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Tod im Tower: John Mackenzies erster Fall (German Edition)

Tod im Tower: John Mackenzies erster Fall (German Edition)

Titel: Tod im Tower: John Mackenzies erster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Goodwyn
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ihn geworden war – er konnte es nicht glauben, dass dieser Mann ein junges Mädchen getötet haben sollte. Abrupt stand John auf. Er musste hinaus, brauchte frische Luft. Als er sich durch seine Kollegen drängte, wurde er jedoch jäh aufgehalten.
    Chief Mullins packte ihn am Arm und rief ihm im Durcheinander ins Ohr, „Einen Moment, Mackenzie. Gehen wir hier herein.“ Er zog John in einen Nebenraum.
    „Sie glauben auch nicht, dass er es getan hat, nicht wahr?“ John schüttelte stumm den Kopf. Mullins fuhr sich müde durch seinen Schopf.
    „Wir müssen jetzt alles tun, um George beizustehen. Ich habe bereits Sir Fitzgerald Walters kontaktiert. Er ist ein angesehener Anwalt, mit dem ich seit langem bekannt bin und dem ich voll vertraue. Bonnie kümmert sich einstweilen um Marcia. In dieser Situation können wir sie nicht allein lassen, befürchte ich. Ich selbst werde gleich zum New Scotland Yard fahren. Vielleicht kann ich erreichen, dass diese Geier mich mit George sprechen lassen. Nun brauche ich hier jemanden, der die Raben versorgt. Da Sie sich ja einiges Wissen über die Tiere angeeignet haben, möchte ich Sie darum bitten.“
    John schluckte. „Sir, ich danke Ihnen für Ihr Vertrauen, aber ich bin mir nicht sicher…“ Weiter kam er nicht.
    „Papperlapapp. Sie machen das schon, Mackenzie. George hatte ohnehin vor, Sie in naher Zukunft zu seinem neuen Assistenten zu machen.“ Er zog einen Schlüsselbund aus der Tasche.
    „Hier, ich gebe Ihnen einstweilen meinen Schlüssel zum Rabenhaus. Also los, die Tiere warten sicher schon auf ihre Morgenfütterung.“ Damit schob der Kommandant John sanft, aber energisch hinaus und schritt eilig davon.
     
    John, der keine Ahnung von den Plänen des Ravenmasters gehabt hatte, sah ihm einen Moment verblüfft nach. Da er wusste, wie viel die Vögel George Campbell bedeuteten, rührte dieser Vertrauensbeweis ihn sehr.
    Als er sich dem Rabenhaus näherte, empfing ihn lautes Gekrächze. Die Raben waren daran gewöhnt, bei der ersten Morgendämmerung aus ihrer Voliere nach draußen gelassen und gefüttert zu werden. Er schickte sich an, die Holztür zum Haus der Raben zu öffnen und erstarrte: Von drinnen hörte er, wie der Kühlschrank, in dem das frische Fleisch gelagert wurde, geöffnet wurde. Wer machte sich dort drinnen im Halbdunkel zu schaffen?
    Mit klopfendem Herzen schob er die Tür auf und tastete nach dem Lichtschalter. Ungläubig suchte er mit den Augen den kleinen, hell erleuchteten Raum ab. Es war niemand zu sehen. Da hörte er das Geräusch wieder. Mit einem Mal wurde ihm klar, woher der Laut kam und er lachte verlegen auf.
    „Gworran, du kleines Monster! Da habe ich mich schön von dir ins Bockshorn jagen lassen.“ Der junge Rabe legte den Kopf schief und sah ihn erwartungsvoll an. John griff nach dem Schlüssel für das Vorhängeschloss der Voliere und ging wieder hinaus. Er sperrte auf und zog die mit Drahtgeflecht überzogene Tür auf, durch die die Vögel hinaus konnten.
    Bran, das ranghöchste Tier der Gruppe, schritt auf die Wiese vor der Voliere. Das große Männchen war nach einer keltischen Gottheit benannt und benahm sich auch so. Hinter ihm kamen die anderen Raben zögerlich heraus. Scheinbar unentschlossen hockten sie dann vor ihrem Nachtquartier. John wusste, dass zwischen den Vögeln und ihrem Pfleger eine enge Bindung bestand. Sicher waren sie verwirrt, dass George nun nicht da war.
    Dann wandte er sich entschlossen um. Er konnte ihnen ihren gewohnten Pfleger nicht ersetzen, aber zumindest konnte er etwas für ihre knurrenden Mägen tun.
    Glücklicherweise führte der Ravenmaster detailreich Buch über jeden seiner Schützlinge. Dankbar nahm John den dicken Hefter vom Regal, der Georges Aufzeichnungen enthielt. Für jedes der Tiere wurde festgehalten, was und wieviel es zu fressen bekam, wann eine Impfung fällig war und wann die Flügel wieder gestutzt werden mussten.
    John blätterte ein paar Seiten zurück und bemerkte erleichtert, dass das Stutzen der Flügel erst vor wenigen Wochen erfolgt war und daher erst wieder in rund zwei Monaten anstand. Da die Vögel diese Prozedur verständlicherweise hassten und ihren Unmut mit ihren scharfen Schnäbeln auch zum Ausdruck brachten, war hier großes Geschick nötig. John hoffte inständig, dass George bis dahin wieder seinen Platz als Ravenmaster würde einnehmen können.
    Im Kühlschrank fand er genügend Fleisch für die nächsten beiden Tage. Jeden zweiten Tag bekamen die Vögel auch je

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