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Tod im Sommerhaus

Tod im Sommerhaus

Titel: Tod im Sommerhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Smedberg
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nach draußen kam.
    »Ach, jetzt hast du auf einmal Zeit?«
    »Ich hatte noch etwas zu tun«, antwortete sie. »Und ihr seid doch ganz gut ohne mich zurechtgekommen.«
    »Du hättest wenigstens guten Tag sagen können«, meinte Lasse Henning.
    Sie entgegnete nichts.
    »Du hast ihn noch nie leiden können«, fuhr er kopfschüttelnd fort. »Oder?«
    »Was vermutlich auf Gegenseitigkeit beruht«, erwiderte sie kurz.
    Er betrachtete sie. Ihr kurz geschnittenes Haar. Ihr Gesicht mit den ein wenig eckigen, energischen Zügen. Dennoch verbarg sich dort auch etwas Sinnlich-Aufreizendes, was er immer gespürt hatte. Schon bei ihrer ersten Begegnung, als ihre Blicke sich trafen, hatte er diese Spannung gespürt und erkannt, wohin sie führen konnte.
    Sie stellte sich breitbeinig über den Liegestuhl. Dann ließ sie sich langsam zu ihm herabsinken, wobei sie ihn unverwandt betrachtete, als wolle sie sich keine seiner Regungen entgehen lassen.
    Lasse Henning sah rasch zu den Nachbarhäusern hinüber.
    »Doch wohl nicht hier draußen?«, meinte er.
    Sie sah ihn unverwandt an. Dann lachte sie, stand auf und boxte ihn in den Bauch.
    »Was? Glaubst du etwa, ich bin so eine Liederliche?«
    Lasse Henning schüttelte den Kopf.
    »Nein, soweit ich das beurteilen kann, steht es nicht ganz so schlimm um dich.«
    Sie versetzte ihm einen zweiten Hieb, dieses Mal so fest, dass er aufstöhnte. Sie stellte sich neben die Liege.
    »Er hat also das Trinken aufgegeben?«, meinte sie nach einer Weile. »Weißt du, warum?«
    Lasse Henning überlegte.
    »Eigentlich nicht. Offenbar hat er von einem Tag auf den anderen aufgehört.«
    Sie sah ihn an.
    »Du klingst nicht gerade begeistert.«
    Lasse Henning schnitt eine schwer zu deutende Grimasse.
    »Klar finde ich das gut, wenn er wirklich aufgehört hat. Ich habe nur keine Ahnung, wo das hinführen soll. Es war noch nie leicht, sich einen Reim auf Johnny zu machen, aber er wechselt oft von einem Extrem ins andere. Schwarz oder weiß. Entweder oder. Nur selten zwischendrin.«
    »Das kann doch wohl kaum deine Sorge sein«, meinte Gisela.
    »Er ist erwachsen oder sollte es zumindest sein.«
    »Was hast du eigentlich an ihm auszusetzen?«, fragte Lasse Henning irritiert.
    Sie sah ihn an.
    »Er ist nicht unbedingt die gute Laune in Person.«
    Lasse Henning schnaubte.
    »Das ist doch noch lange kein Grund, ihn nicht zu mögen.«
    »Er ist aber kein Freund.«
    »Wie bitte?«
    Er starrte sie an.
    »Er ist kein Freund«, wiederholte sie. »Darum geht es auch gar nicht. Hast du denn nie begriffen? Du bist in die Rolle seines Vaters geschlüpft! Und das vermutlich schon vor vielen Jahren.«
    Sie holte Luft.
    »Und ich bin die Schlange, die ihn der perfekten Familie beraubt hat.«
    Er war sprachlos.
    »Aha«, meinte er schließlich. »Und was tut man in so einem Fall?«
    Sie zuckte mit den Schultern.
    »Nichts. Aber man sollte sich dessen vielleicht bewusst sein.«
     
    Er erwachte gegen drei Uhr im ersten grauen Licht des Tages und konnte nicht wieder einschlafen. Er stand auf, ging zum Schreibtisch am Fenster, ließ sich auf den Stuhl sinken und starrte hinaus.
    Es hatte geregnet. Auf dem Asphalt hatten sich Pfützen gebildet. Der Duft von Nässe drang durch den schmalen Fensterspalt. Plötzlich fiel ihm auf, wie sehr er diese frühen Morgenstunden, wenn noch kaum jemand wach war, vermisste.
    Diese Gerüche und das vorsichtige Vogelgezwitscher, das bald ohrenbetäubend anschwellen würde. In letzter Zeit kam er so gut wie nie mehr so früh aus dem Bett oder aus dem Haus. Als er noch einen Hund gehabt hatte, war er jeden Morgen eine Drei-Kilometer-Runde gegangen. Tjarrko war immer zehn Meter hinter ihm geblieben, hatte geschnüffelt und alle zwanzig Meter sein Bein gehoben. Er war leise fluchend vor ihm hergetrottet.
    Der Hund hatte ihm ab und zu einen bedauernden Blick zugeworfen, als wäre ihm bewusst gewesen, mit was für einem Dummkopf er es zu tun hatte … Ja, er vermisste es wirklich, wie so vieles andere im Leben, das für immer verloren war.
    Tief hängende, zerfetzte Regenwolken jagten über den Himmel. Laut Wetterbericht sollte es den ganzen Tag regnen. Er spähte in das graue Wetter. Alles näherte sich einem Ende, einer Schlussphase, jedenfalls was ihn betraf. Das Wetter bildete einen passenden Rahmen. Regenschleier, die der Wind vor sich hertrieb, verdeckten jegliche Sicht.
    Seine Kontakte zu Magnusson hatten sich auf wenige Gespräche beschränkt. Recht bald hatte er eingesehen, dass die

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