Tod im Tower: John Mackenzies erster Fall (German Edition)
sah John fragend an.
„Denken Sie, es gefällt Ihrer Tochter? Natürlich ist die Einrichtung nicht die neueste und die Farbe muss irgendwann erneuert werden, aber dafür haben wir einen gut ausgestatteten Computerraum mit allen Schikanen, eine Bar mit Billardraum und eine hauseigene Wäscherei. Und die Lage ist unschlagbar.“ John lächelte über den Eifer des jungen Mannes.
„Am besten soll sie es sich selbst einmal ansehen. Ich für meinen Teil finde es ganz in Ordnung. Sagen Sie, können Sie mir etwas über die Mitbewohner sagen? Meine Tochter möchte aus ihrer jetzigen Wohnung ausziehen, weil es mit den anderen Mitgliedern der Wohngemeinschaft einfach nicht passt. Ich will nicht, dass das wieder passiert.“ Carl überlegte angestrengt.
„Hm. Wir haben vierhundertfünfzig Studenten im Haus und ich arbeite erst seit ein paar Monaten hier, da kenne ich natürlich bei weitem nicht alle. Am ehesten noch die“, er wies mit einer Kopfbewegung auf Alisons geschlossene Tür, „die sich öfter mal beschweren, weil irgendeine Kleinigkeit nicht in Ordnung ist. Auf jeden Fall ist dies eine rein weibliche Gruppe. Außer Alison kenne ich nur noch Jean Falston persönlich, die ist ganz in Ordnung.“
„Haben Sie auch die Vormieterin des Zimmers gekannt? Die umgebracht wurde?“
Carl nickte. „Julia Feldmann. Die ist mir aufgefallen, weil sie besonders ruhig und zurückhaltend war. Durchaus höflich, aber, Sie wissen schon, so ein bisschen Rühr-mich-nicht-an.“
„Ich weiß, was Sie meinen. Hatte sie Kontakte zu ihren Mitbewohnerinnen?“
„Keine Ahnung. Wahrscheinlich kaum, die hatte wohl immer nur ihr Studium im Kopf. Unten in unserer Bar hab ich sie auf jeden Fall nie gesehen. Wollen Sie denn mit Ihrer Tochter noch einmal vorbeikommen? Dann sollten Sie sich beeilen, es hat sich schon herumgesprochen, dass das Zimmer wieder zu haben ist. Heute war bereits eine Studentin da, um es zu besichtigen.“ Er begleitete John zum Ausgang.
Unzufrieden mit sich selbst lenkte John seine Schritte zur U-Bahn Station Covent Garden. Doch schon nach wenigen Metern wurde er gestoppt, als jemand von hinten seinen Arm ergriff und zischte, „Mr. Mackenzie, was haben Sie hier verloren? Mischen Sie sich etwa in die Ermittlungen der Metropolitan Police ein?“
Ertappt fuhr er herum – und stand seiner Nichte gegenüber, die vergnügt losprustete.
„Renie! Was tust du hier? Und was soll das überhaupt?“
Kapitel 16
„Oh John, nicht böse sein! Ich helfe dir bei deinen Nachforschungen, was sonst?“ John stand, wie vom Donner gerührt.
„Wie…was…“ Resolut ergriff Renie seinen Arm.
„Komm, am besten lädst du mich zum Abendessen ein, dann können wir reden. Ich weiß auch schon, wo wir hingehen.“ Minuten später öffnete sie schwungvoll die Tür zu einem der zahlreichen All-you-can-eat-Buffets in Chinatown. Nachdem sie den Kellner wie einen alten Bekannten begrüßt hatte, strebte sie durch den lärmigen Raum auf einen kleinen Tisch zu, der in die hintere Ecke gezwängt war. John quetschte sich auf den wackligen Plastikstuhl und hob an, „Renie, du erklärst mir jetzt sofort – “
„Gleich, John. Erst mal holen wir uns was zu essen. Was willst du trinken?“
„Äh, einen Jasmintee, bitte.“ Renie plärrte seine Bestellung quer durch den Raum und zog ihn dann zum Buffet.
„Hier, das doppelt gebratene Rindfleisch, das musst du probieren, himmlisch. Und die Ente mit Gemüse. Die Frühlingsrollen würde ich mir sparen, die triefen nur so vor Fett. Aber die gebratenen Nudeln mit Huhn sind dafür wieder Spitzenklasse.“ Mit vollgehäuften Tellern bahnten sie sich ihren Weg zurück zum Tisch, auf dem Johns Tee bereits auf ihn wartete, dazu ein großes Glas mit Saft für Renie. „Mangosaft, den trinke ich hier immer, sehr lecker. Und nun guten Appetit.“
„Renie!“ John, der sich von seiner Überrumpelung erholt hatte, starrte seine Nichte durchdringend an.
Sie grinste ungerührt zurück. „Genieß dein Essen mit der künftigen Entwicklungshilfeministerin.“
„Oh, mein Gott, du hast deine Mutter und mich gestern belauscht!“ John verschluckte sich an einem Stück Huhn. Renie sprang auf und klopfte ihm auf den Rücken, bis er keuchend abwinkte. „Geht… schon wieder.“ Er nahm einen Schluck Tee und atmete tief durch. „Maggie hatte recht, du bist wirklich über die Maßen neugierig.“ Plötzlich dämmerte ihm etwas. „Du warst die Studentin, die vor mir Julia Feldmanns Zimmer besichtigt
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