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Tod im Tauerntunnel

Tod im Tauerntunnel

Titel: Tod im Tauerntunnel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Huby
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die geschwungene Treppe herunterkommt, ist Bienzle in dem bequemen Sessel fest eingeschlafen. Sie sieht auf ihn herab: Er ist bleich und unrasiert; der Mund steht halb offen, was dem Kommissar einen ziemlich blöden Gesichtsausdruck verleiht.
    »Soll ich ihn aufwecken?« fragt Heini neben ihr.
    Im gleichen Moment reißt der Kommissar die Augen auf, springt mit einem Satz auf beide Beine und blickt wild um sich. Heini und Frau Jarosewitch brechen in schallendes Gelächter aus. Bienzles Allzeit-bereit-Demonstration wirkt wie der wohleinstudierte Auftritt eines Clowns.
    Es kostet ihn Mühe, zurückzugrinsen.
    »Wollen Sie sich vielleicht ein wenig frisch machen?« fragt Hedwig Jarosewitch.
    »Das wäre sehr nett, wenn ich das dürfte«, sagt Bienzle.
    Das Bad ist so groß wie Bienzles Schlafzimmer und schwarz gekachelt. Eine Wand besteht nur aus einem riesigen Spiegel. Bienzle zieht sich aus und betrachtet sich in der Glasfläche; zuerst von vorn, dann von der Seite; entspannt und mit eingezogenem Bauch. Wieder en face. Er zieht die Arme nach oben wie ein Bodybuilder, hält die Luft an, läßt die Muskeln spielen und versucht den Bauch so weit wie möglich nach innen zu drücken. Dann streckt er sich selbst die Zunge heraus und beginnt, sich mit dem Apparat des Verstorbenen zu rasieren. Er duscht heiß und kalt, benutzt das wohlriechende Rasierwasser des Herrn Jarosewitch selig, und als ihm einfällt, daß der fremdartige Geruch seine Frau auf alle möglichen und unmöglichen Ideen bringen könnte, versucht er, das Rasierwasser wieder abzuwaschen; aber der Geruch bleibt.
    Auf dem Toilettenschränkchen stehen Vitaminpillen. Bienzle schmeißt drei in sich hinein, trinkt Wasser aus dem Zahnputzglas nach. Putzt sich mit dem rechten Zeigefinger die Zähne und spült lange und ausgiebig mit Odol. Jetzt fühlt er sich besser. Er zieht sich an und verläßt das Bad.
    Das ganze Haus riecht nach Kaffee. Als er das Wohnzimmer mit dem weiten Blick über Stuttgart betritt, ist dort schon ein Frühstückstisch gedeckt. Und der ist ganz nach dem Herzen des Kommissars. Da steht zwar auch Joghurt, aber es gibt doch so viele eßbare Dinge, daß es nicht schwerfällt, den Schlankmacher zu übersehen. Bienzle setzt sich mit einem begeisterten Seufzer und sagt: »In diesem Café möchte ich öfter frühstücken.«
    Frau Jarosewitch sitzt am Tisch, noch immer im Négligé, und bestreicht sich ein knuspriges Brötchen mit Butter. Bienzle sieht durch den dünnen weißen Stoff die kleinen spitzen Brüste. Er ertappt sich dabei, wie er überlegt, ob eine Brust wohl mehr oder weniger ist als das, was gerade in eine Hand geht, und ertappt sich bei einer einschlägigen Geste.
    »Und was führt Sie schon so früh am Tag hier herauf?« fragt Frau Jarosewitch.
    Bienzle macht seine Hand wieder flach und greift nach einem Butterhörnchen. »Ich war heute nacht bei Ihrem Bruder - es hat sich da einiges ereignet, was mich sehr nachdenklich macht. Zuerst einmal: das Haus Ihres Bruders wurde von einem italienischen Jüngling überwacht, der sich als irgendein Laufbursche einer größeren Organisation entpuppte. Zweitens - aber das werden Sie schon wissen: die Sekretärin Ihres verstorbenen Mannes wurde in meinem Beisein durch einen Pistolenschuß lebensgefährlich verletzt. Drittens: Ihr Bruder hat das Büro Ihres Mannes durchstöbert, obwohl er ganz sicher nicht zu den Vertrauensleuten seines ehemaligen Schwagers gehörte. Und viertens schließlich: ein Angestellter Ihres Mannes, Geza Korbut, wurde gestern von mir verhaftet, weil er mit dem Mordanschlag auf Fräulein Schmiedinger zumindest indirekt zu tun hatte, und im Verhör hat er dann zugegeben, daß sich Ihr Mann mit einer großen, vermutlich einer internationalen Organisation eingelassen hat, die ihn offensichtlich liquidierte, nachdem er nicht bereit war, das Spiel nach deren Regieanweisung zu spielen... Und jetzt will ich sagen, was mich zu Ihnen führt: Jeder, der zu diesem Zeitpunkt mehr weiß als die Polizei, ist gefährdet. Wir haben es offensichtlich mit einer Spezies Verbrecher zu tun, bei denen das Töten zum Handwerk gehört. Nun fasse ich meinen Beruf auch so auf, daß ich mögliche Morde präventiv zu verhindern habe… Nebenbei macht das auch weniger Arbeit, als hinterher die Mörder zu suchen.«
    »Sie habet a Gemüt wie ein Metzgershund!« Frau Jarosewitch hat ein wenig die Fassung und damit auch das mühsam erarbeitete Schriftdeutsch verloren.
    »Kommt ganz darauf an«, gibt Bienzle

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