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Tod im Staub

Tod im Staub

Titel: Tod im Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss
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allmählich nach backbord, zur aufgerissenen Seite.
    Ich war kaum noch fähig, die Instrumente abzulesen, aber ich konnte doch sehen, daß wir in Flachwasser kamen. Wir hatten die Klippen hinter uns - vor uns war nur noch der Strand, der jetzt in Sicht kam. Ich drosselte die Fahrt, dennoch fuhren wir mit kaum verringerter Geschwindigkeit weiter. Ich schaltete die Sirene ein und ließ sie mit voller Lautstärke aufheulen. Der Dampf aus den überlasteten Turbinen entwich mit einem mächtigen Laut.
    Alan Bator rannte über das Deck. Er kletterte über die Reling, stieß sich ungeschickt ab und klatschte ins Meer. Ich begleitete seinen Sprung mit begeisterten Hochrufen. Sein Kopf blieb hinter uns zurück.
    Unsere Schlagseite wurde stärker, das Wasser strömte immer schneller durch das Leck ins Schiff. Der weiße Strand lag wie ein gefrorener Wellenkamm vor uns. Dahinter konnte ich die steinigen, ungastlichen Dünen sehen, die sich bis weit ins Herz des Landes erstrecken. Der Wind, der uns entgegenwehte, war der heiße Atem Afrikas.
    »Hurra!« schrie ich.
    Wir liefen auf.
    Unter dem Sand mußten Korallen oder Felsen gewesen sein. Ich hatte keinen so heftigen Aufprall erwartet -, hatte in meiner wilden Hochstimmung eigentlich gar nichts erwartet. Ich umklammerte wie ein Wahnsinniger das Ruder, als sich das Schiff um mich herum zusammenzufalten schien.
     
     
    3
     
    Dr. Thunderpeck, Abdul Demone und ich setzten ein Schlauchfloß aus und kletterten ihm nach. Von Di Skumpsby war nichts zu sehen; wir erfuhren niemals, was aus ihm geworden ist. Er mußte über Bord geschleudert worden sein, als wir aufliefen, und ist wohl ertrunken.
    Wir hatten Lebensmittel mitgenommen, die wir auf dem Floß stapelten. Unter uns hob und senkte sich das grüne Wasser wie die Brust eines schlafenden Riesen. Ich empfand noch immer eine Art krankhaften Vergnügens; denn das ganze Abenteuer war wirklich, keine Illusion, und mein Hochgefühl wurde durch folgende Überlegung noch verstärkt: Was immer die Wirklichkeit sein mochte - jetzt war ich in ihr. Ich bestritt nicht, daß es vielleicht eine noch größere, stärkere Wirklichkeit gab, für die das Leben selbst nur eine Illusion war, ein Schattenspiel für Wesen, die außerhalb unserer Vorstellungskraft standen.
    Während wir uns dem Strand näherten, hatte ich ein Gefühl - ich möchte es eher ein Gefühl als eine Überlegung nennen, weil es mich mit solcher Kraft packte, daß es mich heiß überlief - das ich in den vielen kritischen Situationen, die auf unsere Landung in Afrika folgten, noch öfters verspürte, und das ich sogar jetzt wieder deutlich empfinde. Ich dachte, daß mir alle neuen Erlebnisse nicht so sehr um ihrer selbst willen willkommen waren, sondern weil sie mir eine Gelegenheit gaben, mein Ich klarer zu erkennen.
    Und doch schien mir das irgendwie eine falsche Lebenseinstellung. Wenn ich mich nun irrte? Wohin würde mich das führen?
    Es war Abend geworden, aber ich setzte mich über die Einwände meiner beiden Gefährten hinweg und bestand darauf, daß wir an Land gingen. Die Sonne ging unter, als wir uns zum letzten Male über die Seite des gewaltigen Schiffskörpers hinunterließen; Zwielicht umgab uns, als wir das Floß auf den Strand zogen und uns umsahen. Auf der einen Seite lag das Meer wie eine ruhige, schwarze Fläche, obwohl das Geräusch der Brandung verriet, daß es in ewiger Bewegung war. Auf der anderen Seite lag die Wüste. Weiter vorn, wo ich flüchtig den Turm gesehen hatte, brannte ein Licht, das in der heißen Luft flimmerte.
    »Das ist unser Ziel«, sagte ich. Ich fühlte mich kraftvoll und überlegen - ein Führer. »Da vorn gibt es zivilisierte Menschen.«
    Da kam plötzlich die Reaktion. Sie warf mich um, und ich stürzte mit dem Gesicht in den Sand.
    Als ich zu mir kam, spürte ich eine warme Flüssigkeit in meinem Mund. Jemand hockte neben mir und flößte mir Suppe ein. In der Nähe brannten eine Laterne und ein Lagerfeuer, und die Schatten der Flammen machten aus Thunderpecks Gesicht eine fremdartige Landschaft.
    »Gleich geht es Ihnen wieder besser«, sagte er. »Hier, schlucken Sie das und machen Sie sich keine Sorgen.«
    »Doc, ich bin doch bei Verstand - oder? Mein Kopf ... Das Schiff - ist es zerschellt?«
    »Nur keine Aufregung. Der Mond geht auf. Können Sie das Schiff nicht sehen?«
    »Es war also keine Halluzination?«
    Er wies mit der Hand auf einen riesigen dunklen Klumpen, der ganz in der Nähe lag: die Trieste Star, die sich im

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