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Tod in Bordeaux

Tod in Bordeaux

Titel: Tod in Bordeaux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Grote
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Fotograf war schon im Begriff, die Rollläden vor dem Schaufenster herunterzulassen. Er ging ins Labor, holte die Bilder und legte sie nebeneinander auf den Tresen. Auf zweien der drei Fotos waren die Gesichter der Männer zu erkennen.
    Beide blickten angespannt, einer in Richtung Garagentür, der andere zur Seite. Der Vordere von beiden hatte schwarzes Haar, tiefe Geheimratsecken und zog die Stirn kraus. Das Auffällige am zweiten Mann war sein bis zum Kinn reichender Schnurrbart, er schien mehr ein schlichtes Gemüt, was auch seine Körperhaltung ausdrückte: zurückgenommen, vorsichtig, nicht ganz überzeugt, während der vordere Mann zielstrebig auf die Garage zuging.
    «Wenn sie bei Bichot arbeiten, müsstest du sie kennen», gespannt schob Martin Jacques die Fotos zu.
    Der betrachtete sie lange, schüttelte dann den Kopf. «Nie gesehen, die Typen, die arbeiten nicht auf Grandville.»
    «Dann hat Garenne sie geschickt...»
    «Was macht dich so sicher? Bichot hat hundert und mehr Angestellte, der besitzt so viele Weingüter wie andere Leute Oberhemden, hier, in Bordeaux, und über ganz Frankreich verteilt», sagte Jacques mit einem Naserümpfen. «Der sammelt Weinberge, aber nur die besten.»

Kapitel 16
    Der Lehm klebte in Klumpen an Martins Schuhen und hielt ihn am Boden. Bei jedem Schritt zwischen den Rebstöcken sank er ein und hatte unendliche Mühe, die Füße aus dem weichen Erdreich zu ziehen, um wenigstens einen Schritt voranzukommen. Er strampelte, geriet fast in Panik - der Lehm war zäh, der Morast ließ ihn nicht los. Er musste die Trauben unbedingt zu dem Anhänger bringen, den Gaston am Rand des Weinbergs geparkt hatte; wenn er dort wäre, würde das verdammte Klingeln aufhören. Aber es klingelte weiter.
    Martin wachte auf und tastete nach dem Lichtschalter. Im Licht der Nachttischlampe sah er den Grund für diesen entsetzlich anstrengenden Traum: Er war eingeschlafen, ohne die Bettdecke, die unter die Matratze geschlagen war, hervorzuziehen. Am Fußende war so wenig Platz, dass er die Füße kaum bewegen konnte.
    Es klingelte von neuem. Martin nahm sein Handy und drückte die Antwort-Taste. Er räusperte sich, sein «Hallo» blieb ihm im trockenen Hals stecken.
    «Herr Bongers? Martin Bongers aus Frankfurt?» Die männliche Stimme hatte er nie zuvor gehört. Wer um alles in der Welt rief ihn mitten in der Nacht an?
    «Walter Schreiber, Hauptkommissar, Kriminalpolizei Frankfurt. Sie haben eine Weinhandlung in der Hanauer Straße?»
    «Wieso? Ist was nicht in Ordnung? Muss was Schlimmes sein, wenn Sie um diese Zeit anrufen.» Martin sah auf seine Armbanduhr. Es war kurz vor halb fünf. Was um Himmels willen war jetzt wieder passiert? Ließ man ihn nicht mal einen oder zwei Tage verschnaufen?
    «Es ist sehr unangenehm, wenn man schlechte Nachrichten überbringen muss - ich muss Ihnen leider mitteilen, dass es heute Nacht in Ihrer Weinhandlung gebrannt hat. Es sieht katastrophal aus, kurz gesagt. Sie müssen herkommen, so schnell es geht. Sie sind in Bordeaux?»
    Martin schüttelte sich. Nein, nicht schon wieder ein Unglück, bitte, keine neue Katastrophe. Er setzte sich auf. «Wissen Sie, mein Herr, in einer Weinhandlung lagert nichts Feuergefährliches. Lassen Sie den Unfug. Ich finde solche Späße nicht witzig!»
    Er schaltete das Telefon ab und ließ sich zurück in die Kissen fallen. Auf was für Ideen die Leute kamen, mitten in der Nacht! Wollte man ihn weich kochen? Ihm wurde mulmig, zurzeit war alles denkbar. Er strampelte mit den Beinen, bis die Decke frei war, und rollte sich ein. Sollten sie ihn mal gern haben. Vom neuen Tag war nichts zu sehen, und das war gut so.
    Unten im Haus läutete Carolines Telefon, kurz darauf hörte er sie auf der Treppe. «Martin! Frau Schnor, dringend ...»
    Jetzt war er sofort aus dem Bett, warf den Bademantel über und rannte nach unten. Caroline sah ihm entgegen, die Sorge ins Gesicht geschrieben, und hielt ihm den Hörer hin. Er meldete sich, aber statt Frau Schnor war wieder der Mann von eben am Apparat:
    «Herr Bongers, bei solchen Angelegenheiten scherzen wir nicht. Falls Sie mir nicht glauben - Ihre Mitarbeiterin, Frau äh ... wie? ... Frau Schnor steht neben mir ...»
    «... lassen Sie mich mit ihr sprechen», fauchte Martin. «Sie wird ja wohl wissen, was passiert ist.»
    Einen Augenblick später hörte er ihre vertraute Stimme, verängstigt und aufgeregt. «Es ist wahr, Herr Bongers ... es ist schrecklich ...» Sie schluchzte, und es machte ihr

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