Raub oder Raubversuch gehandelt. O nein! Im Gegenteil. Sie waren angegriffen worden! Von irgendeinem Verrückten, der vollkommen grundlos aufgetaucht war. Sie waren also die Opfer und nicht derjenige, der mit einem Schädelbasisbruch im Krankenhaus lag!«
»Und das war dein Mann?«, warf Nielsen ein, als der andere Atem schöpfte. »Der Bewusstlose?«
»Meiner würde ich nicht direkt sagen«, erwiderte Lasse Henning achselzuckend. »Aber jedenfalls war es der, über den wir sprechen, Bo Lindberg.«
Henning verstummte. Er runzelte die Stirn, als strenge es ihn an, sich die Bilder von vor dreizehn Jahren in Erinnerung zu rufen.
»Und zu welchem Ergebnis seid ihr gekommen?«, fragte Nielsen schließlich.
»Ja, das kann man sich fragen.«
Lasse Henning lachte auf und fuhr dann fort:
»Als Waffe war ein Schläger verwendet worden. Ein Baseballschläger. Aus Aluminium. Der war liegen geblieben und ließ sich dem Bandenältesten zuordnen, mit dessen Fingerabdrücken er übersät war. ›Wolltest du Baseball spielen?‹, habe ich gefragt. Aber nein, er habe ihn nur zur Selbstverteidigung dabeigehabt. Falls etwas passieren würde.
Schließlich könne man nie wissen. Aber er habe natürlich nie die Absicht gehabt, ihn zu verwenden! Nur im Notfall. Und der sei dann ja leider eingetreten. Wegen diesem verdammten Idioten, der sie angefallen habe.«
Er schwieg und legte die Handflächen aneinander.
»Und wie lief der wirkliche Tathergang ab? Offenbar sind sie gegen ein Uhr nachts auf Lindberg getroffen. Es ist möglich, dass sie ihn nicht sofort als Opfer ins Auge gefasst haben. Er hat nicht richtig ins Bild gepasst. Etwas zu jung, Anfang dreißig, und nicht betrunken, soweit sich das beurteilen ließ. Groß. Gut durchtrainiert. Kein typisches Opfer für einen Raubüberfall.
Aber sie haben es nicht lassen können, anzugeben und ihn zu provozieren. Sofort hat er sich
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