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Tod im Tal der Heiden

Tod im Tal der Heiden

Titel: Tod im Tal der Heiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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interessiert.
    Eadulf nannte die Texte, zu denen Fidelma ihm geraten hatte. Murgal dachte nach.
    »Du hast eine kluge Wahl getroffen, Angelsachse«, gab er widerwillig zu.
    Er winkte Eadulf, mitzukommen, und führte ihn dieTreppe hinauf in einen Raum im Turm. Eadulf sah zu seiner Überraschung, daß er mit ganzen Reihen von Pflöcken und Buchtaschen ausgestattet war. Es gab sogar ein paar Ständer mit Stäben, die er von früheren Gelegenheiten her als »Stäbe der Dichter« wiedererkannte, Texte in der alten irischen Ogham-Schrift, die aus den Jahrhunderten vor der Ankunft des Glaubens in Irland stammten. Ohne zu zögern, ging Murgal zu zwei Taschen und nahm die Bände heraus.
    »Dies sind die Texte, die du brauchst. Nimm sie ins Gästehaus mit und studiere sie, aber du mußt sie so bald wie möglich zurückbringen«, ordnete er an und reichte sie Eadulf.
    »Ich werde sie sorgsam behandeln, hab keine Sorge.«
    Murgal geleitete ihn aus dem Raum und schloß die Tür wieder ab.
    »Und die Anhörung?« drängte ihn Eadulf. »Wirst du mein Plädoyer für Fidelmas Freilassung bis zu ihrem Gerichtstermin zulassen?«
    »Das ist eine Frage, die ich nicht sofort beantworten kann. Das muß überdacht werden. So eine Anhörung erfordert neue Argumente und könnte den Wünschen meines Fürsten Laisre widersprechen.«
    »Steht das Gesetz nicht über den Wünschen eines Fürsten?«
    Murgal lächelte dünn.
    »Ist das dein einziges Argument?« fragte er Eadulf.
    »Nein. Es gibt das unbestreitbare Argument, daß Fidelma von Cashel nicht einfach nur eine Nonne ist oder eine Anwältin. Sie ist auch die Schwester des Königs von Muman und besitzt als solche einen Rang, der respektiertwerden muß. Es ist ihr Recht, dazu gehört zu werden, ob sie nicht auf Grund ihrer eigenen Sicherheitsleistungen auf freien Fuß gesetzt werden kann.«
    »Ich werde dir meine Entscheidung noch vor Ende dieses Tages mitteilen. Sie wird auch davon abhängen, ob du mir sagen kannst, daß du in diesen Gesetzbüchern hier den richtigen Weg zum Urteil gefunden hast. Möge die Gerechtigkeit dich bei deiner Suche leiten, Angelsachse.«
    Auf diese Weise entlassen, machte sich Eadulf auf den Weg zum Gästehaus. Aus Vorsicht hielt er sich dicht an der Mauer unter dem Umgang des
rath,
als ein sechster Sinn ihn veranlaßte, ein wenig vom Weg abzuweichen. Er wußte nicht, warum er das tat. Vielleicht, weil er den Bruchteil einer Sekunde ein leises Geräusch wahrnahm. Ein großer schwerer Stein löste sich aus den Zinnen und landete krachend vor seinen Füßen, so dicht, daß er den Luftzug spürte. Wäre sein Fuß nur ein paar Zentimeter weiter vorn gewesen, er wäre zerschmettert worden.
    Eadulf schrie erschrocken auf und sprang zurück; die Gesetzbücher fielen zu Boden. Mit klopfendem Herzen spähte er rasch nach oben. Ein Schatten verschwand, ehe er Genaueres erkennen konnte.
    Einen Moment stand er da, und der Schweiß trat ihm auf die Stirn.
    Dann bemerkte er eine Gestalt, die die Stufen von den Zinnen herunterkam und auf ihn zu eilte. Er tat einen Schritt zurück und war bereit, sich zu verteidigen.
    Es war Rudgal. Er machte ein seltsames Gesicht.
    »Bist du unverletzt, Bruder?« fragte er besorgt. Eadulf faßte sich.
    »Das Herz schlägt mir bis zum Halse«, gestand er.
    Rudgal bückte sich und hob die Gesetzbücher auf.
    »Das war knapp, Bruder. Solche Unfälle können gefährlich sein.«
    Eadulf kniff die Augen zusammen.
    »Das war ein Unfall, meinst du?«
    »Meinst du das nicht?« fragte Rudgal harmlos. »Manche der Steinblöcke auf den Zinnen sind schlecht eingefügt und ziemlich lose.«
    »Da oben auf den Zinnen war jemand, der diesem speziellen Stein etwas nachgeholfen hat.«
    Rudgal war entsetzt.
    »Bist du sicher, Bruder? Hast du jemanden erkannt?«
    »Ich konnte niemanden erkennen«, gab Eadulf zu. »Aber du warst doch oben auf den Zinnen. Du mußt gesehen haben, wer es war.«
    Rudgal schüttelte den Kopf.
    »Da waren ein paar Leute unterwegs. Ich ging oben entlang und hörte deinen Schrei. Als ich hinunterblickte, sah ich dich und den Stein vor deinen Füßen. Du schienst erschrocken. Ich hab niemanden bemerkt …«
    Er verstummte und dachte nach.
    »Was hast du gesehen?« fragte Eadulf rasch.
    »Wahrscheinlich nichts. Da war der junge Bruder, wie heißt er gleich – Dianach? Ja, ich sah ihn in die andere Richtung gehen mit Esnad, und dann war Artgal in der Nähe mit Laisre, der mit ihm sprach. Vielleicht ist ihnen etwas aufgefallen, doch glaube ich

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