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Tod in Bordeaux

Tod in Bordeaux

Titel: Tod in Bordeaux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Grote
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einer unserer Familien zu sprechen. Nun, wo Sie ja fast zu uns gehören, erzähle ich es Ihnen lieber, bevor Sie es von anderer Seite erfahren.»
    Martin war gespannt auf Bichots Version.
    «Sein Großvater hat damals der Wehrmacht Wein verkauft, angeblich einen Grand Cru, in Wirklichkeit war es Wein aus dem Midi ... Sie sind dahinter gekommen und haben ihn ins Gefängnis gesteckt. Wäre er wirklich für die Resistance eingetreten, so, wie unser Garenne es behauptet, hätten die Nazis ihn erschossen.»
    «Wie sind die hinter den Betrug gekommen?»
    «Einer seiner Arbeiter, ein Sympathisant der Besatzer, denunzierte ihn. Aber jetzt zu Ihnen. Wie haben Sie entdeckt, dass Garenne - unsaubere Geschäfte macht?»
    «Ich habe nicht gesagt, dass Garenne dafür verantwortlich ist», entgegnete Martin. «Dafür gibt es keinen Beweis. Aber beim Haut-Bourton von 1989, den ich von Gaston bekommen habe, handelt es sich eindeutig um eine Fälschung.» Martin berichtete von seinen Empfindungen bei der Verkostung, alles andere jedoch sparte er aus. Bichot musste nicht alles wissen. Es reute ihn bereits, wie viel er Grivot erzählt hatte.
    Bichots Reaktion war heftig. «Sie erheben schwere Vorwürfe gegen einen Mann aus unserer Mitte. Überlegen Sie es sich lieber, bevor Sie so etwas an die Öffentlichkeit bringen. Das rate ich Ihnen als Freund des Hauses.»
    Bichots Stimme war eindringlich. «Mir können Sie es sagen, da sickert nichts durch, verlassen Sie sich darauf. Aber eines sollte Ihnen bewusst sein, Sie schaden Garenne, Sie schaden Bordeaux, seinem Ansehen, uns allen, und vor allem sich selbst. Wenn Sie das an die Öffentlichkeit bringen, können Sie sich hier nie wieder blicken lassen. Kein Hund verkauft Ihnen mehr eine Flasche, nicht einmal unter der Hand.»
    Martin wurde hellhörig. Wusste er von seinen steuerfreien Geschäften? Wollte Gaston deswegen aufhören? Vielleicht war einer seiner Lieferanten mit Bichot befreundet und hatte es ihm erzählt. Martin beschloss, bei der Wahl seiner Partner künftig vorsichtiger zu sein.
    Und da Bichot verständlicherweise viel am guten Ruf von Bordeaux lag, war es sinnvoller, mit ihm zu kooperieren, sonst würde er womöglich Garenne warnen. Ich gehöre nicht dazu, sagte sich Martin, also Vorsicht. In der Not halten sie zusammen, sie müssen miteinander auskommen, und auf einen Deutschen werden sie schon gar nicht hören.
    Bichot beugte sich vor und fixierte Martin. «Falls Sie Beweise finden, kommen Sie am besten zu mir. Wir werden das gemeinsam prüfen. Unternehmen Sie nichts, um Himmels willen. Sie haben hoffentlich mit niemandem darüber geredet?»
    Martin schüttelte den Kopf. «Das wäre zu riskant.»
    «Sehr gut, Monsieur Bongers, sehr gut. Schweigen Sie, zu niemandem ein Wort! Sprechen Sie auf keinen Fall mit Madame Charlotte darüber. Pflegen Sie gute Nachbarschaft, sie ist eine reizende Person, charmant, intelligent, mit weitreichenden Verbindungen, eloquent, aber Sozialistin und damit ihrer Partei verbunden. Für die wäre es ein gefundenes Fressen, der Bourgeoisie von Bordeaux die Maske vom Gesicht zu reißen. Nicht auszudenken, wenn das bekannt würde. Das würde sich auch in Deutschland auf den Absatz unserer Weine auswirken. Es geht auch um Ihr Geschäft.»
    Bichot schüttelte von neuem fassungslos den Kopf, er konnte sich nicht beruhigen. «Garenne, ein Fälscher. Wer hätte das gedacht. Scheint in der Familie zu liegen - wie der Großvater so der Enkel. Vielleicht überspringt das Schicksal immer eine Generation. Ein trauriger Fall. Mir tut er Leid.»
    Es klopfte an der Garagentür, und Charlotte trat ein. «Hoffentlich störe ich nicht. Monsieur Bichot, wir können Ihnen leider kein Festessen wie auf Grandville bieten, aber wir würden uns freuen, wenn Sie zum Essen blieben, Monsieur Bongers hat eine wunderbare Bouillabaisse gemacht ...»
    «Sehr freundlich, Madame.» Bichot stand beflissen auf. «Ich bedaure es außerordentlich, aber die Geschäfte rufen mich zurück, ich wollte nur die Gelegenheit nutzen und kurz vorbeischauen. Ich gehe sofort.» Das war eine klare Aufforderung an Charlotte, sie wieder allein zu lassen. Bichot küsste ihr erneut die Hand. Riecht die jetzt nach Fisch oder nach Limone?, fragte sich Martin, als Charlotte ihm über den Rücken des sich verbeugenden Bichot zulächelte.
    «Wir werden das gemeinsam zu Ende bringen, Monsier Bongers», sagte Bichot, als die beiden Männer wieder allein waren, und legte Martin vertraulich die Hand auf den

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