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Tod im Sommerhaus

Tod im Sommerhaus

Titel: Tod im Sommerhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Smedberg
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Einbruchsversuch in einer Lagerhalle festgenommen hatten. Er saß auf einem drei Meter hohen Zaun fest, ein Wachmann mit Hund auf der einen Seite, das Einsatzkommando der Polizei auf der anderen.
    Lasse war es gewesen, der ihn später nach Hause gefahren und Janne und Kerstin übergeben hatte. »Das war natürlich das letzte Mal«, hatte er im Auto gesagt und auf den Teenager neben sich geschaut. »Ich meine, dass du dich erwischen lässt. Du bist doch so verdammt schlau, oder? Man konnte es vor Intelligenz regelrecht in deinem Schädel knistern hören, als dir der Köter am Arsch hing. Oder war das vielleicht, als du in die Hosen gemacht hast?« Der Siebzehnjährige hatte sich heftig zu ihm umgedreht, eine Mischung aus Hohn und Trotz in seinem jugendlichen Gesicht. »Was braucht es denn, um Bulle zu werden? Muss man dafür überhaupt einen Gedanken fassen können? Schließlich reicht’s doch einfach, die Schnauze zu öffnen und zu grunzen.« Lasse Henning hatte gelacht und den Kopf geschüttelt. »Ich habe keine Ahnung. Aber es ist anzunehmen, dass derjenige, der sich erwischen lässt, dümmer ist als derjenige, der ihn festnimmt. Und du gehörst wohl zu denen, die sich erwischen lassen, oder?«
    Natürlich war es nicht das letzte Mal gewesen. Nur wenige Monate waren vergangen, bis er wieder festgenommen wurde.
    Und so war es weitergegangen. Festnahmen, Strafen auf Bewährung, Bewährungshelfer. Erneute Festnahmen, erneute Strafen. Erziehungsheime, Jugendgefängnisse. Janne und Kerstin weigerten sich zu guter Letzt, ihn überhaupt noch aufzunehmen. Als er eines Morgens auftauchte, war das Schloss ausgewechselt und die Tür verstärkt worden. Er hatte das Haus umrundet, war die Regenrinne zum Balkon im zweiten Stock hochgeklettert, wo er die Balkontür eingetreten, den Fernseher nach draußen getragen und über das Geländer fallen gelassen hatte. Um ihnen eine Lektion zu erteilen und zu zeigen, dass man so etwas mit ihm nicht machen konnte.
    Zeitweise war er ruhiger geworden. Er hatte ein paar Jobs gehabt und halbherzige Versuche unternommen, an Volkshochschulen mit Internat einen Abschluss nachzuholen.
    Aber das hatte er nie lange durchgehalten. Er war immer wieder zurückgefallen in sein kriminelles Leben. Er war dann fast immer erleichtert, erinnerte er sich. Als hätte es einfach so sein müssen.
    Anfang der achtziger Jahre war er auf der E4 Richtung Süden unterwegs gewesen, irgendwo bei Nyköping. Wieder auf Achse in einem Saab 900, einem Auto, mit dem er sich auskannte. Er konnte es mühelos öffnen und ebenso schnell starten, als besäße er einen Schlüssel.
    Trotz Trunkenheit und Aufputschmittel hatte er sich wach und sicher gefühlt. Er konnte sich immer noch nicht daran erinnern, dass er die Kontrolle über das Fahrzeug verloren hatte. Alles um ihn herum war zum Stillstand gekommen. Ein plötzliches Schweigen, Stille. Gleichzeitig hatte ihn eine prickelnde Erwartung erfüllt. Ein schwindelnder Sog, als versuche man etwas nie zuvor Gewagtes, als wage man einen Schritt ins Leere.
    Er hatte sich einfach dazu entschlossen, das Lenkrad nicht zu bewegen, nichts zu tun, einfach dazusitzen und zuzuschauen.
    Abzuwarten, was passieren würde.

    Lasse Henning lehnte sich zurück und sah ihn fragend an.
    »Hörst du mir eigentlich zu?«
    Nielsen zuckte zusammen und fühlte sich ertappt.
    »Klar. Ich höre.«
    Er konzentrierte sich auf die Worte des anderen.
    »Du hast vielleicht darüber gelesen?«
    Er nickte.
    »Natürlich, aber ich hatte den Eindruck, das war irgendwo weiter im Norden …«
    »Es liegt weit weg«, meinte Lasse Henning. »Mitten im Nichts an der Grenze zu Hälsingland, in den Finnskogarna. Aber Gävle ermittelt. Die dortige Bezirkskripo.«
    Nielsen nickte erneut. Er hatte von den Morden gelesen. Und das nicht nur flüchtig. Er hatte den Ort im Atlas gesucht, sich das Straßennetz und die nächsten Orte angesehen und versucht, sich einen Überblick über die Entfernungen zu verschaffen. Die Sache faszinierte ihn immer noch, nicht das Verbrechen an sich, sondern das, was sich dahinter verbarg. Die Ursachen. Oder die Sinnlosigkeit. Der Handlungsablauf, der schließlich zur Katastrophe geführt hatte, unwiderruflich.
    Er warf einen raschen Blick über den Tisch und hatte wie so oft das Gefühl, dass ihn der andere durchschaute. Er wusste bereits Bescheid, musste gar nicht mehr fragen.
    »Es ist doch erwiesen«, knurrte er, »dass er der Täter war?«
    Lasse Henning schnitt eine

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