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Tod in Bordeaux

Tod in Bordeaux

Titel: Tod in Bordeaux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Grote
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Mühe, Worte zu finden. «Der Laden ... alles ausgebrannt, die Polizei hat mich aus dem Bett geholt...»
    «Habe ich richtig gehört?» Martin stierte auf den Fußboden und versuchte, sich das Unbegreifliche vorzustellen. Sein Laden - ausgebrannt? «Und das Lager?», fragte er beklommen.
    «Der Keller scheint unversehrt. Die Weine im Gewölbe sind wahrscheinlich gerettet, wenn kein Wasser durch die Decke kommt. Die Feuerwehr ist noch hier. Das Atelier von dem Grafiker im ersten Stock ist auch ausgebrannt, und der Lagerraum nebenan ...», Frau Schnor schluchzte wieder, Martin wartete ungeduldig, bis sie sich beruhigt hatte, «... der Lagerraum ist beschädigt, das Löschwasser... alle Flaschen sind geplatzt, es sieht fürchterlich aus ... Sie müssen kommen ...» Sie konnte nicht weitersprechen.
    Martin ließ den Hörer sinken. Was für ein Horror! Musste er da durch, oder war es doch ein Traum? Er zitterte, setzte sich und zog den Bademantel fest um sich. Caroline stand fragend neben ihm. «Abgebrannt», sagte er heiser, «mein Laden ist abgebrannt. Hört sich an, als sei alles im Eimer ...»
    Am liebsten hätte er aufgelegt, sich die Decke über den Kopf gezogen und weitergeschlafen, aber die Stimme gab keine Ruhe. Der Kriminalbeamte sprach weiter: «... der Brand hatte eine solche Gewalt, dass wir uns fragen, was ihn verursacht hat. Was haben Sie gelagert?»
    «Wein», sagte Martin böse, «nichts als Wein - und ein paar Obstbrände, Cognac, Grappa, von allem was, nicht viel...»
    «Aber es hat eine Explosion gegeben ... und Ihre Mitarbeiterin sagte, Sie seien bedroht worden ...»
    «Lassen Sie Frau Schnor in Ruhe», schnauzte Martin den Polizisten an.
    «Herr Bongers, nicht in diesem Ton», sagte der Beamte scharf. «Wir können Sie auch von der französischen Polizei vorführen lassen. Es deutet alles auf eine Explosion hin. Wie in solchen Fällen üblich, haben wir den Staatsschutz alarmiert. Wann sind Sie hier?»
    Mit dem Wagen zu fahren war ausgeschlossen, er musste so schnell wie möglich wieder zurück sein, wegen des Weins ... Also musste er fliegen. Er blickte auf die Uhr: «Wenn ich für die erste Maschine noch einen Platz kriege, kann ich gegen elf da sein.»
    Das Gespräch war beendet, Martin schleppte sich niedergeschlagen in die Küche, jetzt war es an Caroline, ihn zu trösten. Er schlug die Hände vors Gesicht und wusste nicht, was er denken oder fühlen sollte.
    «Welches Arschloch legte eine Bombe in meinen Laden? Garenne? Der Korse, dieser Drapeau? Wenn ich das behaupte, wird man mich für verrückt halten», hörte er sich wie von ferne zu Caroline sagen.
    War er ruiniert? Sah so das Ende seines Weinhandels aus? Was war mit seiner Bibliothek, war die auch verbrannt? Wenn das Feuer sich bis ins Büro ausgebreitet hatte, waren all die in Leder gebundenen Bände hin, alte Werke über Weinbau in der Antike und im Mittelalter, Kunstwerke mit zum Teil rührend anmutenden Zeichnungen, dazu das gesamte Pressearchiv, die Arbeit von zehn Jahren ... Um die Versicherungen brauchte er sich wenig Sorgen zu machen, Sichel hatte wahrscheinlich alles unter Kontrolle. Doch Geld würde diesen Verlust nicht ersetzen. Konnte man nach alldem, was geschehen war, einfach wieder neu anfangen? Wollte er das überhaupt?
    Während Caroline schweigend Kaffee machte, sah er erneut auf die Uhr - nein, viel zu früh, um Grivot anzurufen, wozu auch?
    Martin trat ans Fenster. Regen, in der Ferne die Lichter von Saint-Émilion. Hinter ihm auf der Stuhllehne die Jacke mit dem Revolver - nein, das war kein Traum mehr.
    Auf dem Weg zum Flugplatz, Martin hatte einen Platz in der Neun-Uhr-Maschine nach Orleans mit Anschluss nach Frankfurt ergattert, rief er den Wirt vom Bistro an und bat ihn, nachdem er ihm im Telegrammstil seine Lage erklärt hatte, Jacques zu finden.
    Der Patron sperrte sich. Es sei nahezu unmöglich, Jacques bei irgendeiner seiner Freundinnen aufzutreiben, außerdem würde er sowieso keinen Weinkeller freiwillig betreten. Martin drängte. Schließlich ergab sich der Patron in sein Schicksal. Martin umriss kurz die anstehenden Arbeiten, das Umfüllen, den biologischen Säureabbau und wo Bakterienkulturen zu bekommen waren, aber davon wollte der Patron nichts hören. Ihn interessierte etwas anderes: «Bist du versichert - gegen Feuer?»
    «Gegen Feuer ja, aber kaum gegen Bombenanschläge.»
    «Eine Bombe? Von wem?»
    «Keine Ahnung. Aber das kriegen wir raus, und dann wird es ihm Leid tun, nicht um meinen Laden,

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