Tod im Tower: John Mackenzies erster Fall (German Edition)
Lane hinauf, die Mädchen wild durcheinander schwatzend im Schlepptau.
„Iih, meine Haare werden ja ganz nass!“
„Wow, Mädels, das ist das Verrätertor, hier muss die Leiche gelegen haben.“
„Meine Schuhe sind schon ganz durchgeweicht!“
„Gut, dass wir die alte Schabracke heute nicht dabei haben.“
„Wie findest du den? Er erinnert mich an den Typen mit dem Rentierpulli aus Bridget Jones. Ganz süß irgendwie.“
Vielstimmiges Kichern. John, dem plötzlich bewusst wurde, dass die Mädchen von ihm sprachen, spürte seine Ohren heiß werden. Ms. Murray, die wie alle Lehrer gelernt hatte, ihre Augen und Ohren überall zu haben, lächelte John im Laufen entschuldigend zu, was die Sache für diesen noch peinlicher machte.
Endlich hatten sie die große Toilettenanlage hinter dem Club der Beefeater erreicht und die Schülerinnen stürzten hinein. Ms. Murray blieb mit John im Vorraum und setzte sich auf ein Fensterbrett.
„Das dauert jetzt.“, meinte sie leise seufzend und lockerte ihren Schal. John, dem unter seinem dicken Umhang mit dem königlichen Emblem heiß wurde, zog ihn von den Schultern und nahm die nasse Mütze ab.
„Wie alt sind die Mädchen? Elf, zwölf?“
„Ja. In dem Alter sind sie so wahnsinnig unterschiedlich in ihrer Entwicklung. Manche spielen noch mit ihren Puppen und sind sehr kindlich, andere benehmen sich schon wie richtige Teenager und haben auch dementsprechende Interessen. Dazu kommt noch, dass unsere Schülerinnen aus sehr unterschiedlichen Elternhäusern kommen. Viele stammen aus Familien, die sich das teure Schulgeld leisten können. Andere, aus einkommensschwächeren Schichten, haben den Weg an unsere Schule durch ein Stipendium für sehr gute schulische Leistungen geschafft, so wie die kleine Tiffany. In unseren Eingangsklassen ist es oft Schwerstarbeit, aus so einem bunten Haufen so etwas wie eine Klassengemeinschaft zu formen.“
John nickte und sah dann auf die Uhr.
„Wenn ich Ms. Grover richtig verstanden habe, werden Sie um zwölf Uhr wieder abgeholt? Für einen kompletten historischen und kulturgeschichtlichen Überblick bleibt uns da nicht viel Zeit…“
Zu seinem Erstaunen lachte die Lehrerin vergnügt.
„Ach, Mr. Mackenzie, machen Sie sich da mal keine Gedanken. Ms. Grover hat sich als Schulleiterin auf die Fahnen geschrieben, stets höchsten Bildungsansprüchen gerecht zu werden. Dieses Ziel verfolgen wir an der Richmond Grammar School natürlich mit Ausdauer und Begeisterung.“
Sie lächelte verschwörerisch. „Trotzdem muss ich im Hinterkopf behalten, dass wir nach dem Tower heute noch eine Führung durch Westminster Abbey haben werden. Die Menge an Daten und Fakten, die die Kinder an einem Tag aufnehmen können, ist nun einmal begrenzt. Außerdem schwirrt in ihren Köpfen natürlich auch diese Mordgeschichte herum, die ja alle Schlagzeilen bestimmt.“
„Ich hatte schon erwartet, dass die Kinder dazu Fragen stellen werden.“
„Ms. Grover hat der Klasse nachdrücklich klargemacht, dass Sensationslust völlig unangebracht ist. Ich hoffe, dass die Mädchen dies beherzigen. Sollten sie doch etwas darüber wissen wollen, sagen Sie am besten, es wäre Ihnen nicht erlaubt, darüber zu reden.“
John nickte erleichtert und Ms. Murray fuhr fort. „Ich denke, wenn Sie die Mädchen heute für einige Facetten des Lebens im Tower interessieren können, haben wir viel erreicht. – Angela, Deirdre! Kommt mal hier herüber, bitte.“
Gerade waren zwei der Mädchen in den Vorraum getreten. Etwas widerwillig näherten sich die beiden.
„Ihr habt euch geschminkt. Das verstößt gegen unsere Schulregeln, wie ihr genau wisst. Also ab in den Waschraum und weg mit dem Zeug.“ Trotz des bestimmten Tons ihrer Lehrerin wagten die Mädchen es, zu protestieren.
„Aber Ms. Murray, heute ist doch kein Unterricht und der alte Drachen bekommt es auch gar nicht mit….“
„Angela, Schluss damit. Erstens ist der Tag heute sehr wohl zum Lernen da und zweitens sprichst du nicht in diesem Ton über unsere Direktorin. Ich will jetzt kein Wort mehr hören.“
Angelas Augen funkelten wütend, doch sie drehte sich schließlich um und steuerte mit ihrer Freundin wieder auf den Waschraum zu.
„Mann, die wird auch immer zickiger seit ihrer Scheidung.“
„Dabei würde es in ihrem Alter auch nicht schaden, wenn sie sich mal etwas zurechtmachen würde.“
Die giftigen Bemerkungen der Schülerinnen waren unüberhörbar. Nun war es an Ms. Murray, verlegen zu
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