Tod im Tower: John Mackenzies erster Fall (German Edition)
aber heute Nacht hatte er das Bedürfnis, eine Kerze anzuzünden. Danach ging er die wenigen Schritte zu seiner Wohnung und fiel in einen traumlosen Schlaf.
Früh am nächsten Morgen saß John kribbelig in der mittlerweile vertrauten Eingangshalle von Scotland Yard. Nachdem er Bonnie und Mullins von den Geschehnissen des gestrigen Tages berichtet hatte, hatte der Chief ihm einen halben Tag freigegeben.
„Sehen Sie zu, ob Sie George nicht dazu bewegen können, nun eine Aussage zu machen. Das Einzige, wofür Richard sich wird verantworten müssen, ist sein Drogenkonsum. Wenn man bedenkt, welchen Dreck manch andere von unseren Volksvertretern am Stecken haben, ist das ja noch direkt harmlos.“, sagte Mullins zynisch.
John schüttelte den Kopf. „Ganz so einfach wird es nicht werden. Immerhin hat er Owen mit seiner Aussage, sie wären im fraglichen Zeitraum ständig zusammen gewesen, gedeckt. Also ist er mindestens noch wegen Falschaussage dran. Aber dennoch denke ich, bleibt George jetzt nichts anderes mehr übrig, als auszusagen. Wenn sie Owen erwischen, wird er mit Sicherheit versuchen, George und Richard zu belasten. Also wäre es klüger, jetzt mit der Wahrheit herauszurücken.“
Georges Gesicht drückte äußerst gemischte Gefühle aus, nachdem John mit seinem Bericht geendet hatte. Schock über Renies knappes Entrinnen. Erleichterung, dass ein anderer an die Stelle des Hauptverdächtigen gerückt war. Zweifel.
„Nigel Owen? Bist du sicher, John? Ich kann mir das gar nicht vorstellen. Er hat doch all die Monate aufopferungsvoll für Richards Erfolg gearbeitet. Er war auch oft zu Gast bei uns und Marcia und ich hielten ihn für einen sehr angenehmen Mann. Warum um Himmels Willen sollte er Julia Feldmann umbringen und dann versuchen, mich als den Täter hinzustellen?“
„Ich weiß es nicht. Sein Motiv wird die Polizei sicher herausfinden. Tatsache ist, dass er nun im Zusammenhang mit dem Mord und auch mit dem versuchten Mord an meiner Nichte gesucht wird. Die Polizei wird das Unterste zuoberst kehren und mit Sicherheit werden Hinweise auf dich und Richard auftauchen. Ich bitte dich, George“ Er sah seinen Freund beschwörend an. „Mach jetzt, heute, auf der Stelle eine Aussage. Sag der Polizei alles, was du weißt. Und Richard sollte dasselbe tun. Wenn er nun reinen Tisch macht, kommt er mit Sicherheit besser davon, als wenn die Polizei durch ihre Ermittlungen gegen Owen alles herausfindet.“ George schluckte mühsam.
Dann hatte er sich entschieden: „Ruf den Anwalt an. Er soll herkommen. Und sag Whittington, ich bin bereit, mit ihm zu reden. Ach, und sag dem Anwalt, er soll auch versuchen, Richard zu einer Aussage zu bewegen. Es … ist wohl besser so.“ Er straffte die Schultern und stand auf.
Auch John stand auf. „Alter Freund, ich bin stolz auf dich. Wir sehen uns bestimmt bald wieder – und ich hoffe, es wird dann nicht hier drin sein.“
In einem ruhigen Winkel der Eingangshalle rief er Sir Fitzgerald Walters an und gleich darauf Chief Mullins, um ihm von seinem Gespräch mit George zu berichten. Als er auflegte und sich umdrehte, stand sein Cousin mit einem breiten Lächeln vor ihm.
„Ich dachte es mir: Du hast es geschafft, dass Campbell endlich redet. Gut, gut.“
John runzelte die Stirn. „Soso, der Superintendent ist sich nicht zu schade, ein privates Telefongespräch zu belauschen? Ich wäre ohnehin gleich zu dir gekommen, um es dir zu sagen.“
Simon warf ihm einen gespielt schockierten Blick zu. „John, ich hoffe, du vergisst nicht, dass meine Ermittlungsmethoden deine Nichte vor dem Tod bewahrt haben. Übertriebene Empfindlichkeit deinerseits ist da wohl kaum angesagt.“
John biss die Zähne zusammen und bemühte sich um ein Lächeln. „Richtig. Sobald Sir Fitzgerald eingetroffen ist, wird George aussagen. Gibt es etwas Neues bei euren Nachforschungen?“
„Owen ist immer noch wie vom Erdboden verschwunden. Im Lauf des Vormittags bekomme ich den Durchsuchungsbefehl für seine Wohnung. Sicher werden wir dort irgendwelche Hinweise finden. Auch mit Richard Campbell werde ich heute noch sprechen.“ John legte Whittington bittend die Hand auf den Arm. „Denkst du, du kannst es einrichten, als erstes Georges Aussage aufzunehmen?“
„So, hat er es jetzt plötzlich eilig damit, die Karten auf den Tisch zu legen? Na gut, ich will sehen, was sich machen lässt.“
Als er sich wegdrehte, fiel John noch etwas ein. „Ach, Simon, wie geht es deinem
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