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Tod im Sommerhaus

Tod im Sommerhaus

Titel: Tod im Sommerhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Smedberg
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Wieso hat er mich benachrichtigen lassen?«
    Nielsen schaute aus dem Fenster.
    »Hast du schon mal von den Heilfischen gehört?«
    Der andere starrte ihn an.
    »Wovon redest du?«
    Nielsen verschränkte die Arme.
    »Alter Aberglaube. Fische, die Heilkräfte besitzen. Kranke Fische schwimmen zu ihnen und reiben sich an ihnen.«
    Lasse Henning sah ihn unverwandt an. Dann schüttelte er den Kopf.
    »Gehe ich recht in der Annahme, Johnny, dass du mich gerade mit einem Fisch verglichen hast?«
    Nielsen lächelte.
    »Es gibt doch Schlimmeres?«
    »Und das wäre?«, erwiderte Lasse Henning trocken.
    Nielsen grinste breit. Dann war er wieder ernst.
    »Du besitzt solche Fähigkeiten, Lasse«, meinte er. »Heilende.
    Dessen bist du dir doch bewusst? Sonst kann ich dir das hiermit bestätigen.«
    Er wartete einen Augenblick.
    »Vielleicht kam er tatsächlich deswegen zu dir. Weil er deine Hilfe gebraucht hat.«
    Lasse Henning wurde nachdenklich.
    »Da hat er sich dann ganz offensichtlich den Falschen ausgesucht, nicht wahr?«
    Er kniff die Augen zusammen und sah Nielsen an.
    »Und wie kam dir sein Gedächtnis vor?«, fragte er schließlich.
    Nielsen zog die Brauen hoch.
    »Du meinst, weil er beteuert hat, nicht in die Sache verwickelt zu sein, sich aber trotzdem ein Hintertürchen offen gehalten hat: Amnesie, Verdrängung. Daran hast du doch selbst nicht geglaubt. Ich bin jedenfalls skeptisch. Besonders seit den jüngsten Ereignissen.«
    Lasse Henning holte tief Luft.
    »Ich habe in eine ganz ähnliche Richtung gedacht. Als ich mich mit Lindberg über Rönnåsen unterhalten habe … war ich mir noch recht sicher, dass er die Wahrheit sagte und nichts mit der Sache zu tun hatte, das muss ich zugeben…«
    »Was willst du damit sagen?«, fragte Nielsen.
    Lasse Henning zuckte die Achseln.
    »Dass man nur schwer weiß, was in anderen Menschen vorgeht, und dass das mit zunehmendem Alter nicht unbedingt leichter wird. Im Gegenteil.«
    Nielsen starrte vor sich hin. Er hatte Bosse Lindberg nur einmal gesehen, im Keller seines Onkels, zusammengekrümmt, das Gesicht zur Totenmaske verzerrt. Was er über ihn wusste, hatte er, einmal abgesehen von dem kurzen Telefongespräch, aus zweiter und dritter Hand über Umwege erfahren.
    Er versuchte, zu dem Gefühl zurückzufinden, das er nach dem Gespräch mit dem Onkel gehabt hatte. Das Gefühl, sich plötzlich ein Bild von ihm machen und sagen zu können, wer er war. Aber es gelang ihm nicht mehr, das sah er jetzt ein. Nur ein Gefühl des Schwindels ergriff ihn, als starrte er in ein schwarzes Nichts.
    Er erhob sich und wechselte das Thema.
    »Hast du dich mit Magnusson unterhalten?«, fragte er und nahm sein Sakko von der Stuhllehne.
    »Er hat mich angerufen«, antwortete Lasse Henning mit einem schwachen Lächeln. »Das Gespräch dauerte allerdings nicht lange. Er war auch nicht sonderlich freundlich. Er legte mir ans Herz, an einen warmen Ort zu reisen und nicht wieder zurückzukehren.«
    »Was hast du geantwortet?«
    »Etwas Ähnliches. Bei dieser Art von Unterhaltungen ergibt schließlich ein Wort das andere. Aber mit dir redet er noch?«
    »Wir hatten Kontakt, ja«, antwortete Nielsen ausweichend.
    »Eine Hand wäscht die andere, du weißt schon. Wahrscheinlich denkt er, ich könnte ihm noch nützlich sein.«
    »Also wird weiter ermittelt?«, fragte Lasse Henning.
    Nielsen war schon auf dem Weg zur Tür und blieb stehen.
    »Eigentlich nicht«, erwiderte er. »Die Ermittlung gilt wohl als abgeschlossen. Sehr viel weiter kann man auch nicht kommen.
    Du hast es ja selbst gesagt.«
    »Und du, Johnny?«, fragte Lasse Henning. »Gibst du dich auch zufrieden?«
    Nielsen sah ihn eine Weile an und nickte dann.
    »Ja«, erwiderte er.
    Er war sich seiner Lüge bewusst. Das hatte Lasse Henning vielleicht nicht verdient. Aber er wollte nichts erzählen. Es widerstrebte ihm stets, Pläne preiszugeben, als würde das ihr Scheitern heraufbeschwören. Er versuchte, sich damit zu rechtfertigen, dass er tatsächlich gar nicht wusste, was er unternehmen würde.
    Er hob zum Abschied die Hände.
    »Ja, mal abwarten, was passiert«, meinte er vage. »Ich melde mich.«
    Lasse Henning hustete.
    »Ach, wirklich?«, erwiderte er. »In ein paar Jahren vielleicht?«
    Nielsen grinste.
    »Tja, vielleicht auch früher. Aber bleib abends nicht meinetwegen auf.«

    Die Sonne war weitergewandert, und die Terrasse lag im Halbschatten. Lasse Henning hatte sich auf einem Liegestuhl ausgestreckt und schaute auf, als Gisela

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