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Tod im Tal der Heiden

Tod im Tal der Heiden

Titel: Tod im Tal der Heiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Orlas. Sie stand in der Tür einer Wohnung, gegen den Pfosten gelehnt, und betrachtete ihn mit einem verführerischen Lächeln.
    »Ich suche Murgals Bibliothek«, antwortete er.
    Sie schmollte.
    »Och, Bücher! Warum kommst du nicht rein und spielst eine Partie Brandub mit mir? Wenn du nicht weißt, wie das geht, bringe ich dir’s bei.« Sie wies mit einer einladenden Geste auf den Raum hinter ihr. »Dies ist meine Wohnung.«
    Eadulf errötete verwirrt.
    »Ich habe viel zu tun, Esnad«, sagte er respektvoll, denn schließlich war sie die Tochter des Tanist. »Wenn du mir sagen könntest, wo ich Murgals Bibliothek finde …?«
    »Was willst du in meiner Bibliothek, Angelsachse?« ertönte die tiefe Stimme des Druiden. Murgal erschien unten an der Treppe.
    Esnad zischte enttäuscht, verzog sich in ihre Wohnung und knallte die Tür zu.
    Merklich erleichtert wandte sich Eadulf an den Druiden.
    »Eigentlich suchte ich dich und wollte dich um die Erlaubnis bitten, mich in deiner Bibliothek umzusehen.«
    Murgal hob leicht die Brauen.
    »Und wozu kann sie dir dienen?«
    »Ich brauche zwei Gesetzestexte. Es könnte sein, daß du sie besitzt.«
    Murgal war sichtlich verwundert.
    »Wozu brauchst du Gesetzestexte?«
    »Du hast Fidelma von Cashel in Haft genommen.«
    »Ja«, antwortete Murgal einfach.
    »Sie hat mich zu ihrem Brehon ernannt.«
    Das schien Murgal zu überraschen.
    »Du wirst sie vor Gericht vertreten? Aber du bist Ausländer und nicht als
dálaigh
ausgebildet.«
    »Auch jemand, der nicht juristisch ausgebildet ist, hat das Recht, einen Fall vor einem Brehon zu vertreten, wenn er bereit ist, das Risiko auf sich zu nehmen«, erklärte Eadulf. »Selbst ein Ausländer darf das. So viel verstehe ich vom Recht, um mich darauf zu berufen.«
    Murgal überlegte einen Moment und stimmte ihm dann zu.
    »So eine Person wird ›zungenlos‹ genannt, doch wenn sie nur die Zeit des Gerichts vergeudet, kann sie mit einer hohen Geldstrafe belegt werden. Bist du gewillt, dieses Risiko einzugehen?«
    »Ja.«
    »Nun«, gestand Murgal, »es überrascht mich nicht, daß du Fidelma von Cashel vertreten willst. Doch da wird dir nicht viel zu tun bleiben. Der Fall ist völlig klar. Ihre Schuld ist offenkundig.«
    Eadulf verbarg seine Empörung.
    »Hast du auch schon geklärt, welches Motiv Fidelma für den Mord an Bruder Solin hatte?« erkundigte er sich.
    »O ja. Christen bekämpfen sich immer untereinander, wenn sie niemand anderes zu bekämpfen finden. Wie nennt ihr Anhänger Roms das doch gleich?
Odium theologicum?
Es gibt viel gegenseitigen Haß unter euch.«
    »Ich verstehe. Als Brehon hast du auch schon das Urteil gefällt«, knurrte Eadulf. »Vielleicht sollte ich deine Kenntnis des Lateinischen um den Spruch erweitern:
maxim audi alteram partem-
man höre auch die andere Seite.«
    Murgal stutzte, und einen Augenblick dachte Eadulf, er würde vor Wut platzen. Doch zu Eadulfs Überraschung fing er an zu lachen.
    »Gut gesagt, Angelsachse, gut gesagt! Du darfst dir die Gesetzbücher in meiner Bibliothek ansehen, und ich wünsche dir Glück dabei.«
    »Ich hätte noch eine zweite Bitte.«
    »Welchen anderen Dienst soll ich dir noch leisten?«
    »Fidelma von Cashel bleibt in Haft bis zu ihrer Verhandlung.«
    »Ja. Das Gesetz sieht neun Tage vor, einem Mordprozeß«,erklärte Murgal. »Danach muß sie sich vor dem Gericht verantworten. Da gibt es für niemanden eine Ausnahme.«
    »Aber Fidelma von Cashel kann ihre Verteidigung nicht vorbereiten, wenn sie nicht in Freiheit ist.«
    »Gesetz ist Gesetz, Angelsachse. Selbst ich kann das Gesetz nicht zugunsten eines einzelnen ändern.«
    Eadulf nickte.
    »Gesetz ist Gesetz«, wiederholte er leise. »Aber oft gibt es noch Möglichkeiten der Auslegung. Sicherlich genügt doch das Wort Fidelmas von Cashel, einer Person von Rang in diesem Land, als
árach
oder Bürgschaft, um ihre Freilassung bis zur Verhandlung zu gestatten. Ihre Inhaftierung ist nicht gerecht.«
    Murgal betrachtete ihn nachdenklich.
    »Du kennst anscheinend unser Recht gut genug, um mit Begriffen wie
árach
umzugehen, Angelsachse.«
    Eadulf meinte, hier mit Ehrlichkeit am weitesten zu kommen.
    »Ich kenne es wenig genug. Deshalb muß ich mir ein paar Gesetzestexte ansehen. Doch da ich Fidelma von Cashel vertrete, möchte ich offiziell für morgen eine Anhörung vor dir beantragen, so daß ich für Fidelmas Freilassung noch vor ihrer Verhandlung plädieren kann.«
    »Welche Gesetzbücher brauchst du?« fragte Murgal

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