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Tod im Tal der Heiden

Tod im Tal der Heiden

Titel: Tod im Tal der Heiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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sie begriff, daß Eadulf gerade aufstand. Kurz darauf kam er verschlafen die Treppe herunter.
    »Hast du schon was gehört?« flüsterte er. Fidelma schüttelte den Kopf. Gemeinsam lauschten sie in die Stille. Sie wurde nur vom Bellen eines Hundes in der Ferne unterbrochen.
    Dann krähte in der Nähe ein Hahn.
    Das wirkte anscheinend wie ein Signal, denn im selben Augenblick wurde die Tür des Gästehauses aufgerissen. Böses ahnend, fuhren sie herum. In der Tür stand Ibor von Muirthemne, das Schwert in der Hand, und lächelte.
    »Der
rath
gehört uns, Fidelma. Ich habe die Wachen zusammengeholt und lasse sie in ihrem Schlafraum von einigen meiner Krieger bewachen. Die Tore sind jetzt geschlossen,und meine Männer haben alle wichtigen Punkte besetzt, auch den Ratssaal.«
    »Ist Blut geflossen?« erkundigte sich Fidelma besorgt.
    Ein grimmiges Lächeln war die Antwort.
    »Nicht der Rede wert. Hier und da eine Beule am Kopf, aber nichts Schlimmeres.«
    »Gut. Dann wecken wir die Bewohner des
rath
und sagen ihnen, sie sollen sich im Ratssaal versammeln.«
    Ibor zögerte.
    »Eins solltest du noch wissen, Schwester. Wir fanden den Weg ins Tal, und er war genauso, wie du ihn uns beschrieben hast. Es war ein Felsenpfad neben dem schäumenden Fluß, der sich aus diesem Tal ergießt. Ab und zu wand sich der Pfad durch Höhlen, bevor er ins Tal führte. Wir folgten ihm, wie du gesagt hattest. In einer der Höhlen entdeckten wir Artgal.«
    Sie zeigte keine Bewegung.
    »Er war tot, nehme ich an?«
    »Er war tot«, bestätigte Ibor. »Woher weißt du das?«
    »Auf welche Weise fand er den Tod?« erkundigte sie sich und überging seine Frage.
    »Das kann ich nicht sagen. Er hatte eine Tasche bei sich, als wolle er auf eine lange Reise gehen. Eine Wunde hatte er nicht.«
    Eadulf schaute Ibor erstaunt an.
    »Keine Wunde?« fragte er. »Keine Wunde, und doch war er tot?«
    »Wer weiß, woran er starb?« Ibor zuckte die Achseln. »Was tötet, ohne eine Wunde zu hinterlassen? Als ich mir die Leiche genauer anschaute, sah ich, daß Artgals Gesicht von gräßlicher Furcht verzerrt war. Die Lippen waren blauangelaufen und verzogen, Zähne und Zahnfleisch waren sichtbar. Die Augen traten hervor, als habe er den Teufel persönlich erblickt. Ich habe in meinem Leben schon mehrere Tote mit solchen Gesichtern gesehen, alle Heiden. So töten Druiden. Gott schütze uns, Schwester. Ich mußte einigen meiner Männer mit dem Schwert drohen, um sie zum Weitermarsch in dieses verfluchte Tal zu zwingen.«
    Fidelma senkte die Augen und dachte ein paar Momente nach. Dann hob sie den Kopf, sie war gefaßt.
    »Ich meine, das letzte Stück des Puzzles ist jetzt eingefügt«, sagte sie befriedigt. »Ich bin bereit. Holt die Bewohner der Burg im Ratssaal zusammen, mit Ausnahme der Kinder. Ich bin in fünfzehn Minuten auch dort.«
    Ibor war schon auf dem Wege zur Tür, als sie ihn zurückrief.
    »Im oberen Stockwerk findest du einen Krieger aus diesem
rath-
Rudgal. Er ist gefesselt. Laß ihn von zwei deiner Krieger in den Saal schaffen, aber bindet ihm nicht die Hände los.«
    Ibor sah sie erstaunt an, dann zuckte er die Achseln und bestätigte ihren Befehl mit zum Gruß erhobenem Schwert.
     
    Als Fidelma, gefolgt von Eadulf, den Ratssaal betrat, kam feindseliges und wütendes Gemurmel auf. Die führenden Einwohner des
rath
waren von Ibors Männern mit gezogenen Schwertern in die Halle gebracht worden. Ihre eigenen Schwerter hatte man ihnen abgenommen An jedem Eingang hielten Ibors Krieger Wache, während am Amtssessel Ibor selbst und zwei seiner Männer den Fürsten von Gleann Geis bewachten. Im ganzen war etwa ein Dutzend Krieger der Craobh Rígh im Saal verteilt. Fidelma vermutete, daßdie anderen als Posten an den Toren des
rath
und auf den Mauern standen.
    Laisre lehnte bleich vor Zorn in seinem Amtssessel. Murgal saß daneben und wirkte ebenfalls nicht gerade glücklich. Colla stand hinter seinem Fürsten, sein Gesicht war gerötet und voller Groll. Orla hielt sich an seiner Seite. Finster und feindselig blickte sie Fidelma an. Freundlichkeit oder Entgegenkommen war auf keinem Gesicht in der Halle zu entdecken. Nur Esnad schien von den Vorgängen unberührt.
    Fidelma schaute sich in der Halle um. Dort stand Rudgal mit zorniger Miene. Seine Arme waren noch gefesselt. Ronan und seine zänkische Frau Bairsech waren da, ebenso die Prostituierte Nemon, die füllige Verwalterin Cruinn und die Apothekerin Marga. Das waren die Leute, die Ibor auf Fidelmas

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