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Tod im Tal der Heiden

Tod im Tal der Heiden

Titel: Tod im Tal der Heiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Murgal tut, ist es übrigens auch nicht. Beide bewegen sich im Rahmen des Gesetzes.«
    »Nun, ich muß dich hier herausholen. Aber wie fange ich das an?«
    »Ich muß meinen Ruf wiederherstellen und herausfinden, wer Bruder Solin ermordet hat. Das kann ich nicht tun, solange ich in dieser Zelle bin. Murgal sagt, ich muß nach dem Gesetz neun Tage hierbleiben bis zu meiner Gerichtsverhandlung.«
    Eadulf fuhr sich nachdenklich durchs Haar.
    »Aber wenn ich mich recht erinnere, können vor euren Gerichten Leute von Rang, die eine Kaution bezahlen, freigelassen werden, wenn sie schwören, daß sie zur Verhandlung wieder vor dem Gericht erscheinen werden.«
    Fidelma lächelte anerkennend.
    »Du erinnerst dich richtig. Solch ein Gesetz gibt es. Du mußt sehen, ob du dies Gesetz benutzen kannst, um meine Freilassung zu erwirken. Es gibt hier eine Bibliothek. Sie untersteht Murgal. Weißt du noch, daß ich dir das Gebäude gezeigt habe, in dem sie sich befindet?«
    Eadulf nickte.
    »Dann mußt du das entsprechende Gesetz nachlesen. Danach wende dich an Murgal, denn denke daran, Murgal ist der Brehon für dieses Tal. Verlange eine Anhörung, ob ich nicht nach dem Gesetz freikomme, um nach neun Tagen wieder zu erscheinen. Wenn ich in Freiheit bin, haben wir die Chance, zu beweisen, wessen Hand das Messer führte, mit dem Bruder Solin das Leben genommen wurde.«
    »Sollte es hier eine solche Sammlung von Gesetzbüchern geben?« fragte Eadulf zweifelnd. »Murgal ist Heide.«
    Trotz ihrer Lage mußte Fidelma leise lachen.
    »Heiden oder Christen, wir sind ein gebildetes Volk, Eadulf. Die Druiden schrieben Bücher, lange bevor Patrickkam und das lateinische Alphabet übernommen wurde. Verehrten wir nicht Ogma, den Gott der Gelehrsamkeit und der Schrift, nach dem unser erstes Alphabet benannt wurde? Und das Gesetz war Gesetz schon ganze Zeitalter, bevor der neue Glaube auf diese Insel gelangte.«
    Eadulf verzog mißbilligend den Mund.
    »Schlägst du vor, daß ich Murgal frage, ob er solche Gesetzbücher hat?«
    »Heide oder Christ, Berater Laisres oder nicht, Murgal ist Brehon und hat geschworen, getreu dem Gesetz zu handeln.«
    Eadulf schüttelte zweifelnd den Kopf.
    »Wenn er es also erlaubt, nach welchem Buch sollte ich suchen?«
    »Als erstes mußt du den Text mit dem Titel
Cóic Conara Fugill
studieren, das heißt ›Fünf Wege zum Urteil‹. Schau dir ferner das
Berrad Airechta
an. Ich meine, in diesen beiden Werken findest du die notwendigen Verfahren für meinen Fall. Mach dich mit der Verfahrensweise vertraut und suche den Weg, der nach dem Gesetz zu meiner Freilassung führt.«
    »Ich muß dich daran erinnern, Fidelma, daß ich nicht das Recht dieses Landes studiert habe«, wandte Eadulf ein. »Ich habe Theologie studiert und Medizin.«
    »Du hast mir oft erzählt, daß du in deinem Land von deinem Vater das Amt des Friedensrichters geerbt hattest, Eadulf. Jetzt ist es an der Zeit, daß du dein Talent nutzt. Du kennst meine Methoden und hast mich oftmals vor den Gerichten plädieren hören. Halte dich an die ›Fünf Wege zum Urteil‹ und sieh dir das Bürgschaftsgesetz
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an. Ich verlasse mich auf dich, Eadulf.«
    Eadulf erhob sich unsicher.
    »Ich werde versuchen, dein Vertrauen nicht zu enttäuschen.«
    Er streckte beide Arme aus und faßte sie sanft an den Schultern. Ihre Blicke begegneten sich, und dann wandte sich Eadulf mit leicht geröteten Wangen zur Tür um. Die öffnete sich sofort, als habe Rudgal dahinter gestanden und gewartet. Er trat beiseite und ließ Eadulf vorbei.
    Darauf trug Rudgal ein Holzbett in die Zelle. Anschließend brachte er Decken und einen Krug Wasser herein. Der Krieger und Wagenbauer schaute besorgt drein.
    »Der angelsächsische Bruder sieht etwas gedankenverloren aus, Schwester Fidelma«, murmelte er, während er das Bett an die richtige Stelle schob. Bevor sie antworten konnte, fügte er hinzu: »Das wird dir den Aufenthalt hier ein bißchen erleichtern, hoffe ich.«
    »Mir zuliebe, Rudgal, oder auch dem Glauben zuliebe, würdest du bitte ein wachsames Auge auf Bruder Eadulf haben? Er wird vielleicht Hilfe brauchen. Hilf ihm so, wie du mir helfen würdest.«
    »Das werde ich tun, Schwester Fidelma. Das kannst du mir überlassen.«
    Ohne ein weiteres Wort setzte sich Fidelma auf die Bank und sammelte sich für das
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. Sie hörte schon nicht mehr, wie Rudgal ging und die Tür ins Schloß fiel.
     
    Es waren noch mehrere Stunden bis zum Morgengrauen, und Eadulf begriff, daß er

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