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Tod im Sommerhaus

Tod im Sommerhaus

Titel: Tod im Sommerhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Smedberg
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umgedreht und ihnen Paroli geboten. Das konnten sie natürlich nicht auf sich sitzen lassen.
    Respekt, du weißt schon. Also zog der Älteste seinen Baseballschläger und verpasste ihm eine. Außerdem traten sie ihm an den Kopf, als er schon zu Boden gegangen war.
    Wahrscheinlich haben sie ihn auch noch filzen wollen, bekamen es aber dann doch mit der Angst zu tun, glaubten vielleicht, er sei tot, und hielten es für das Beste, ihn liegen zu lassen und zu verduften. Sie hatten jedoch nicht damit gerechnet, dass Lindberg nach etwa hundert Metern plötzlich blutend und blau geschlagen hinter ihnen auftauchen, den Baseballschläger an sich reißen und auf sie losgehen würde.«
    Er hob die Hand, um einem Einwand Nielsens zuvorzukommen.
    »Und es waren nicht nur die Funde der Spurensicherung, die auf dieses Szenario schließen ließen, falls du dich das fragst. Es ist uns gelungen, die beiden Jüngsten der Bande kräftig aufzumischen, woraufhin sie unabhängig voneinander das Gleiche erzählt haben. Bis zu dem Punkt, an dem Lindberg ihre älteren Kumpanen niedergestreckt hat, erschien uns ihre Erzählung relativ glaubwürdig. Aber - dann kommt das wirklich Merkwürdige…«
    Lasse Henning beugte sich vor.
    »Plötzlich hielt er inne und stieß einen wahnsinnigen Schrei aus. Torkelte auf einen Laternenpfahl zu, nahm gewissermaßen Anlauf und schlug seinen Schädel dagegen, immer wieder. Dann rannte er an ein Geländer, das den Bürgersteig begrenzte. Die ganze Zeit brüllte er. Bis er zusammensackte.«
    Nielsen schüttelte langsam den Kopf.
    »Ja, das klingt wirklich wie eine recht originelle Ausrede.«
    »Sprich es aus«, meinte Lasse Henning. »Das klingt so verrückt, so unglaublich bekloppt, dass man sich kaum vorstellen kann, dass sie das aus der Luft gegriffen haben!«
    »Du glaubst also, da war ein Körnchen Wahrheit dran? Ist das überhaupt physisch vorstellbar?«
    »Dass er sich seine gesamten Verletzungen selbst zugefügt haben könnte? Nein, diese Möglichkeit haben wir gar nicht in Betracht gezogen. Aber wir haben versucht, der Frage nachzugehen, ob es in der Tat möglich gewesen sein könnte, dass er sich vorsätzlich verletzt hat. So was ist schließlich schon vorgekommen, obwohl es nicht unbedingt einfach ist. Es setzt einiges voraus. Beispielsweise, dass man verwirrt ist. Dass etwas vorgefallen ist, was das normale Reaktionsvermögen, den Selbsterhaltungstrieb, außer Gefecht setzt…«
    »Oder dass man vollkommen verrückt ist«, meinte Nielsen trocken.
    Lasse Henning lachte.
    »Ja, das vereinfacht das Ganze.«
    Er trommelte mit den Fingern auf die Tischplatte.
    »Immerhin haben wir festgestellt, dass sich sowohl am Laternenpfahl als auch am Geländer Blutspuren befanden.
    Lindbergs Blut. Reichlich. Und auch Hautpartikel. Wie die dorthin geraten waren, ließ sich jedoch nicht eruieren. Wenn man nicht an das glauben wollte, was diese jungen Männer erzählt hatten.«
    »Was hat er selbst gesagt?«, unterbrach ihn Nielsen.
    »Nichts«, antwortete Lasse Henning. »Er konnte sich an die Vorkommnisse nicht erinnern, nicht einmal daran, dass er in dieser Nacht überhaupt unterwegs gewesen war.«
    »Und was hat der Prozess ergeben?«
    »Es gab nie einen. Das Ganze hat sich in die Länge gezogen, und der Zeuge des anderen Überfalls war auf einmal nicht mehr glaubwürdig, sagte, er könne niemanden mit Sicherheit identifizieren. Wir hatten damals den Verdacht, ihm sei gedroht worden. Außerdem hatten die beiden Jüngsten ihre Darstellung wieder geändert und waren zur ersten Version zurückgekehrt.
    Lindberg hat sich wie gesagt an überhaupt nichts mehr erinnert.
    Ich glaube, dass sogar erwogen wurde, ihn wegen
    Körperverletzung anzuklagen. Daraufhin verlief die ganze Sache im Sand, soweit ich mich erinnere.«
    Nielsen wartete.
    »Das war an sich eine interessante Geschichte«, meinte er schließlich.
    »Da war aber noch etwas«, sagte Lasse Henning. »Nachdem Lindberg wieder zu sich gekommen war, habe ich mich mit ihm unterhalten. Das war ungefähr eine Woche nach dem Vorfall.
    Ich habe herauszufinden versucht, ob er sich nicht vielleicht doch bruchstückhaft an diese Nacht erinnerte und wie weit zurück seine Amnesie reichte. Er hat mich eine Weile angesehen. ›Es ist wie ein verdammter Flickenteppich. Ich weiß nicht, woran ich mich erinnere und woran nicht.‹ ›Wie meinen Sie das?‹, fragte ich. ›Haben Sie schon früher Gedächtnislücken gehabt?‹ Er zuckte mit den Achseln. ›Es geht hier nicht um

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