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Tod im Staub

Tod im Staub

Titel: Tod im Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss
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Wassereinbruchs nicht verhindern konnten.
    Ich starrte nach vorn. Thunderpeck kam gerade mühsam auf die Beine; ich stieß ihn beiseite. Es sah aus, als ob sich zwischen den klar sich abhebenden Felsbarrieren eine schmale Fahrrinne abzeichnete. Ich ergriff den Fahrthebel, zog ihn langsam zurück und lotste uns durch. Dann wurden wir wieder schneller; halbleer wie das Schiff war, konnten wir 38,5 Knoten laufen.
    Eine Hochstimmung packte mich, wie ein scharfer Wind, der in die Segel fährt.
    »Wir bringen sie bis an die Küste, und wenn wir sie dabei zuschanden fahren müssen!« schrie ich.
    »Verlangsamen Sie die Fahrt, solange Sie es noch können, Sie Wahnsinniger!« rief Thunderpeck. Aber ich hörte nicht auf ihn. Es lag nicht nur daran, daß ich das Gefühl hatte, in diesem Fall sei der sicherste Kurs der anscheinend gefährlichste; sobald ich einmal mit kühlem Kopf diese Entscheidung getroffen hatte, packte mich eine Wildheit, eine grandiose Freude an der Zerstörung. Unter meinen Füßen befand sich eine der kostspieligsten technischen Einheiten, die es auf der Welt gab, und ich würde sie in ihre Vernichtung hineinjagen. Die ganze Welt sollte sehen, wieviel ich mir aus ihren Errungenschaften machte!
    Vielleicht konnte der Doktor einen Abglanz dieser Gedanken auf meinem Gesicht sehen. Er ging ans Fenster, umklammerte das umlaufende Geländer und starrte hinaus. Die drei Mitglieder der Schiffsmannschaft - Di mit seinem fleckigen Gesicht, der hinkende Abdul mit der Beinschiene und Alan, der eine Decke um sich zog - kletterten aus der Back heraus und starrten in ungläubigem Entsetzen nach vorn, während ihr Haar im Wind flatterte.
    Einmal blickte ich hinter mich. Ein anderer Mann stand an einem verschwommen sichtbaren Ruder hinter mir, mit dunklem, wie von Nebeln verhülltem Gesicht, als ob er noch vor der Schwelle zum Sein stünde. Es war mein Doppelgänger! Die Gestalt! Mein Herz stockte vor Angst. Ich wagte nicht, mich noch einmal umzusehen. Aber die wildgewordene Intelligenz in seinen Augen, deren Blick ich förmlich fühlen konnte, steigerte meine Hochstimmung noch mehr.
    Ich war damals gefährlich krank. Heute weiß ich es.
    Unter dem grünen Wasser vor uns zeichneten sich dunkle Formen ab. Wir rauschten darüber hinweg. Skumpsby stürzte an die Reling und starrte hinunter, sah, wie ganze Gebirge unter unserem Kiel verschwanden. Wir dröhnten weiter. Vor uns erhob sich funkelnder Gischt. Ich steuerte etwas backbord, und das Kielwasser schäumte hinter uns auf, als wir uns einer brandungsfreien Stelle näherten. Eine Alarmglocke begann zu schrillen. Ich stellte sie ab.
    Jetzt war am Horizont Land zu erkennen, jenes gelbe und braune Land, aus dem diese ungastlichste Ecke Afrikas besteht. Steuerbord konnte ich flüchtig einen Turm erkennen, wagte jedoch nicht, noch einmal dorthin zu schauen. Ich hielt das Ruder umklammert und zwang das Schiff mit meinem ganzen Willen seiner Vernichtung entgegen. Justine, du hättest dabeisein sollen!
    Vor uns schwebte unser eigener Schatten wie ein dunkler Flügel über die Wogen. Ich fühlte, daß ein anderer Flügel über uns schwebte. Wir fuhren im Schatten stärkerer Mächte, als wir wußten. Jeder Mensch ist bemüht, sich selbst zu erkennen, so gut er kann; das ist eine Frage des Ehrgefühls, der Intelligenz und des Muts. Aber immer wird es in dem stetig wachsenden Gebäude unseres Wissens einen unerforschten Raum geben, eine unentdeckte Treppe, die geradewegs in die Regionen des Infernos führt. Von dorther kamen die dunklen Mächte, die mit uns über das Wasser flogen.
    Der Durchbruch vor uns war schmaler, als ich geschätzt hatte. Ich sah, wie das Wasser über die gezackten Auswüchse eines Korallenriffs quirlte, und ich schrie, so laut ich konnte. Mit ohrenbetäubendem Lärm pflügten wir hindurch.
    Welch schrecklicher Anblick! Von der Seite des Schiffs schälte sich ein gewaltiger Streifen Metall ab. Durch den heftigen Ruck stürzte ich hin. Ich kroch wieder ans Ruder. Thunderpeck lag flach ausgestreckt auf dem Boden. Auch die drei Männer draußen waren niedergeworfen worden.
    Das Riff hatte den Schiffsrumpf aufgeschnitten wie eine Konservenbüchse. Und ich lachte.
    Im Augenblick waren wir außer Gefahr, und die Zwillingsschrauben funktionierten noch. Der Wahnsinn raste weiter in mir, und ich erhöhte die Maschinenleistung noch mehr. Ich entriegelte sämtliche Alarmvorrichtungen und ließ aus purer Freude am Lärm die Glocken schrillen. Das Schiff neigte sich

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